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Alltag post-Corona: Diese Wohnszenarien sind möglich

Der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf sämtliche Aspekte unseres Lebens ist enorm – sowohl private als auch berufliche Umstrukturierungen wurden durch die Ausbreitung des Virus angestoßen. Haufe beleuchtet vier mögliche Zukunftsszenarien für unsere Wohn-Realität nach der Pandemie.

Der Einfluss auf die Wohnwirtschaft

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind in vielen Industriezweigen bereits deutlich spürbar. Besonders schwer durch die erhöhten Sicherheits- und Hygienemaßnahmen wurden dabei unter anderem die Gastronomie, der Einzelhandel sowie die Unterhaltungsbranche getroffen. Trotz der vergleichsweise schwachen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Wohn- und Immobilienwirtschaft, wird es laut Expertenmeinungen der Analysten des Haufe-Portals für Wirtschaftsnachrichten im Bereich Immobilien, wahrscheinlich zu Anpassungen unserer Wohnbedürfnisse kommen. Dabei steht jedoch noch nicht fest, wie sich die Lockdown-Erfahrungen sowie Kontaktbeschränkungen, Homeoffice-Arbeit und Digitalisierung auf zukünftige Wohn-Modelle auswirken werden.

Eines ist sicher: Der Gradualismus-Gedanke musste einer pandemiebedingten Katastrophismus-Mentalität weichen. Entwicklungen, wie die abrupte Digitalisierung sowie Translokation vieler Arbeitsplätze aus dem Büro ins Homeoffice, wären laut Haufe ohne die externe Motivation durch das Virus erst in rund zwei bis drei Jahren zu erwarten gewesen. Die Berücksichtigung planbarer gradliniger Entwicklungen wäre zwar denkbar einfacher, muss jedoch einer neuartigen Flexibilität weichen. Vier innovative Lösungsansätze der Haufe Group für flexible Wohnszenarien post-Pandemie erläutern wir im Folgenden für Sie.

”My Home is my Castle”

Das My Home is my Castle-Szenario beschreibt gleichzeitig das Worst Case-Szenario eines jeden Menschen mit extrovertierter Persönlichkeit, da es das Social Distancing als Teil unserer Kultur akzeptiert und dieses in unseren privaten sowie beruflichen Alltag integriert.

Es umfasst weiterhin Folgen, die neben vermehrter Arbeit im Homeoffice auch individuelle Abschottung sowie Abschottung ganzer Nationen von anderen, miteinschließen. Mitarbeiter und Kollegen werden, ob der umfassenden Digitalisierung der Kommunikation, nur noch zu bestimmten Anlässen im Büro angetroffen – und dies auch nur unter Einhaltung der geltenden Sicherheitsbestimmungen. Lieferdienste werden vermehrt eingesetzt, um den Gang in den Supermarkt oder den Besuch im Einzelhandel zu vermeiden. Dem Urbanisierungstrend wird durch den Rückzug in ländliche Gebiete sowie dem Wunsch nach größeren Immobilien ein Ende gesetzt. Da nun auch kulturelles Leben virtuell im eigenen Zuhause stattfindet, wird mehr Raum benötigt, um private und berufliche Lebensbereiche zu vereinbaren, ohne dass Privatsphäre und allgemeines Wohlbefinden darunter leiden. Michelle Ogundehin erläutert in diesem Zusammenhang gegenüber Deezen das Konzept der Grundrissneutralität, welches eine Liberalisierung der Standardbauweise von Einfamilienhäusern beinhaltet. Es verweist auf den Bedarf der Trennbarkeit verschiedener Bereiche, wobei im Besonderen die Abgrenzung zwischen Wohn- und Arbeitsbereich gemeint ist, um sowohl das Familienleben als auch die Arbeit im Homeoffice störungsfrei gestalten zu können. Haufe und Ogundehin schließen Methoden zum Erreichen von Keimfreiheit in ihre Zukunftsszenarien mit ein, indem sie innovative Technologien im Bereich der Bauweise und Lüftungstechnik nennen.

“Sharing Community”

Das Sharing Community-Szenario nach Haufe geht von einer Lockerung der COVID-19-Maßnahmen aus, indem es der Bevölkerung mehr Bewegungsfreiheit zugesteht. Mit dieser geht ein großes Nachholbedürfnis sozialer Aktivitäten einher, das gemeinsame Erlebnisse mit Familienmitgliedern, Freunden und Kollegen miteinschließt. Erlebnisse werden deutlich mehr geschätzt, da die Lockdown-Erfahrung gezeigt hat, dass Freiheit sowie soziale Interaktion wichtiger sind als materielle Güter. Eine weitere Erkenntnis, die daraus folgt, betrifft die Überfluss-Mentalität, die durch das Aufkommen von Tiny Houses und Sharing-Angeboten in den Hintergrund rückt. Das Mantra “Weniger ist mehr” beschreibt das neue Konzept des Sharing Community-Szenarios am besten, da hierbei Regionalität und Nähe zu kulturellen, sozialen und sportbezogenen Einrichtungen fokussiert werden. Zwar wird auch im Rahmen des Sharing Community-Szenarios auf mehr Flexibilität gesetzt, der Urbanisierungstrend bleibt dennoch erhalten.

”Future is now”

Im Future is now-Szenario nach Haufe werden Digitalisierung und High-Tech-Wohnanlagen priorisiert. Durch die Verbreitung der Smart Home- bzw. Smart Kitchen-Bauweise, erhalten Mieter weitere Optionen, bequem auf Dienste und Daten zuzugreifen – vorwiegend über Apps, die über das Smartphone gesteuert werden. Dazu gehören neben innovativen Serviceleistungen, wie der Reservierung von Transportmitteln oder der Terminvereinbarung mit Handwerkern, auch Aspekte aus den Bereichen Kommunikation und Energieversorgung. Der Zugriff ist dabei nicht mehr an die üblichen Arbeits- bzw. Öffnungszeiten gebunden, sondern kann gegebenenfalls rund um die Uhr erfolgen. Virtual Reality-Anwendungen erleichtern Mietern sowie Vermietern die Besichtigung von Immobilien; eine Bewertung sämtlicher Erfahrungen kann in Echtzeit durchgeführt werden, sofern gewünscht.

”Green – Healthy – Sustainability”

Im Green – Healthy – Sustainability-Szenario nach Haufe geht es um ein verändertes Gesundheitsbewusstsein, das aus den Erfahrungen mit COVID-19 resultiert. Dienstleistungen im Bereich Gesundheit und Fitness, die innerhalb der eigenen vier Wände realisiert werden können, werden immer beliebter. Auch die Anzahl der regionalen Märkte und Bioläden sowie verschiedenen Gesundheitsdienstleistungen steigt aufgrund erhöhter Nachfrage an. Nachbarschaftshilfe, Kinderkrippen und Mehrgenerationenhäuser werden beliebter, wobei auch in diesem Szenario Wert auf Flexibilität bezüglich der Bauweise gelegt wird. Technologien, die den Energieverbrauch regulieren und emissionsfreie Energieversorgung gewährleisten sowie die Konzeption umweltfreundlicher Mobilitätsmodelle, rücken in den Vordergrund. Notfallassistenzsysteme helfen bei Bedarf Senioren und können jederzeit hinzugebucht werden.

Auch wenn die Zukunft noch in den Sternen steht, ist die intensive Auseinandersetzung mit möglichen Szenarien sowie potentiellen Einflussfaktoren auf diese von großer Wichtigkeit für Unternehmen im Bereich Wohnwirtschaft. Wettbewerbsfähig bleibt nur der, der lebenswerte und flexible Wohnräume schafft, deren bedürfnisorientierte Bauweise gegebenenfalls die nächsten zwei Jahrzehnte up-to-date bleibt.

Bildquellen: PlusONE / Shutterstock.com