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Drees & Sommer Immobilienkolumne – Smartes Stadion? Nicht ohne Vernetzung!

Der digitale Wandel steht seit geraumer Zeit im Fokus vieler Wirtschaftsbereiche und Unternehmensstrategien. So auch im Sportbusiness: Ob rege Diskussionen der Fans in sozialen Medien, Vereins-Apps, Videobeweise oder Torlinientechnologie – die Digitalisierung hat die Sportbranche längst erreicht. Doch was bedeutet das für Stadien und Arenen und wie profitieren sie davon?

Großer Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung

Ein Großteil der deutschen Stadien und Arenen, zusammengefasst Venues, steht erst am Anfang der Digitalisierung. Zwar setzen Vereine und Betreiber immer öfter auf digitale Zugangstechnologien und Bezahl- oder Ticketing-Systeme, es handelt sich dabei jedoch meist um lose Einzelmaßnahmen, ohne eine fundierte und ganzheitliche Digitalisierungsstrategie. Das führt dazu, dass immer mehr Geld in einzelne digitale Lösungen investiert wird, diese jedoch unvernetzt bleiben und damit ihr Potenzial auch nicht optimal ausgeschöpft wird. Um die Digitalisierung von Venues voranzutreiben, hat Drees & Sommer seine Kompetenzen mit Nielsen Sports, einem führenden Forschungs- und Beratungsunternehmen in der Sport- und Entertainmentbranche, gebündelt. Gemeinsam bieten sie Betreibern, Investoren und Clubs einen neuen ganzheitlichen Lösungsansatz an: Customized Smart Venue – also ein smartes Stadion, das alle digitalen Lösungen miteinander vernetzt, sich auf die Bedürfnisse seiner Nutzer anpasst und alle wirtschaftlichen Kriterien erfüllt. Mit dem entsprechenden Digitalisierungskonzept entsteht so ein attraktives und zukunftsfähiges Venue, das allen Stakeholdern über das Spielerlebnis hinaus große Mehrwerte bietet.

Stadion als mitdenkendes Gebäude

Das smarte Stadion zeichnet sich durch eine zentrale Vernetzungsstruktur aus, die auf Künstlicher Intelligenz, kurz KI, basiert und Nutzerbedürfnisse in den Vordergrund stellt. Für den Fan wahrnehmbare Effekte sind zum Beispiel ein digitaler Check-in zum Spiel, eine virtuelle Navigation zum Sitzplatz oder ein spontanes Ticket-Upgrade mit Tischreservierung in der Stadionlounge während des Spiels. Eine Stadion-App bündelt alle Anforderungen und passt sie individuell an. Auch bei der Gebäudenutzung vernetzt und optimiert ein Customized Smart Venue die Technik und Prozesse. Als ein mitdenkendes Gebäude steuert es zum Beispiel den Energieverbrauch. Es erfasst das Verhalten der Gebäudenutzer über Tracking-Sensoren und passt sich bestmöglich an die in einem Venue stark variierenden Betriebszustände an. Auf diese Weise werden die in Stadien schlummernden wirtschaftlichen Einsparpotenziale optimal ausgeschöpft. Betreiber erhalten so ein modernes, vielseitiges und zukunftssicheres Stadion.

Auch wenn es widersprüchlich klingt: Gerade jetzt ist die Zeit, ein Stadion in ein schlaues Zuhause für den Sport zu verwandeln. Die Corona-Pandemie hat viele gezwungen, ohne lange Überlegungen zumindest irgendwelche digitalen Lösungen bereitzustellen. Bei den meisten davon handelt es sich um Einzelmaßnahmen, die ohne eine übergeordnete Vernetzung und Strategie langfristig wenig bringen. Daher sollten Clubs und Betreiber die Zeit jetzt und nach der Corona-Krise nutzen, um umfassende Digitalisierungsstrategien und -konzepte für ihre Stadien und Arenen zu entwickeln.

Stadionbetrieb unter Corona-Auflagen?

Noch ist völlig offen, wann die Fans wieder in die Stadien und Arenen zurückkehren können. Ausverkaufte Stadien sind in absehbarer Zeit eher unwahrscheinlich. Wir halten den Betrieb mit verminderter Zuschauerzahl jedoch für umsetzbar. In einem ersten Schritt gilt es, eine sogenannte „Corona Safe Capacity“ individuell für jedes Venue zu ermitteln. Berücksichtigt werden dabei beispielsweise die Einlasssituation, innen liegende Verkehrswege, Sanitärkapazitäten und die Verkaufsstände. Mit einer computergestützten Personenstromanalyse kann jeder einzelne Besucher und sein Verhalten vorab simuliert werden – unter Beachtung der gebotenen Abstandsregeln. Dabei geht es nicht um eine einfache Kapazitätsreduktion um den Faktor X. Vielmehr werden unterschiedliche Anreisezeiträume definiert, kreuzungsfreie Laufwege festgelegt und eine dynamische Befüllung der Ränge vorgenommen, damit es weder am Kiosk noch an der Garderobe zu unerwünschten Menschenansammlungen kommt. Richtig Sinn ergibt das Ganze natürlich vor allem in Kombination mit einer intelligenten App, die das alles zentral steuert und die Kommunikation mit den Besuchern koordiniert.

Autor: Arne Sebastian Fritz, Head of Sports and Entertainment bei Drees & Sommer und Dr. Markus Sass, Experte für Versammlungsstätten bei Drees & Sommer

Arne Sebastian Fritz ist als Associate Partner und Head of Sports and Entertainment beim Projektmanagement- und Beratungsunternehmens Drees & Sommer tätig. Seit 2008 begleitet er dort anspruchsvolle Stadt- und Quartiersentwicklungen sowie Neu- und Umbaubauprojekte mit dem Schwerpunkt auf Sportstätten- und Stadionbauten. Zu seinen Projekten zählen unter anderem die Hamburger Olympiabewerbung sowie die Bewerbung des Volksparkstadions für die EURO 2024, der Neubau der Osttribüne für Holstein Kiel, Machbarkeitsstudien für den Umbau des Preußenstadions Münster und des Berliner Friedlich-Ludwig-Jahn-Sportparks sowie die Quartiersentwicklung rund um das WM-Stadion von Samara, Russland.

Markus Sass ist promovierter Sportökonom. Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der University of Western Ontario in London (ON), Kanada. Als Consultant bei der Münchner Companeer GmbH beriet er einige der renommiertesten Stadien und Arenen zu baulichen Erweiterungsvorhaben, Machbarkeitsstudien, Sicherheitsbelangen und Bewerbungen für die Gastgeberrolle bei Fußball-Megaevents, wie der UEFA EURO 2024 und dem UEFA Champions League-Finale. Seit 2020 ist Dr. Markus Sass Teil des Expertenteams Sports and Entertainment bei Drees & Sommer.

Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben.

Als führendes europäisches Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen die 3.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 43 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.

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