Baupreise weisen den stärksten Anstieg seit zehn Jahren auf
Vier von fünf deutsche Bürger haben nicht vor, in den nächsten fünf Jahren eine Wohnung zu kaufen, wie eine repräsentative Befragung für den Zentralen Immobilien-Ausschuss im Juni ergab. Ein Grund hierfür könnten die kontinuierlich steigenden Baupreise sein. Das Statistische Bundesamt ermittelt viermal jährlich Baupreisindizes, die den Anstieg der Kosten genau abbilden. Im Mai 2018 stiegen die Baupreise für Wohngebäude im Vergleich zum Mai 2017 so stark wie seit mehr als zehn Jahren nicht.
4,1 Prozent teurer wurden die Preise für den Neubau von Wohnhäusern. Dies ist der stärkste Anstieg seit November 2007, als sich die Baupreise um 5,8 Prozent erhöhten. In die Statistik zählen alle Arten von Wohngebäuden mit hinein, lediglich Fertighäuser sind ausgeschlossen. Doch nicht nur für den Neubau von Wohnimmobilien müssen Anleger tiefer in die Tasche greifen, auch bei Instandhaltungen und Modernisierungen stiegen die Preise um 3,8 Prozent.
Betonarbeiten am stärksten erhöht
Auch bei Rohbauarbeiten kletterten die Preise extrem, zusammengenommen um 4,6 Prozent. So wurden Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten um 3,6 Prozent teurer, Mauerarbeiten um 3,7 Prozent, Zimmer- und Holzbauarbeiten um 4,3 Prozent und Betonarbeiten verteuerten sich gar um 5,4 Prozent.
Wer ein Haus bauen lässt, hat meist gar keinen Überblick, welche Gewerke einzeln wie viel teurer werden, sondern sieht nur an der Gesamtsumme den Preisanstieg. Die teureren Preise haben jedoch auch ihre Gründe. Aufgrund des Immobilienbooms gibt es eine hohe Nachfrage nach Bauleistungen, was die Preise für die Leistungen in die Höhe treibt.
Zudem hat der Handwerkerberuf wie viele andere Branchen auch ein starkes Nachwuchsproblem: Plätze für Azubis werden nicht besetzt, weil kaum noch junge Menschen in den Beruf starten wollen. So kommt es zu Kapazitätsengpässen und Handwerker können sich meist selber aussuchen, welche Aufträge sie annehmen wollen und welche nicht, dabei können sie natürlich auch den Preis bestimmen. Laut Bericht der Welt gehe auch die Entwicklung in der Planung und im Bauhandwerk an sich nicht voran, das Produktivitätswachstum in der Branche sei schwach.
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Ausbauarbeiten ebenfalls teurer
Wer seine Immobilie ausbauen möchte, muss ebenfalls mehr bezahlen. So erhöhten sich die Preise für Ausbauarbeiten im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 Prozent. 4,1 Prozent mehr muss für Tischlerarbeiten gezahlt werden, 3,8 Prozent für Heizanlagen und zentrale Wassererwärmungsanlagen sowie 5 Prozent mehr für Gas-, Wasser- und Entwässerungsanlagen in Gebäuden. Preise für Putz- und Stuckarbeiten zogen um 3 Prozent an.
Die Primus Immobilien AG hat einen guten Überblick darüber, welche Gewerke ihre Preise am stärksten erhöhen, wie die Welt berichtet. Die Preise seien vor allem bei Elektroarbeiten, Heizung, Lüftung und Sanitär gestiegen. Dabei habe es in den vergangenen fünf Jahren Preiserhöhungen von 30 bis 40 Prozent gegeben, zitiert die Welt den Vorstand des Unternehmens Sebastian Fischer.
Viele Vorschriften sind ebenfalls Grund für Preissteigerungen
Neben dem Nachwuchsmangel und der hohen Nachfrage nach Bauleistungen sieht der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen auch die vielen Bauvorschriften als Grund für die gestiegenen Preise. Die Anzahl der Bauvorschriften habe sich stark erhöht: 20.000 gebe es, das seien viermal so viele wie noch 1990. Manche Vorgaben widersprächen sich, führt die Welt den Präsidenten des Bundesverbandes Andreas Ibel an. So gäbe es beispielsweise beim Lärm- und Brandschutz, bei der Barrierefreiheit und bei der Energieeinsparverordnungen Parts, die im Kontrast zueinander stehen und „jedes Gewerk zur Wissenschaft“ machen.
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