Geldwäsche in Milliardenhöhe: Kriminelle Geschäfte im Immobilienboom

Deutschland hat ein massives Problem mit Geldwäsche, wie eine Studie von Transparency International aufzeigt. Es gebe zu viele Schlupflöcher im Geldwäschegesetz.

Deutscher Immobilienmarkt ein „Hochrisikosektor“

Der deutsche Immobiliensektor wird immer häufiger das Ziel von Geldwäschern. Es wird vermehrt ausländisches Geld investiert, dessen Herkunft unbekannt ist. Finanzforscher bezeichnen den deutschen Markt daher inzwischen sogar als „Hochrisikosektor“.

Zu diesen Ergebnissen kam auch eine Studie der Antikorruptionsorganisation Transparency International (TI). Schon allein wegen seines Volumens biete der deutsche Immobilienmarkt erhebliches Potenzial zur Geldwäsche. „Nach Schätzungen waren es allein 2017 über 30 Milliarden Euro“, was mehr als 10 Prozent des gesamten Immobilienumsatzes entsprechen würde. 15 bis 30 Prozent der kriminellen Gelder dürften inzwischen wieder in Immobilien investiert worden sein – durch den Bau, Kauf, Verkauf, die Sanierung oder Miete – schätzt TI. „Es gibt ein massives Problem mit Geldwäsche bei Immobilien in Deutschland“, bestätigte auch Transparency-Chefin Edda Müller. „Dieses Problem – nach unserer Auffassung und nach den Ergebnissen der Studie – steht in keinem Verhältnis zu den Kapazitäten der Ermittlungsbehörden in Deutschland und auch zu den Instrumenten, den Möglichkeiten, den Geldwäschern auf die Spur zu kommen. Das heißt, wir fordern sowohl Änderungen der geltenden Gesetze als auch verstärkte Anstrengungen im Bereich der Ermittlungen“, so die Antikorruptionsorganisation.

Zu viele Schlupflöcher im Gesetz

Müller zufolge enthalte das Geldwäschegesetz zu viele Schlupflöcher, die es potenziellen Geldwäschern einfach machen würden. So muss beim Kauf einer Immobilie in Deutschland der wahre Eigentümer seine Identität nicht preisgeben. Aktuell wird bereits an einer neuen Geldwäscherichtlinie gearbeitet, für dessen Umsetzung Deutschland bis zum Jahr 2020 Zeit hat. Damit sollen Schlupflöcher wie dieses geschlossen und dubiose Geschäfte eingedämmt werden.

Verdachtsfälle müssen gemeldet werden

Auch Christof Schulte, Chef der Anti-Geldwäsche-Einheit FIU, sagte vergangenen Oktober in einem Interview, es sei eine Zunahme krimineller Machenschaften im Immobiliensektor auszumachen. Er appelliert daher vor allem an Makler und Notare, Verdachtsfälle umgehend der FIU zu melden. Im Jahr 2017 sollen von rund 60.000 Verdachtsmeldungen gerade einmal 20 von Immobilienmaklern gekommen sein.

„Die entscheidenden Akteure melden praktisch keine Fälle“, kritisiert auch Müller den Umstand. „Bei großen Projekten, bei großen Investitionen werden diese Geschäfte über die Anwälte betrieben. Die sind nach dem Geldwäschegesetz verpflichtet, Verdachtsmeldungen abzugeben. Verdachtsmeldungen im Hinblick auf die Herkunft von Mitteln. Und wir stellen fest, dass auch gerade aus diesem Bereich so gut wie keine oder sehr wenige Verdachtsmeldungen wirklich abgegeben werden und das macht natürlich stutzig“, schrieb auch Transparency International.

 

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