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Corona verändert die Branche – Immobilienkauf in Zukunft ohne Notarbesuch?

Mit den Corona-Ausgangsbeschränkungen wurde man auch in der Immobilienbranche kreativ: Viele Schritte zum Immobilienkauf können nun digital getätigt werden. Obwohl nun wieder Lockerungen durchgesetzt werden, hat sich einiges dauerhaft geändert.

Laut McMakler, einem der größten Hybrid-Maklerunternehmen Deutschlands, ging bereits im März in Zusammenhang mit der Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland das Volumen der Neuinserate für Kaufangebote um 30 Prozent zurück – was verdeutlicht, wie hart die Branche getroffen wurde. Die Marktaktivität verringerte sich ebenfalls um 28 Prozent, wodurch für Käufer, die sich von den Auswirkungen des Virus auf die Wirtschaft nicht abschrecken lassen, eine größere Auswahl bestand und besteht. Um die Verkaufszahlen nicht noch weiter absinken zu lassen, wurden Makler und Verkäufer kreativ, was digitale Lösungen zum Immobilienkauf während der Kontaktbeschränkungen angeht.

PropTech-Unternehmen erleben Boom

So haben Makler funktionierende Verfahren entwickelt, wie sie ohne physischen Kontakt mit ihren Kunden Immobilienbewertungen, Exposés und Objektbesichtigungen durchführen können – dabei läuft natürlich viel über Videokonferenzen. Feelestate, Immo-Tours und andere Anbieter von 360-Grad Rundgängen erleben eine extrem hohe Nachfrage. Solche 360-Grad Touren können beispielsweise aufgenommen und vom Makler moderiert Interessenten zur Verfügung gestellt werden.

Durch die vermehrte Nutzung der digitalen Möglichkeiten wurden diese laut einer Umfrage zu einer echten Alternative für Präsenz-Treffen beim Immobilienkauf: Im Auftrag des Maklerunternehmens Homeday fand das Meinungsforschungsinstitut YouGov heraus, dass sich 52 Prozent der Befragten vorstellen können, eine Immobilie ohne Besichtigung zu erwerben. Grobe 30 Prozent der Befragten halten die virtuellen Rundgänge für eine gute Alternative.

Keine Anwesenheitspflicht der Vertragsparteien beim Notar

Die Bundesnotarkammer reagierte mit einem FAQ über das Corona-Berufsrecht für Notare. Darin stand, dass in einigen – vom Notar individuell zu bewertenden – Fällen die Anwesenheitspflicht von Vertragsparteien oder bevollmächtigten Vertretern derselben nicht gilt. Stattdessen soll auch ein nicht bevollmächtigter Vertreter die Partei ersetzen können. Dies bezog sich insbesondere auf Fälle, in denen am Virus erkrankte oder besonders gefährdete Personen Vertragspartei sind.

Allerdings ist in der Version vom 29. April 2020 ausdrücklich formuliert: „Dies ändert jedoch nichts daran, dass die systematische Beurkundung mit Vertretern ohne Vertretungsvollmacht sowohl nach den Richtlinienempfehlungen als auch den Richtlinien der meisten Notarkammern unzulässig ist.“ Demnach müssen wohl auch weiterhin sowohl Immobilienverkäufer als auch -käufer (oder deren bevollmächtigte Vertreter) persönlich beim Notar erscheinen.

Petition für digitale Vertragsabschlüsse

Die Immobilienplattform Immowelt und der Branchenverband IVD sehen in den PropTech-Möglichkeiten die Zukunft der Branche. So versuchen sie nun mit einer Petition den Abschluss von Immobilienkaufverträgen digital durchzusetzen. Bisher nicht möglich ist, dass, unter anderem aufgrund der Warn- und Aufklärungsfunktion von Notaren, unerfahrene Parteien über die Rechte und Pflichten, die mit Verträgen einher gehen, aufklären.

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Dazu die Verfasser der Petition laut Capital: „Mittels Video-Telefonie, RFID-gestützter Ausweisdokumente und hoch sicherer Verschlüsselungstechnologien könnte der Notarvertrag bereits jetzt rechtssicher und digital abgewickelt werden.“ Mit der Petition solle erreicht werden, dass die Immobilienbranche die Zeit der Krise bestmöglich übersteht und gerüstet in die Zukunft sehen kann.

Ob die Forderungen der Petition tatsächlich durchgesetzt werden, ist noch unklar. Sicher ist aber: Makler und Verkäufer sind nun deutlich besser gegen Krisen wie diese gewappnet und die Branche entwickelt sich in Richtung digitaler Möglichkeiten weiter.

Bildquellen: daizuoxin/Shutterstock.com