Baufinanzierung: Experten prognostizieren Zinssteigerung für Mitte oder Ende 2022
Die Bauzinsen sind seit Jahren auf einem niedrigen Niveau – 2022 könnten Sie Experten zufolge wieder teurer werden. Dies hängt jedoch von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren ab.
Die hohe Inflation, die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB), die Rendite von Bundesanleihen und Pfandbriefen und aktuell auch die Corona-bedingte konjunkturelle Unsicherheit beeinflussen die Zinsen für Immobilienkredite. Während normalerweise gilt, dass in Zeiten hoher Inflation auch die Zinsen steigen, ist dies Stand Februar 2022 nicht der Fall – denn die EZB sieht für das laufende Jahr nach Angaben der Süddeutschen Zeitung (SZ) offiziell keine Zinsschritte vor. Experten prognostizieren für 2022 dennoch eine Veränderung des Zinsniveaus bei Immobilienkrediten.
Finanzberater vermutet baldiges Ende der Niedrigzinsphase
Die Bundesanleihen, die sich am Zinsniveau der EZB orientieren, bringen aktuell Minuszinsrenditen. An den Bundesanleihen wiederum orientieren sich die Zinsen für Immobilienfinanzierungen, die zwar nicht im Minus liegen, aber stand Mitte Dezember zwischen 0,6 und 0,71 Prozent lagen. Diese Werte entnimmt die SZ Daten des Verbands deutscher Pfandbriefmarken (vdp). Der Jahresdurchschnitt 2021 habe bei 1,2 Prozent gelegen, was im Vergleich zum durchschnittlichen Hypothekenzins aus dem Jahr 2009 (4,7 Prozent) sehr niedrig ausfalle.
Finanzberater Max Herbst erklärt nach Angaben der SZ, dass die Niedrigzinsphase bald enden wird: “Und dann haben wir auch leicht steigende Zinsen beim Baugeld.” Er rechne mit einer Zinserhöhung Ende 2022 – sofern die EZB bis dahin den Leitzins anhebt. Passend dazu erklärt Jens Tolckmitt, vdp-Hauptgeschäftsführer, in einer Pressemitteilung: “Bei den Zinsen haben wir erkennbar den Boden erreicht […].” Nach Angaben der SZ prognostiziert er bei fortdauernder Inflation eine Anhebung des Zinsniveaus für Mitte 2022.
Experten: Die kommende Zinserhöhung bleibt “absehbar niedrig”
Auch die Experten Roland Stecher von der Verbraucherzentrale Bremen und Michael Neumann, Vorstand des Kreditvermittlers Dr. Klein, prognostizieren laut SZ steigende Bauzinsen. Aufgrund des Spannungsfelds zwischen Pandemie, Inflation und EZB-Politik sei jedoch eher nicht mit großen Sprüngen zu rechnen, das Zinsniveau bleibe laut Stecher “absehbar niedrig”. Neumann habe sich Tolkmitt angeschlossen und leicht steigende Zinsen vorhergesehen. Er habe jedoch hinzugefügt: “Die Zinsen werden sich nur in einem schmalen Korridor bewegen.”
Genaue Zahlen für ein mögliches Zinsniveau habe nur Herbst genannt, dieser rechne mit Zinsen für Immobilienkredite in Höhe von rund 1,5 Prozent.
Neben den Zinsen steigen 2022 weiterhin auch die Immobilienpreise
Neben den Kreditzinsen werden 2022 nach Angaben des vdp aufgrund mangelnden Wohnraums vermutlich auch die Hauspreise steigen, wobei der Anstieg 2021 mit 11,3 Prozent seinen Höchststand erreicht habe. Die ING zitiert Daten der DZ-Bank, denen zufolge die Immobilienpreise in diesem Jahr um 7,5 bis 9,7 Prozent steigen werden. Entsprechend werden Käufer weiterhin höhere Kredite für den Immobilienerwerb aufnehmen müssen – aktuell liegt die durchschnittliche Höhe für Immobilienkredite nach Angaben der SZ bei 310.000 Euro.
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