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Die Immobilienkrise in Europa: Herausforderungen für Stabilität und Wohlstand

In Europa breitet sich eine Immobilienkrise aus, die nicht nur den Zugang zu bezahlbarem Wohnraum behindert, sondern auch politische Unzufriedenheit schürt. Die steigenden Wohnkosten gefährden die soziale Stabilität und könnten politische Veränderungen in ganz Europa vorantreiben.

Kostenexplosion belastet Wohnungsbau

Aufgrund der Kostenexplosion hat der Wohnungsbau in Europa spürbar abgenommen, wie das ifo Institut berichtet. Demnach werde für die Jahre 2023 und 2024 mit einem spürbaren Rückgang der europaweiten Bauleistung von 1,1 beziehungsweise 0,7 Prozent gerechnet. Eine zentrale Ursache dieser Entwicklung liegt in den massiv gestiegenen Zinsen für Baufinanzierungen. Wie der Deutschlandfunk berichtet, seien die durchschnittlichen Zinskosten für ein zehnjähriges Hypothekendarlehen im April 2023 auf 3,78 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Niveau Ende 2021 bedeutet dies einen Anstieg von etwa 300 Prozent, wie der Deutschlandfunk weiter berichtet. Bürokratische Hürden und immer strengere Vorschriften zur Energieeffizienz würden das Problem insbesondere in Deutschland weiter verschärfen, wie finanzmarktwelt schreibt.

Auswirkungen europaweit spürbar

Die Situation der rückläufigen Bauleistung erstreckt sich jedoch über den gesamten Kontinent, wie Institutional Money berichtet. In Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Schweden sind die Baugenehmigungen demnach drastisch gesunken, was zu einem spürbaren Rückgang des Wohnungsbaus führt. Sogar wirtschaftliche Großprojekte wie die Herstellung von Autobatteriezellen in Schweden seien von einem Mangel an Wohnungen für Arbeiter bedroht, wie Institutional Money berichtet.

Eine Veröffentlichung des ifo Instituts belegt den Rückgang der Bauleistung mit aussagekräftigen Zahlen zur Entwicklung der Wohnungsfertigstellungen in Europa zwischen 2021 und 2025. Dabei sind in verschiedenen Ländern zum Teil erhebliche Rückgänge zu erwarten. Für den gesamten europäischen Immobilienmarkt erwartet das ifo Institut im Jahr 2025 einen Rückgang der Wohnungsfertigstellungen in Höhe von 12,1 Prozent im Vergleich zu 2021.

Politik kann Wahlversprechen nicht halten

Dieser Stillstand bedrohe nicht nur das Wirtschaftswachstum, sondern schüre auch politische Spannungen, da immer mehr Wähler die Auswirkungen des Wohnungsmangels am eigenen Leib spüren, wie Institutional Money berichtet. Die politischen Auswirkungen seien offensichtlich. Viele Regierungen können ihre Wahlversprechen bezüglich bezahlbaren Wohnraums nicht einhalten, was zu Unzufriedenheit in der Bevölkerung führe. Beispielsweise habe die deutsche Bundesregierung das Ziel, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, noch nicht erreicht. Ökonomen schätzen laut einem Bericht von Institutional Money, dass dieses Ziel erst frühestens im Jahr 2026 zu erreichen sei.

Die steigenden Wohnkosten führen laut dem Portal demnach dazu, dass Menschen einen immer größeren Teil ihres Einkommens für Wohnraum ausgeben müssen, was soziale Gräben vertieft und zu Spannungen führt. Insbesondere im Hinblick auf Zuwanderer, die oft als Konkurrenten um begrenzten Wohnraum angesehen werden, berge die aktuelle Situation Konfliktpotenzial. Immer mehr Wähler seien unzufrieden und würden nach Alternativen zu den etablierten Parteien suchen, die das Problem scheinbar nicht lösen können, heißt es weiter.

Bildquellen: KT Stock photos / Shutterstock.com