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Corona-Krise: Experten erwarten Zwangsversteigerungs-Welle

Dass die Bundesregierung die Laufzeit des Gesetzes zum Darlehensnehmerschutz nicht verlängert hat, wird Kreditausfälle und -kündigungen mit sich bringen, so die Experten. Damit dürfte auch die Zahl der Zwangsversteigerungen erheblich steigen.

Seitdem im Jahr 2008 wegen der Wirtschaftskrise etwa 90.000 Zwangsversteigerungen stattfanden, sank diese Zahl stetig – bis sie sich 2019 auf nur 18.000 verringert hatte, erklärt die Berliner Zeitung (BZ). Nun sollen es mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise wohl wieder mehr werden, da Banken und Sparkassen viele Vertragskündigungen auf sich zukommen sehen.

Private Baufinanzierung kann nicht mehr finanziert werden

Im März verabschiedete die Bundesregierung ein Gesetz, welches eine durch ausfallende Lohnzahlungen mögliche Zahlungsunfähigkeit auffangen sollte. Banken und Sparkassen wurden per Gesetz dazu verpflichtet, beantragte Stundungen für den Zeitraum März-Juni 2020 durchzuführen. Dieser Zeitraum ist mittlerweile abgelaufen – und nicht nur die BaFin sieht für die kommenden Jahre nun eine Welle von Zwangsversteigerungen auf zahlungsunfähige Kreditnehmer zukommen:

“Pandemiebedingt werden viele Branchen wie Messebau, Hotels und Gastronomie Insolvenzen sehen. Die damit verbundene Arbeitslosigkeit wird private Baufinanzierungen platzen lassen.” Mit diesen Worten zitiert die BZ Axel Mohr, der für seine Expertise in Sachen Zwangsversteigerungen bekannte Chef des Wirtschaftsinformationsdienstes Argetra.

Mehrere 100.000 Kredite wurden seit März gestundet

Während des Geltungszeitraums des Gesetzes zum Darlehensnehmerschutz der Bundesregierung wurden – so die BZ – mehrere hunderttausend Privatkredite gestundet: Allein bei den Sparkassen seien es 190.000 Kredite gewesen, bei der Deutschen Bank und Commerzbank zusätzlich insgesamt über 100.000 Stück.

Diese gestundeten Kreditzahlungen müssen die Kreditnehmer nun zurückzahlen – wer das nicht kann, wird abgemahnt, anschließend kommt die Vertragskündigung. Darauf folgt dann häufig eine Zwangsversteigerung.

Zahl der Zwangsversteigerungen sank in H1 2020

Entsprechend der Entwicklung der Zwangsversteigerungszahlen seit 2008 sank Mohr zufolge bundesweit auch im ersten Halbjahr (H1) 2020 die Anzahl der Zwangsversteigerungen, schreibt die BZ. Dies sei allerdings kein Trend, der fortlaufen wird, sondern formalen Gründen zuzuschreiben: Erst sechs Monate nach einer Kreditkündigung könne eine Zwangsversteigerung durchgeführt werden. „Im nächsten Jahr rechne ich mit einem deutlichen Anstieg um mindestens 20 Prozent“, so Mohr.

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Und während die Bundesvereinigung für Kreditankauf und Servicing (BKS) sogar eine Verdreifachung der Kreditausfälle in den kommenden drei Jahren auf bis zu 100 Milliarden Euro prognostiziert, wird BaFin-Chef Felix Hufeld von Reuters zitiert: “Größere Kreditausfälle können durchaus noch auftreten […] Ich rechne damit, dass dies in diesem und den kommenden Jahren in mehreren Wellen geschehen wird” – ganz besonders, falls eine zweite Welle des Virus die Wirtschaft bald erneut lahm legt.

Bildquellen: Gena Melendrez/Shutterstock.com