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Daten von IW, DZ Bank und DIW: Die Immobilienblase wird 2023 noch nicht platzen

Die Immobilienpreise sinken und erstmals seit mehr als zehn Jahren können Käuferinnen und Käufer die Verhandlungen wieder aktiv mitbestimmen. Die Analyse verschiedener Daten vom Institut der deutschen Wirtschaft, der DZ Bank und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung ergibt, dass die Immobilienblase trotz Inflation und sinkenden Kaufpreisen auch 2023 nicht platzen wird.

Inflation, Ukraine-Krieg und Energiekrise haben die Immobilienpreise gedrückt – das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält 2023 einen Preisrückgang von bis zu zehn Prozent für möglich, die DZ Bank ist etwas zurückhaltender und prognostiziert einen Preisrückgang von “nur” vier bis sechs Prozent. Weil sich aber die Preise in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt haben, würde man selbst bei einem Preisrückgang von ganzen 20 Prozent immer noch bei dem Preisniveau von vor drei Jahren rauskommen, berichtet die Saarbrücker Zeitung. Experten zufolge sei also nicht zu erwarten, dass die Immobilienblase 2023 platzen wird, verschiedenste Faktoren würden vielmehr für das Gegenteil sprechen.

Die Wohnungsnachfrage steigt weiter – Mietwohnungen sind Mangelware

Denn das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) schreibt zwar in einem Gutachten mit leicht warnendem Unterton Folgendes: “Während die Corona-Pandemie 2020 letztlich nur für einen kurzfristigen Schock sorgte, von dem sich die Unternehmen schnell erholten, stellt die Mixtur aus Energiekrise, nachlassender Wirtschaftskraft und vor allem stark steigenden Zinsen eine deutlich größere Herausforderung für die Branche dar.” Gleichzeitig wird aber Michael Voigtländer, Leiter des IW-Clusters Globale und regionale Märkte, von Merkur wie folgt zitiert: “Wenn […] eine hohe Wohnungsnachfrage auf ein verknapptes Angebot trifft, stützt das die Preise.” Und die Wohnungsnachfrage scheint in den letzten Monaten aus mehrerlei Gründen weiterhin deutlich gewachsen zu sein: Es wohnt bereits etwa die Hälfte der Menschen in Deutschland zur Miete – weil sich jetzt angesichts der hohen Bauzinsen und -kosten weniger Menschen eine eigene Immobilie kaufen können, weichen mehr Menschen als erwartet auf den Mietwohnungsmarkt aus, wo die Nachfrage also weiter steigt. Hinzu komme die wieder gestiegene Zahl Geflüchteter in Deutschland, die die Nachfrage nach Mietwohnungen ebenfalls in die Höhe treibe. Diese beiden Faktoren treffen nun laut Merkur auf gerade einmal 250.000 neu gebaute Wohnungen – anstatt der eigentlich von der Bundesregierung geplanten 400.000 neuen Wohnungen.

Die Mieten könnten in Zukunft stärker steigen als die Kaufpreise

Ebenfalls gegen ein Platzen der Immobilienblase spricht laut Saarbrücker Zeitung den Experten zufolge, dass in Deutschland, anders als im Ausland, Immobilienkredite in der Regel für zehn bis 15 Jahre vereinbart werden, weswegen viele Menschen aktuell noch mit den niedrigen Zinsen von vor einem Jahr kaufen oder bauen. Gegen Spontanverkäufe durch aktuelle Eigentümerinnen und Eigentümer sprächen die hohen Maklergebühren, die von impulsiven Verkäufen abschrecken. Die Saarbrücker Zeitung berichtet außerdem von einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Bundesverbands deutscher Banken. Rund 50 Prozent der Befragten hätten angegeben, 2023 größere Ausgaben für eine Immobilieninvestition tätigen zu wollen.

So kommt es, dass den Daten des IW-Gutachtens zufolge immerhin 71 Prozent der Wohnungsunternehmen weiterhin von steigenden Mietpreisen ausgehen und Thorsten Lange von der DZ Bank gegenüber Merkur prognostiziert: “Bei Wohneigentum dürfte der [Preis-]Rückgang etwas schwächer, bei Mehrfamilienhäusern etwas ausgeprägter ausfallen.” Voigtländer, so Merkur, rechnet für mehr oder weniger energieeffiziente Immobilien in guter Lage überhaupt nicht mit einem signifikanten Preisrückgang. Bezüglich der Marktentwicklung ergänzt er: “Womöglich kommen wir nun in eine Phase, in der die Mieten stärker wachsen als die Preise.”

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