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Wohntürme für Zahlungskräftige: Wie das Konzept „Hochhaus“ in Deutschland seine Wiederauferstehung feiert

Die Wohnungsmärkte sind angespannt. Das Hauptproblem: In urbanen Lagen fehlt ausreichende Baufläche. Die Lösung könnte ein seit den 80ern in die Jahre gekommenes Konzept sein: Hochhäuser.

Seit rund fünf Jahren erleben Wohntürme in Deutschland eine Renaissance. Zu diesem Schluss kommt Catella Research in einer Marktanalyse. Als Wohntürme definieren die Experten dabei Hochhäuser, die mindestens 50 Meter hoch sind, nach 2010 erbaut wurden und zu 75 Prozent als Wohnungen genutzt werden.

30 neue Wohntürme bis 2023

In den nächsten fünf Jahren sollen in Deutschland rund 30 neue Wohntürme entstehen, vor allem in den Top 5-Standorten in Deutschland. Der größte Teil davon wird aller Voraussicht nach in der deutschen Hauptstadt erbaut: 14 neue Hochhäuser sollen bis 2023 in Berlin entstehen. Die Bankenstadt Frankfurt liegt mit elf Hochhäusern nur knapp dahinter, so die Marktforscher. Geplant ist dabei mehrheitlich der Bau in zentraler Lage.

Eine neue Generation von Hochhäusern

In ihrem Market Tracker „Wohntürme als neue urbane Wohnform“ machen die Immobilienresearcher von Catella auch deutlich, dass das Konzept der Hochhäuser nicht einfach nur wiederbelebt, sondern neu erfunden wurde. „Im Gegensatz zur ersten Generation wird bei der Renaissance der Wohntürme explizit ein Fokus auf die Belebung des Wohnturms und des umliegenden Viertels gelegt“, heißt es in der Catella-Studie. Reine Wohnviertel seien heute nicht mehr zeitgemäß, stattdessen lege man bei der Planung Wert auf eine gemischte Nutzung und einen „Ausstrahlungseffekt“ auf das umliegende Viertel.

Entsprechend soll in den unteren Geschossen der Wohntürme Einzelhandel angesiedelt werden, Dienstleistungen, Fitnessstudios und Arztpraxen sind zur Belebung der Hochhäuser ebenfalls denkbar und sollen insbesondere „sowohl die Bewohner des Wohnturms unter sich, als auch jene der umliegenden Gebäude zum Austausch anregen“.  Von dem neuen Konzept soll auch das Umfeld der Türme profitieren – potenzielle Wertsteigerungs- und Aufwertungseffekte sollen sich positiv auf die Umgebung der Hochhäuser auswirken.

Zielgruppe: Wohlhabende Bevölkerungsschicht

Dabei sollen als Bewohner der Türme insbesondere Mitglieder der wohlhabenden Bevölkerungsschicht angesprochen werden. Luxuriöse Ausstattung ziele auf zahlungskräftiges Klientel ab, so Catella Research weiter. Dies schlägt sich in hohen Durchschnittsmieten nieder: 18 Euro werden pro Quadratmeter in Stuttgart fällig, 27 Euro in Berlin. Als Kaufpreise würden Preise zwischen 3.200 bis 9.500 Euro je Quadratmeter aufgerufen.

Idee in Deutschland unterschiedlich aufgenommen

Auch wenn die Prognose der Experten für Wohntürme vielversprechend ausfällt, gibt es auch Großstädte, die sich dem Trend komplett verweigern. So gibt es in München etwa keine Genehmigung für Bauwerke, die höher als 99 Meter – und damit höher als das Wahrzeichen der Stadt, die Frauenkirche, – sind. Doch ganz konkurrenzlos stehen Frankfurt, Berlin & Co. in Sachen Wohntürme nicht da: „Nicht nur in Städten wie Berlin oder Düsseldorf sind Wohnturmprojekte in der Pipeline, auch in B-Städten wie Leipzig“, erklärt Dr. Thomas Beyerle, Head of Group Research bei Catella.

Bildquellen: vs-arts/Shutterstock.com