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Erwartungen an Büroimmobilien: Was sich Unternehmen aktuell wünschen

Der Homeoffice-Trend führt zunehmend zu einem Anstieg der Nachfrage nach flexibleren Büroflächen – Status quo gelten solche Gebäude jedoch noch als Raritäten auf dem Immobilienmarkt.

Neue Gebäudekomplexe trotz Pandemie

Wie der Immobiliendienstleister Fay Projects auf seiner Unternehmens-Website bekannt gab, ist das Mannheimer Unternehmen aktuell mit dem Bau eines neuen Gebäudekomplexes im Kölner Stadtteil Braunsfeld beschäftigt. Dieses soll aus fünf Teilen bestehen und rund 27.600 Quadratmeter Mietfläche zur Verfügung stellen. Die Umsetzung geschieht dabei in Kooperation mit den Projektentwicklern Alfons und Alfreda aus Düsseldorf. “Unter den aktuell schwierigen Bedingungen ist eine so schnelle umfangreiche Vermietung ein großer Meilenstein für das Vorhaben”, erklärt Clemens Rapp, Geschäftsführer von Fay Projects, gegenüber der Wirtschaftsnachrichten-Website WELT.

Vermietung von Bürogebäuden in Zeiten von Corona und davor

Die Pandemie-bedingte Verlagerung des Arbeitsalltags vom Büro in die eigenen vier Wände erschwert die Vermietung von Büroflächen, sodass eine schnelle Vermarktung eines Gebäudekomplexes von 27.600 Quadratmetern keine Selbstverständlichkeit darstellt. Laut Angaben der Immobilienberatungsgesellschaft Colliers International, die WELT vorliegen, wurden 2020 Mietverträge über rund 2,55 Millionen Büroquadratmeter entweder neu abgeschlossen oder verlängert – berücksichtigt wurden dabei die sieben größten Städte Deutschlands. Ein Betrag, der im ersten Moment sehr hoch anmutet, jedoch nur knapp 35 Prozent der vermieteten Büroquadratmeter im Vergleich zu 2019 darstellt. Als Grund dafür sieht Stephan Bräuning, Leiter Bürovermietung bei Colliers International in Frankfurt, die “pandemiebedingte Unsicherheit der Unternehmen”, wie er gegenüber WELT angibt.

Pause auf dem Markt für Büroimmobilien

Mareike Lechner, Vorstand beim Berliner Projektentwickler Immobilien-Experten-Ag, kommentiert die aktuelle Lage auf dem Markt für Büroimmobilien gegenüber WELT folgendermaßen: “Die Zahl der Mietanfragen hat durch Corona deutlich abgenommen. Es ist so als hätten viele Unternehmen den Pausenknopf gedrückt.“ Thomas Beyerle, Chefresearcher der Immobilienberatungsgesellschaft Catella, äußert sich verhalten gegenüber WELT, wenn es um die Zukunftsaussichten für die Vermietung von Büroflächen geht. Er erklärt, dass man nicht wisse, ob neue Infektionswellen zu weiteren Lockdowns führen und die Wirtschaftslage somit erneut beeinflussen könnten. Er sagt weiterhin: “Es geht um die Frage, in welchem Umfang die Pandemie die Büroarbeitswelt nachhaltig verändern wird.“

Neue Anforderungen an Büroflächen

Die Translokation der Arbeitsumgebung, sowie das Aussetzen eines Großteils der Dienstreisen, führt zu neuen Anforderungen an Bürogebäude. Neue Arbeitsplatzverordnungen zum Umgang mit COVID-19 könnten außerdem dazu führen, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter auf größere Distanz zueinander arbeiten lassen müssten. “Viele Unternehmen kalkulieren damit, dass die Schreibtische künftig einen Meter weiter auseinander stehen und die Besprechungsräume vergrößert müssen“, sagt Thomas Beyerle, Chefresearcher der Immobilienberatungsgesellschaft Catella, gegenüber WELT. “Dadurch würde der Flächenbedarf um zehn bis 15 Prozent wachsen, selbst wenn künftig mehr Beschäftigte als vor der Pandemie ein oder zwei Tage die Woche im Homeoffice arbeiten würden.“

Moderne Raumlösungen

Beyerle erklärt weiterhin: “Viele Mieter wünschen sich […] höchste Flexibilität. Sie suchen moderne Flächen, die sie bei Bedarf kurzfristig sowohl erweitern wie auch verringern können.“ Aufgrund der aktuellen Lage, die die gewünschte Anpassungsfähigkeit noch nicht liefern kann, kommt es laut WELT zu weniger Vertragsabschlüssen sowie zu Verhandlungen bezüglich Anschlussverträgen von Büroimmobilien. Viele Unternehmen sehen sich nämlich aktuell nach neuen Flächen um und versuchen deshalb ihre alten Mietverträge loszuwerden. Hans-Joachim Lehmann, Geschäftsführer des Hamburger Immobilieninvestors Warburg-HIH Invest, erklärt gegenüber WELT, dass Vermieter im Sinne der Unternehmen, flexible Nutzungskonzepte anbieten sollten. “Die Nachfrage danach steigt und wird den Büromarkt stark verändern“, erklärt er weiterhin. Wichtig sind demnach “moderne Raumlösungen mit innovativ gestalteten Arbeits- und Konferenzbereichen sowie wohnlich konzipierten Rückzugsräumen.“

Stabiles Internet

Die vermehrte Nutzung von Videokonferenzen führt zu einer erhöhten Nachfrage, nach Lösungen zum Ausbau der digitalen Infrastruktur, erklärt Immobilien-Experten-Vorstand Lechner gegenüber WELT – eine Tatsache, von der der Projektentwickler profitiert. Seinen Campus “Am Oktagon” in Berlin-Adlershof ließ er unter Berücksichtigung hocheffizienter Technologie bauen. “Das 5G-Netz, das in Adlershof als erstes Campusnetz Berlins dieses Jahr live gehen soll, ist für uns von Vorteil“, sagt Lechner. Der digitale Ausbau des Komplexes erfreut sich hohen Zuspruchs, denn 30.000 der insgesamt 85.000 Quadratmeter Büroflächen seinen bereits vermietet, obwohl die Fertigstellung erst 2025 erfolgt.

Bildquellen: 4 PM production/Shutterstock.com