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Trend zum gesunden Wohnen: Weniger Schadstoffe im Zuhause

Das allgemeine Bewusstsein für Gesundheit und Umwelt hält immer mehr Einzug in die Immobilienbranche: Insbesondere Familien legen zunehmend Wert darauf, dass das eigene Zuhause aus unbedenklichen Baustoffen besteht und schadstoffarm ausgestattet wird, um gesundheitliche Beschwerden oder Allergien möglichst zu umgehen.

Schadstoffreiche Immobilien gefährden durch schlechtes Klima

Teilweise werden von den unterschiedlichsten Gebäudebestandteilen verschiedene Schadstoffarten freigesetzt, die die Gesundheit der Bewohner gefährden – oft bleibt das unbemerkt oder schlägt sich erst auf Dauer in Krankheiten oder Allergien nieder, deren Ursache schwer zu ergründen ist, wie das Umweltinstitut München berichtete. Da ein Mensch den Großteil seines Lebens in verschiedenen Innenräumen verbringt, sollte auf breiter Front ein gesundes Raumklima herrschen. Zwar gilt regelmäßiges Stoßlüften und richtiges Heizen als Hauptfaktor für ein gesundes Raumklima sowie als vorbeugende Maßnahme für beispielsweise Schimmelbefall, doch sind Wohngifte in Baubestandteilen vorhanden, reicht dieses Vorgehen meist nicht aus. Ist eine Immobilie schadstoffbelastet, gelten vor allem Kinder, Senioren und Allergiker als empfindliche Personengruppen, die negative Reaktionen davontragen können.

Die Ursachen für belastete Innenräume

Von der Ofenheizung, über die Wandfarbe bis hin zu den Möbeln: Von vielen Bestandteilen eines Wohnraumes können potenzielle Gefahren ausgehen. Sowohl in Neubauten als auch in Altbauten und bei Renovierungsarbeiten können giftige Stoffe auftreten, durch die Gesundheitsbeschwerden hervorgerufen werden könnten. In erster Linie sind flüchtige organische Verbindungen die Ursache für Wohngifte, die gesundes Wohnen beeinträchtigen. Diese kommen in Lösemitteln, Lacken, Farben, weiteren Baustoffen und sogar Teppichen sowie Möbeln vor. Von Parkett und Laminat wird beispielsweise oft Formaldehyd abgegeben: Die Bodenbeläge können das Lösemittel über lange Zeiträume ausdünsten und das Raumklima belasten.

Je nach Empfindlichkeit der Bewohner und der Konzentrationsstärke machen sich Symptome wie Kopfschmerzen, Schleimhautentzündungen oder Atemwegserkrankungen in Folge der Ausdünstungen bemerkbar. Oft verflüchtigen sich die Ausdünstungen zwar innerhalb einiger Wochen, allerdings gibt es auch schwerflüchtige Substanzen, die jahrelang bemerkbar sind: Beispielsweise finden sich derartige Stoffe in Holzschutzanstrichen oder Fugendichtungsmaterial – einige wurden bereits wegen Krebsgefahr verboten. Des Weiteren treten gesundheitsbedenkliche Stoffe in Dämm- und Fassadematerial auf.

Gefahr geht außerdem vom natürlichen, radioaktiven Edelgas Radon aus, das in mineralischen Baustoffen wie Granit, Schlacke oder Bims vorkommt. Darüber hinaus ist es mancherorts auch im Boden zu finden: Entstehen an diesen Stellen Risse, kann das Gas in Gebäude eindringen. Das Edelgas ist in Deutschland für um die 50 Prozent der natürlichen Strahlenbelastung verantwortlich.

Vorsicht beim Renovieren

In älteren Gebäuden lauern noch weitere Wohngifte – stellenweise ist noch der 1993 verbotene Schadstoff Asbest nachweisbar. Dabei handelt es sich um natürlich vorkommende, faserförmige kristallisierte Silikat-Minerale, die vor ihrer Verwendung aufbereitet werden. Zu finden war oder ist dieses Material in Estrich- und Klebematerialien, genauer Spachtelmasse, Fliesenkleber und Putz. Auch alte Fußbodenbeläge aus Kunststoff, Dacheindeckungen und Außenwandverkleidungen können durch den krebserregenden Stoff belastet sein. Freigesetzt wird er bei unsachgemäßer Entfernung in Form von Schleifen oder Abschaben: Feine Fasern lösen sich und können eingeatmet werden – dort richtet der Stoff schnell erhebliche Gesundheitsschäden an. Doch nicht nur beim Entfernen alter Baubestandteile müssen Heim- und Handwerker Vorsicht walten lassen: Gerade neue Materialien dünsten die bereits genannten Wohngifte aus, die je nach Grad der Konzentration die Atemwege reizen und weitere Symptome verursachen können. Aus diesen Gründen wird oft empfohlen, sich professionell bei Umbauarbeiten unterstützen zu lassen, um möglichen Gesundheitsrisiken durch nicht fachmännischen Umgang mit Baustoffen aus dem Weg zu gehen.

Alternative Materialien – gesundheitsfreundlich Bauen

Neben dem wichtigen Faktor von energetisch nachhaltigem Bauen und Renovieren, rückt der Fokus parallel auf gesundheitlich unbedenkliche Baustoffe. Und inzwischen ist die Palette an alternativen und gesundheitsfreundlichen Materialien groß, sodass Baufamilien und Renovierende die Möglichkeit haben, ein gesundes Raumklima im eigenen Zuhause zu erschaffen, wo völlig unbedenklich gelebt werden kann.

Als Dämmstoffe dienen dabei Zellulose, Holzfaser, Kork bis hin zum Hanf – als Innenputz sind Baumwollputz, Flüssigtapete, Lehm- und Kalkputz zu finden. Bei der optischen Gestaltung des Innenraums gibt es ebenfalls unterschiedliche Varianten, die für gesundes Wohnen in Frage kommen. So kann mit beispielsweise Kalkfarbe, Kaseinfarbe oder Silikatfarbe die Wand farblich gestaltet werden. Für den Boden finden sich neben Naturmaterialien wie Kork, Massivholz sowie Woll-, Naturfaser- und Naturhaarteppichen auch Linoleum und Fertigparkett.

Heimwerker können sich bei der eigenständigen Beschaffung der Materialien am Umweltzeichen „Blauer Engel“ orientieren: Damit werden Materialien gekennzeichnet, die auf gesundheits- und umweltschädliche Stoffe überprüft wurden. Doch inzwischen gibt es auch für gesundes Wohnen Fachberater und -betriebe, die Baufamilien oder Heimwerker zu Rate ziehen können, um das Eigenheim professionell mit einem gesunden Wohnklima ausstatten zu lassen und schadstofffrei zu wohnen.

Bildquellen: Sergey Nivens/Shutterstock.com