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Bundesbank: Preisniveau für Wohnimmobilien in deutschen Städten “nicht gerechtfertigt” – droht eine Immobilienblase?

Inmitten von Ausganssperren, Kontaktbeschränkungen, Homeoffice und Social Distancing erreichte das Bewusstsein für die eigenen vier Wände neue Dimensionen. Trotz Pandemie stiegen die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland weiter deutlich an. Die Bundesbank schlägt nun Alarm.

Der “breit angelegte, kräftige Preisauftrieb bei Wohnimmobilien setzte sich im Jahr 2020 während der Coronavirus-Pandemie fort”, so die Bundesbank in ihrem am 22. Februar veröffentlichten Monatsberichtsaufsatz 2021. Trotz Pandemie habe sich die Entwicklung “praktisch unverändert fortgesetzt”. Dabei scheinen allen voran in deutschen Großstädten die tatsächlichen Preise merklich über dem eigentlich gerechtfertigten Preisniveau angesiedelt zu sein.

Zunahme von Preisübertreibungen an den städtischen Wohnungsmärkten

Nach Schätzungen der Bundesbank in ihrem Monatsberichtaufsatz Februar 2021 habe sich der Trend hinzu zu hoch angesetzten Immobilienpreisen in deutschen Großstädten weiter bekräftigt: “Aktuellen Schätzergebnissen zufolge lagen die Preise in den Städten nach wie vor zwischen 15% und 30% über dem Wert, der durch demografische und wirtschaftliche Fundamentalfaktoren angezeigt ist”. Der Bundesbank zufolge liegen die Preise in deutschen Städten aktuell “deutlich über dem Niveau, das durch die längerfristigen wirtschaftlichen und demografischen Einflussfaktoren gerechtfertigt erscheint”. Zudem deuten viele Faktoren darauf hin, dass die “markanten Preisübertreibungen auf den städtischen Wohnungsmärkten während der Coronavirus-Pandemie im Berichtsjahr etwas zunahmen”, so die Bundesbank in ihrem veröffentlichten Monatsberichtsaufsatz Februar 2021.

Stellenwert von Wohneigentum könnte sich dauerhaft erhöht haben

Dabei haben die Preisentwicklungen auch vor dem Umland und den Regionen außerhalb der Großstädte keinen Halt gemacht, deren Attraktivität während der Pandemie laut der Bundesbank einen weiteren Schub erfuhr. Wie eine Analyse des Immobilienportals “Immowelt.de” zeigt, ist im städtischen Umland auch in Zukunft mit starken Preisanstiegen zu rechnen. Durch die unmittelbare Nähe zu den Städten ist das direkte Umland insbesondere für Pendler interessant.

Wie die Bundesbank vermutet, könnte sich “der Stellenwert von Wohneigentum in den Konsumplänen der privaten Haushalte aufgrund der Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie dauerhaft erhöht haben”. Hierbei verwies die Bundesbank auf Zahlen des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken, nach deren Angaben die Preise für Wohneigentum im vergangenen Jahr um 7,5 Prozent zunahmen. Im Vorjahr betrug die Zunahme 6,75 Prozent.

Immobilienpreise bis 2030 um über 60 Prozent teurer als heute?

Das könnte den Immobilienpreisen in Zukunft einen weiteren Schub verleihen. Denn laut einer Prognose von “Immowelt.de” könnten die Immobilienpreise in deutschen Großstädten bis 2030 sogar um mehr als 60 Prozent ansteigen. Für die Prognose habe das Portal ein statistisches Verfahren angewandt, das sämtliche maßgeblichen Einflussfaktoren wie die voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung, Zinsen, Verbraucherpreise und Baupreise miteinbezieht. Demnach könnten bis in neun Jahren die Immobilienpreise in deutschen Großstädten um bis zu 60 Prozent höher ausfallen, als dies noch heute der Fall ist. Spitzenreiter dieser Zukunftsaussicht ist die Stadt Hannover, deren Preisanstieg von “Immowelt.de” bis zum Jahr 2030 mit 62 Prozent prognostiziert wird.

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