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Corona: So wirkt sich die Pandemie auf die deutsche Immobilienbranche aus

Die Corona-Krise findet langsam ihren Weg in die Immobilienbranche. So sehr verändert sich der deutsche Immobilienmarkt durch die Pandemie.

Starker Nachfrageeinbruch in Deutschland

Bisher sind die Preise am Immobilienmarkt noch relativ stabil, im Gegensatz zu Restaurants und der Tourismusbranche ist die Immobilienbranche von der Corona-Pandemie noch weitestgehend verschont geblieben. Allerdings machen sich auch hier die ersten Anzeichen der Corona-Krise bemerkbar, die Stimmung der Investoren am Immobilienmarkt ist düster. Wenn man den Meinungen der Experten glaubt, wird es besonders bei Büro- und Einzelhandelsimmobilien dieses Jahr wohl weniger Umsatz als erwartet geben.

Sven Oida, Vorstandsvorsitzender des Immobilienmaklerbüros „Engel & Völkers“, bestätigt die momentane Situation gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen“: „Wir sehen derzeit keine Preisabschläge bei den Immobilienangeboten, noch ist aber bei den meisten Verkäufern auch keine Notwendigkeit dafür da. Allerdings ist die Nachfrage in Deutschland stark eingebrochen. Wir führen 35 bis 40 Prozent weniger Objektbegehungen als üblich durch, in Bayern sogar etwa 80 Prozent weniger, weil dort die Ausgangbeschränkungen schärfer sind.“ Ferner ist es keine Seltenheit, dass sich die konjunkturellen Schwierigkeiten bisher noch nicht spürbar auf die Immobilienbranche auswirken, da sich Konjunkturschwankungen in der Regel erst später am Immobilienmarkt bemerkbar machen.

Investoren sind negativ gestimmt

Auch ein Marktbericht von „Ernst & Young“ zeigt, dass die Lage am Immobilienmarkt nicht mehr so rosig aussieht, wie noch am Anfang des Jahres vor der Corona-Pandemie. Ernst & Young führte vom 19. bis 24. März 2020 eine Befragung von 300 Investoren zur aktuellen Lage und Prognosen am gesamten Immobilienmarkt durch. Die Werte wurden mit denen des Trendbarometers von Anfang 2020 verglichen.

Christian Schulz-Wulkow, Leiter des Immobiliensektors bei Ernst & Young, schätzt die momentane Lage im Studienbericht wie folgt ein: „Die aktuelle Corona-Krise könnte weitreichende Folgen für die Immobilienwirtschaft haben. Die Immobilienwirtschaft ist stark mit dem Finanzsystem und der Wirtschaft verwoben. Sollten sich etwa durch Mietausfälle eklatante Liquiditätsengpässe übertragen, so drohen negative Auswirkungen, die weit über die Immobilienmärkte selbst hinausgehen.“ 76 Prozent aller befragten Studienteilnehmer gehen infolgedessen von einem sinkenden Investitionsvolumen der Branche für 2020 aus. Im Vergleich zur letzten Umfrage vor dem Ausbruch des Coronavirus, sind das nun 60 Prozent mehr Negativprognosen als noch Ende 2019.

Büro- und Hotelimmobilien sowie Einzelhandel in Krise

Besonders hart dürfte es in den kommenden Monaten Büro- und Einzelhandelsimmobilien treffen. Ganze 95 Prozent der Studienteilnehmer gehen von sinkenden Preisen bei Hotelimmobilien aus, da die Tourismusbranche besonders stark unter den Corona-Maßnahmen leidet. Des Weiteren rechnen 87 Prozent mit Preisverringerungen im Einzelhandelssegment, da unzählige Läden wegen der staatlichen Auflagen schließen mussten. Und auch für Büroimmobilien sieht die Mehrheit schwarz, knapp drei Viertel der Befragten sagen ebenfalls sinkende Preise am Gewerbeimmobiliensegment für das Kalenderjahr 2020 voraus.

Klaus Michelsen, Immobilienkenner vom „Institut der Deutschen Wirtschaft“ in Berlin, geht insbesondere bei Gewerbeimmobilien von Neubewertungen als Konsequenz von Mietausfällen und Leerstand aus: „Bei den gewerblichen Immobilien erwarte ich die meisten Neubewertungen, weil ja genau hier dann eben die Geschäftsmodelle, die dahinterliegen, also Dienstleistungen, die in Bürogebäuden erbracht werden möglicherweise doch sehr deutlich negativ beeinflusst werden und das hat dann Rückwirkungen auf die Rentabilität dieser einzelnen Geschäftsmodelle und der Möglichkeit Mieten zu bezahlen.“

Logistik- und Wohnimmobilien stabil

Logistik- und Wohnimmobilien werden die Krise Expertenmeinungen nach am besten überstehen. Speziell der Logistikbereich könnte von der Krise sogar profitieren, da gerade zu Beginn große Lieferaufträge den Umsatz in die Höhe treiben könnten. Dementsprechend geht rund ein Drittel der Ernst & Young Studienteilnehmer davon aus, dass die Preise bei Logistikimmobilien steigen werden. Und auch die Wohnimmobilienbranche zeigt sich bislang stabil. Eine Auswertung des Immobiliendienstleisters „Spregnetter“ ergibt, dass die Wohnpreise in den zehn größten deutschen Städten nach wie vor gleichgeblieben sind. Das Online-Portal „Immowelt“ kommt zu einem ähnlichen Resultat, die Preise von Neubauten und Bestandsimmobilien halten konstant ihr Niveau. Bundesweit legten die Preise Berechnungen von Immowelt zufolge im Mittel sogar um ein Prozent zu.

Das liege laut den Experten unter anderem daran, dass weiterhin Wohnungsknappheit herrsche, insbesondere in Deutschlands Top-Städten. Außerdem geht Sabine Barthauer, Vorstand der „Deutschen Hypothekenbank“, davon aus, dass das Zinsniveau unverändert niedrig bleiben wird. Das komme Investoren entgegen.

Investoren werden höchstwahrscheinlich weitere Entwicklungen abwarten

Nichtsdestotrotz herrscht in der gesamten deutschen Wirtschaft weiterhin Unsicherheit, Investoren bilden dabei keine Ausnahme. Die Frage, ob man sich ein Haus in einem Jahr immer noch leisten kann, treibt auch kleine Privatanleger herum. „Neubauprojekte kommen jetzt auf den Prüfstand. Viele Investoren werden abwarten, wie sich die Situation in einigen Monaten darstellt und welche Projekte dann noch Sinn machen“, erzählt Schulz-Wulkow bei Ernst & Young. Außerdem geht die große Mehrheit der befragten Investoren von strengeren Kreditvergaben und gefährdeten Finanzierungen aus.

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Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanz- und Immobilienmärkte am „Institut der deutschen Wirtschaft“, schätzt die momentane Situation ähnlich ein. „Denkbar ist, dass sich Privatinvestoren bei Immobilienkäufen erstmal zurückhalten und abwarten, wie sich die Lage weiterentwickelt“, so Voigtländer laut der Zeitschrift „Capital“.

Bildquellen: travelview/Shutterstock.com