Büroimmobilien: Experten erwarten Preissturz um bis zu 35 Prozent
Das Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft veröffentlichte kürzlich einen Bericht über die Lage des Büroimmobilien-Marktes. Erwartet werden drastische Preissenkungen.
Noch Anfang des Jahres rechneten der WirtschaftsWoche zufolge nur zwei Prozent der Immobilien-Profis mit sinkenden Preisen, Ende des ersten Quartals 2020 waren es Corona-bedingt wohl schon ganze 73 Prozent. Nun hat das Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) am 18. Juni einen Bericht (Report 28/2020) über die Lage des Büroimmobilien-Marktes veröffentlicht und setzt wilden Spekulationen damit ein Ende.
Mieten in Toplagen werden sinken
Dem Bericht zufolge erwartet das IW europaweit sinkende Büromieten – auch in Toplagen. Nachdem die Büromieten in Dublin im letzten Jahr um ganze 70 Prozent, in Berlin innerhalb von zwei Jahren um 30 Prozent und auch in Mailand allein im Jahr 2017 um 22 Prozent stiegen, stürzen die Preise nun offenbar ab: In Dublin um 14,5 Prozent, in Berlin um 20 Prozent und in Mailand sogar um 23 Prozent. Auch andere europäische Städte werden hart getroffen, so der Bericht.
Deutschlandweit werden vom IW in den Büro-Toplagen Frankfurt am Main (16 Prozent), Berlin (20 Prozent), Düsseldorf (17 Prozent), München (15 Prozent) und Hamburg (12 Prozent) starke Mieteinbrüche erwartet. Am wenigsten getroffen werden soll deutschlandweit Stuttgart mit einem Einbruch von „nur“ 9,5 Prozent, europaweit stehen nur Büroimmobilien in Brüssel etwas besser da.
Kaufpreise reagieren ebenfalls auf konjunkturelles Corona-Tief
Prof. Dr. Michael Voigtländer vom IW erklärt in dem Bericht anhand von Daten aus den 1990er-Jahren, dass gewerbliche Immobilien enorm auf konjunkturelle Entwicklungen reagieren, da die Preise oftmals unter Mietern und Vermietern verhandelt werden. Eine Statistik im Bericht unterstreicht dies – auch 2008 sanken die Mietpreise stark.
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Doch nicht nur die Mietpreise werden in diesem Jahr sinken, ebenfalls sollen wohl die Kaufpreise stark abfallen: Frankfurt am Main wird laut IW ein Einsturz der Kaufpreise von 33 Prozent, Berlin von 35 Prozent, Düsseldorf von 30 Prozent, München und Hamburg von 22 und Stuttgart von 28 Prozent erwarten. Dem Handelsblatt zufolge gibt es Stimmen, die dauerhaft niedrige Preise erwarten, sollte sich die Arbeit im Home-Office etablieren.
Auch in Zukunft wird weniger Bürofläche benötigt als zur Verfügung steht
Wird sich der Markt wieder erholen? Voigtländer schreibt im IW-Bericht, strukturelle Veränderungen in der Arbeitswelt seien wahrscheinlich. “ […] die Arbeitgeber werden dies [das Home-Office] wahrscheinlich befürworten, um Kosten zu sparen. Auch die Digitalisierung bietet mehr Kosteneinsparungen im Hinblick auf den Personaleinsatz. “
Das Handelsblatt berichtet von aktuellen Corenet-Umfrageergebnissen, welche diese Vermutung unterstreichen: 69 Prozent der befragten Immobilienmanager gaben demnach an, dass ihr Unternehmen in Zukunft weniger Fläche benötigen wird. Das bestätigt offenbar auch der Chef des Lebensmittelherstellers Mondelez, Dirk Van De Put mit den Worten “Wir brauchen wahrscheinlich gar nicht alle Büros, die wir derzeit auf der Welt haben”.
Um der neuen Arbeitswelt gerecht zu werden, müssen Investoren laut Voigtländer zukünftig Bürogebäude anbieten, die architektonische Kreativität, kollegialen Austausch und möglicherweise auch die Arbeit im Home-Office in den Arbeitsalltag integrieren.
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