Chinas Immobilien-Markt droht eine Krise wegen Evergrande
Evergrande ist der zweitgrößte Immobilienentwickler Chinas. Nach neuen Regelungen seitens der Regierung, die den Immobilien-Markt regulieren sollen, droht dem Unternehmen jedoch der Zusammenbruch.
Baukonzern Evergrande
In den Neunzigerjahren gründete der Chinese Hui Ka Yan die Immobilienfirma Evergrande. Der Konzern war maßgebend für den Immobilienboom in der Volksrepublik verantwortlich. Wie das Manager Magazin berichtet, realisierte das Unternehmen zahlreiche Wohnprojekte in den florierenden Großstädten Chinas. Die Rolle, die der Konzern auch für den wirtschaftlichen Aufschwung Chinas spielte, war nicht gering, da dieser “zum Großteil auf diesem Hype am Häuser- und Wohnungsmarkt basiert.”, so das Manager Magazin. Im Jahr 2017 war Gründer Hui Ka Yan laut Forbes Magazin der reichste Mann Chinas mit einem Vermögen von 42 Milliarden US-Dollar.
Neue Regelungen von der chinesischen Regierung
Das Kerngeschäft des Unternehmens basiert laut n-tv zum einen auf einer immer weiter steigenden Nachfrage nach Immobilien und zum anderen auf immer weiter anziehenden Immobilienpreisen. Jedoch führte die kommunistische Partei neue Regelungen ein, die den Immobilienmarkt regulieren sollen – ähnlich wie bei den Tech-Konzernen. Den Berichten von n-tv zufolge, sollen sowohl die Mietpreise reguliert werden als auch die Möglichkeiten, Wohnungen zu kaufen. Demnach dürfen Ehepaare in manchen Provinzen zum Beispiel nur noch eine Immobilie gemeinsam kaufen. Nachdem sich einige Ehepaare daraufhin sogar haben scheiden lassen, um zwei Immobilien erwerben zu können, wurden die Regulierungen noch weiter verschärft. Damit greift die Regierung in das Geschäftsmodell des Immobilienkonzerns ein.
Weitere neue Regelungen für die Immobilienbranche sind finanztechnischer Natur. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, werden drei der einschneidenden Regelungen die “drei Roten Linien” genannt: “Das Verhältnis von Verbindlichkeiten zu Vermögenswerten muss erstens geringer sein als 70 Prozent. Der Nettoverschuldungsgrad darf zweitens nicht höher als 100 Prozent betragen und schließlich wird drittens ein Verhältnis von liquiden Mitteln zu kurzfristigen Verbindlichkeiten gefordert, das größer als Faktor eins sein muss.”, so die Regeln laut der SZ. Für Evergrande kommt dies einer Katastrophe gleich, denn schon im April konnte das Unternehmen keine der Vorgaben mehr erfüllen. Deshalb darf das Unternehmen keine weiteren Kredite in Anspruch nehmen, so die SZ.
Erschütterung des chinesischen Immobilienmarktes
Der Immobilienkonzern soll insgesamt etwa 300 Milliarden US-Dollar Schulden angehäuft haben – und Senkungen der Bonitätsnoten durch Ratingagenturen wie Moody’s, Fitch und China Chengxin International (CCXI) zogen einen regelrechten Ausverkauf der Evergrande-Aktie nach sich, da Investoren ein Scheitern des Unternehmens befürchten. Einige der Investoren protestierten sogar vor dem Hauptsitz des Unternehmens in Shenzen, wie n-tv berichtet. Unter den etwa 100 protestierenden Anlegern sollen Rufe wie “Evergrande, gib uns unser Geld zurück” zu hören gewesen sein. Auch der Konzern selbst warnte bereits vor Liquiditäts- und Ausfallrisiken, falls es ihm nicht gelingen sollte, die Bautätigkeit wieder aufzunehmen, Beteiligungen zu verkaufen und Kredite zu erneuern., so n-tv. Börsianer befürchten jedoch nicht nur den Zusammenbruch des Unternehmens, sondern auch Auswirkungen auf die gesamte chinesische Wirtschaft. Denn ein Zusammenbruch von Evergrande könnte zu einem Kredit-Crunch der chinesischen Wirtschaft führen, so das Manager Magazin. Die Folgen des Scheiterns des Immobilienkonzerns könnten damit nicht nur in Chinas, sondern auch in internationalen Märkten spürbar sein.
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