Immobilienaktien

Immobilienaktien sind Anteile an Firmen, die mit Wohn- und Gewerbeimmobilien handeln oder aber diese im Bestand halten und Miteinnahmen kassieren. In Deutschland sind dies zum Beispiel der DAX-Konzern Vonovia, die Unternehmen alstria office REIT, Deutsche EuroShop, Deutsche Wohnen, LEG Immobilien und TAG Immobilien aus dem MDAX und die Firmen Adler Real Estate, ADO Properties, DIC Asset, Grand City Properties, Hamborner REIT, PATRIZIA Immobilien und TLG Immobilien aus dem Kleinwerteindex SDAX. Die Auswahl ist also schon in Deutschland groß, andere europäische Indizes bieten noch weitere Optionen. Daher ist von den Anlegern – anders als bei einer Investition in Immobilienfonds – bei Immobilienaktien auch etwas mehr Eigeninitiative gefordert, da sie selbst die in ihr Depot passenden Unternehmen suchen und sich um den Kauf – und später den Verkauf – der Aktien kümmern müssen. Außerdem müssen sie selbst entscheiden, wie genau ihr Aktienportfolio zusammengesetzt sein soll, beziehungsweise in welche Aktiengesellschaft sie welchen Anteil ihres Kapitals investieren wollen.

Wie funktionieren Immobilienaktien?

Mit Immobilienaktien investieren Anleger in börsennotierte Unternehmen, die ausschließlich im Immobilienbereich tätig sind. Das Geschäftsmodell solcher Immobilienkonzerne besteht darin, Gebäude oder Wohnungen zu kaufen, entsprechende Bauprojekte in Auftrag zu geben und zu überwachen, die Immobilien zu vermieten, zu verwalten oder gewinnbringend weiterzuverkaufen. Das Portfolio dieser Firmen umfasst meist zahlreiche Immobilien an verschiedenen Standorten. Anleger profitieren durch den Kauf von Immobilienaktien indirekt an den Einnahmen, die diese Konzerne – meist durch die Vermietung der Immobilien – erzielen und als Dividende ausschütten oder reinvestieren. Als Besitzer eines Unternehmensanteils dürfen sie außerdem bei der Hauptversammlung über den zukünftigen Kurs der Aktiengesellschaft mitbestimmen. Ein direkter Eigentumsanspruch an den Immobilien des jeweiligen Unternehmens besteht jedoch nicht.

Was unterscheidet Immobilienaktien von den Aktien anderer Unternehmen?

Immobilienaktien bilden lediglich eine Unterkategorie im gesamten Aktienuniversums. Wie alle anderen Aktien auch verbriefen sie eine Beteiligung an einem börsennotierten Unternehmen, das jedoch ausschließlich im Immobilienbereich tätig ist. Immobilienaktien sind für Anleger allerdings besonders attraktiv, da sie stabile und gut prognostizierbare Unternehmenseinnahmen versprechen. Denn das Unternehmen hinter der Immobilienaktie erhält – wie jeder andere Vermieter auch – regelmäßige Miteinnahmen. Ihr Geschäftsmodell ist für Privatanleger außerdem transparenter und einfacher zu verstehen als das vieler anderer Aktiengesellschaften.

Was unterscheidet Immobilienaktien von Immobilienfonds?

Über Immobilienfonds investieren Anleger direkt in spezielle Bauprojekte, Gebäude oder Wohnungen, die vom Fondsmanager ausgewählt werden. Mit Immobilienaktien kaufen sie hingegen einen Anteil an einem Unternehmen aus dem Immobilienbereich, das wiederum zahlreiche verschiedene Immobilien besitzt. Während bei Immobilienfonds der Einstieg oft nicht jederzeit oder nur ab einer gewissen Summe möglich ist, es gesetzliche Mindesthaltefristen gibt und der Verkauf von Fondanteilen oft Monate im Voraus angemeldet werden muss, sind Immobilienaktien wesentlich einfacher zu handhaben. Da die Aktien meist in großer Stückzahl täglich an den Börsen gehandelt werden, sind sie sehr viel liquider als Immobilienfonds. Anleger können also jederzeit so viele Immobilienaktien über die Börse kaufen oder verkaufen, wie sie möchten oder es ihren aktuellen finanziellen Mitteln entspricht. Gesetzliche Mindesthaltefristen gibt es für Immobilienaktien ebenfalls nicht.

Gibt es verschiedene Arten von Immobilienaktien?

Immobilienaktien unterscheiden sich hauptsächlich durch die Art ihres Portfolios. Während einige Konzerne nur Immobilien in einem Land besitzen, agieren andere international. Auch die Art der Immobilien kann stark variieren: Einige Immobilienkonzerne setzen ausschließlich auf Wohnimmobilien, andere investieren nur in Bürogebäude während wieder andere sich auf Gewerbeimmobilien für Büros, Hotels oder Einzelhandel konzentrieren. Manche Firmen besitzen aber auch ein breit gefächertes Immobilien-Portfolio über alle Bereiche hinweg. Es gibt jedoch noch einen weiteren Bereich, indem sich die Unternehmen und damit auch ihre Aktien unterscheiden: Viele Immobilienfirmen setzen auf Mieteinnahmen, um einen soliden Gewinn zu erwirtschaften. Einige Unternehmen konzentrieren sich allerdings stattdessen darauf, ihre Einnahmen zu steigern, indem sie Immobilien kaufen, sanieren und dann gewinnbringend verkaufen, anstatt sie selbst zu vermieten.

Und auch an der Börse ist nicht jede Immobilienaktie gleich: Haben es Immobilienkonzerne geschafft, in den Leitindex eines Landes, zum Beispiel den DAX aufzusteigen, werden sie für Investoren besonders interessant. Sie gehören dann – anders als ihre Konkurrenten – nicht nur zur A-Liga der Börse, sondern werden oft auch von Fondsmanagern oder ETFs stärker berücksichtigt, die sich auf den Kauf von Aktien ausschließlich aus dem entsprechenden Index verpflichtet haben – und das kann den Kurs einer Immobilienaktie weiter ansteigen lassen.

Worauf sollte man bei Immobilienaktien achten?

Anleger sollten sich vor der Investition in eine Immobilienaktie informieren, wie das Immobilien-Portfolio des jeweiligen Unternehmens aufgestellt ist. Denn aufgrund der Gefahr einer Blasenbildung auf dem Häusermarkt in zahlreichen Städten bieten nicht alle Standorte das gleiche Potenzial. Außerdem sollten Anleger einen Blick auf den Net Asset Value (NAV) des Unternehmens werfen. Er ist die wichtigste Kennzahl bei Immobilienaktien und beziffert den Marktwert aller Immobilien des Unternehmens abzüglich der Schulden. Liegt der NAV unter dem Wert, mit der der Immobilienkonzern an der Börse bewertet wird, gilt die Aktie als überbewertet oder teuer. Die zukünftige Entwicklung der Immobilienaktie lässt sich daraus jedoch nicht zwingend ableiten.

Welche Vorteile bieten Immobilienaktien?

Immobilienaktien bieten einen einfachen Marktzugang für jedes Budget und können ganz einfach über die Börse gehandelt werden. Traditionell gelten Immobilienkonzerne auch als besonders ausschüttungsstark, bieten also solide Dividenden, die vor allem in Zeiten der Niedrigzinsen immer mehr zu einer wichtigen passiven Einnahmequelle werden. Da außerdem materielle Werte in Form von Gebäuden und Wohnungen hinter den Immobilienaktien stecken, bieten sie Anlegern mehr Sicherheit als andere börsennotierte Unternehmen, die lediglich auf Dienstleistungen oder digitale Angebote setzen.

Welche Nachteile besitzen Immobilienaktien?

Der Unterhalt von Immobilien sowie deren Bau, Kauf oder Verkauf ist sehr kapitalintensiv, weshalb Immobilienkonzerne sehr viel Geld benötigen und sich dieses oft über Kredite beschaffen. Steigen jedoch die Kreditzinsen, sinkt bei einer hohen Fremdverschuldungsquote im Gegenzug der Gewinn, den das Unternehmen selbst einstreichen kann. Das kann sich negativ auf den Kurs einer Immobilienaktie auswirken. Überhaupt ist deren Wert an der Börse nicht nur vom Wert der Immobilien im Portfolio oder den Einnahmen durch Vermietung abhängig. Außer dem Zinsumfeld beeinflusst auch die Stimmung am gesamten Kapitalmarkt den Kurs von Immobilienaktien und kann diesen ohne rational nachvollziehbaren Grund steigen oder fallen lassen. Sollte das Unternehmen hinter der Immobilienaktie zahlungsunfähig werden, wirkt sich dies natürlich auch negativ auf den Aktienkurs aus. Anleger können dann im schlimmsten Fall ihr eingesetztes Kapital vollständig verlieren.

Wie kann man in Immobilienaktien investieren?

Anleger benötigen ein Depotkonto, um Immobilienaktien handeln zu können. Dieses können sie entweder bei einer klassischen Filialbank, einer Direktbank oder einem Online-Broker eröffnen. Das Depot selbst ist dabei meist kostenlos, lediglich beim Kauf und Verkauf der Immobilienaktien fallen Handelsgebühren an, die zum Teil vom jeweiligen Broker und zum Teil von der entsprechenden Börse erhoben werden. Ist das Depot erst einmal eingerichtet, können Immobilienaktien während der Handelszeiten jederzeit über die Börse gekauft und verkauft werden. Der Preis einer Immobilienaktie entsteht dabei durch Angebot und Nachfrage, es kommt jedoch nur ein Handel zustande, wenn eine entsprechende Liquidität am Markt vorhanden ist, also die entsprechende Anzahl Aktien von einem anderen Marktteilnehmer angeboten oder nachgefragt wird. Anleger können die einmal gekauften Immobilienaktien entweder halten, um von der Geschäftsentwicklung in Form regelmäßig ausgeschütteter Dividenden zu profitieren, oder zu einem höheren Preis verkaufen, falls sich der Aktienkurs – möglicherweise dank eines boomenden Immobilienmarktes – entsprechend entwickelt hat.

Welche Faktoren beeinflussen den Kurs von Immobilienaktien?

Der Kurs von Immobilienaktien steigt, wenn viele Menschen in sie investieren wollen, also eine große Nachfrage herrscht. Dies kann der Fall sein, wenn Fondsmanager Immobilienaktien in einem Fonds bündeln oder ein neuer ETF auf die Immobilienbranche ausgelegt wird. Aber auch ein genereller Immobilien-Boom kann dazu führen, dass mehr Menschen in Immobilienaktien investieren wollen, um an der Entwicklung teilzuhaben. Wird Wohnraum knapp, treibt die hohe Nachfrage daneben auch den Wert der Immobilien, die die Konzerne bereits im Portfolio haben, und damit auch den Kurs der Immobilienaktien. Die Unternehmen profitieren davon aber auch, weil sie für ihre Objekte einfacher Mieter finden und zudem die Mietpreise der Marktsituation anpassen können. Das Gleiche funktioniert jedoch natürlich auch in die andere Richtung, falls eine Immobilienblase platzt und es zu einer Krise am Häusermarkt kommt.

Daneben ist das Zinsniveau der Haupttreiber für den Kurs von Immobilienaktien. Bei hohen Zinsen wird es für die Unternehmen teurer ihre Geschäfte zu finanzieren. Sie machen dadurch weniger Gewinn, was sich auch auf den Aktienkurs auswirkt. Bei sinkenden Zinsen steigt hingegen die Rentabilität und somit auch der Aktienkurs der Immobilienunternehmen. Das aktuelle Niedrigzinsumfeld ist für die Firmen und ihre Aktien besonders vorteilhaft, weil sich Anleger zunehmend auf die Suche nach Alternativen zu Sparbuch und Co. begeben und dabei eine Investition in Immobilien – auch über die entsprechenden Aktien – oft weit oben auf der Liste steht. Daneben können durch die tiefen Finanzierungskosten auch die Preissteigerungen am Immobilienmarkt aufgefangen werden und so höhere Belastungen in der Bilanz vermieden werden, was dem Aktienkurs ebenfalls zugutekommt.

Für wen sind Immobilienaktien geeignet?

Immobilienaktien sind für Anleger geeignet, die mit wenig Geld in den Immobiliensektor investieren möchten, schon etwas Erfahrung an der Börse gesammelt haben und ihre Investmententscheidungen eigenständig und flexibel treffen wollen, also ohne einem Fondsmanager zu folgen. Wer in Immobilienaktien investieren will, sollte zudem den Markt verstehen und bereit sein, sich eigenständig über die infrage kommenden Unternehmen, ihre Bilanz und ihr Immobilienportfolio zu informieren. Eine Investition in Aktien, egal aus welcher Branche, setzt außerdem eine gewisse Risikobereitschaft voraus, da Aktienkurse stark schwanken können und auch der Verlust eines Großteils des eingesetzten Geldes möglich ist. Um dieses Risiko möglichst gering zu halten, sollten in einem Aktiendepot daher optimaler Weise mehrere Branchen und Länder berücksichtigt, das Investment also breit gestreut werden.

Wie lange sollte der Zeithorizont für eine Anlage in Immobilienaktien sein?

Immobilienaktien bieten sich für einen langfristigeren Anlagehorizont an, da die Unternehmen regelmäßige Einnahmen generieren, die in der Regel einmal jährlich in Form einer Dividende teilweise an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Die Dividendenrendite sollte für Anleger auch im Vordergrund stehen, wenn die Immobilienaktie als Investment in den Immobilienmarkt gedacht ist, sie also eine Alternative zu dem Kauf eines eigenen Hauses oder Apartments oder der Investition in einen Immobilienfonds darstellt.

Bildquellen: WHYFRAME / Shutterstock.com