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Datenanalyse: Baukindergeld geht an die richtigen Menschen – ist aber der falsche Ansatz

Ende März wurde die Baukindergeld-Förderung beendet. Immowelt zieht Bilanz und zeigt sich eher unzufrieden: Das Baukindergeld decke nicht einmal die Kaufnebenkosten. LBS-Leiter Axel Guthmann spricht von der Förderung dennoch als Erfolgsmodell.


“Während das Baukindergeld in ländlichen Regionen Familien die nötige finanzielle Spritze zum Sprung ins Eigenheim liefern kann, dürfte es für sich genommen kaum in der Lage sein, die Eigentumsquote in Deutschland flächendeckend signifikant zu erhöhen. Diese bleibt seit Jahren konstant bei rund 44 Prozent […] – in hochpreisigen Städten deutlich niedriger. Daran hat auch das Baukindergeld in den 4 Jahren seiner Existenz nichts verändert.”

Mit diesen Worten fasst Immowelt die Ende März veröffentlichten Ergebnisse einer aktuellen Analyse familientauglicher Immobilien (80 bis 140 Quadratmeter) in insgesamt 397 deutschen Stadt- und Landkreisen zusammen. Die Immobilienplattform hatte untersucht, einen wie großen Anteil der Kauf- oder Baukosten für ein Eigenheim das Baukindergeld abdeckt. Dieses wird an Familien mit einem Haushaltseinkommen von maximal 90.000 Euro (bei einem Kind) ausgezahlt und beträgt pro Kind 12.000 Euro – sofern die Familien zwischen Januar 2018 und Ende März 2021 einen Kaufvertrag unterschrieben oder eine Baugenehmigung erhalten haben.

LBS hält das Baukindergeld an sich für ein Erfolgskonzept – und Bayerns Baukindergeld Plus ist in ländlichen Regionen eine enorme Unterstützung

Und insbesondere in den ländlicheren Regionen Bayerns hat die Förderung einen großen Effekt: denn dort sind die Preise niedrig, es wird aber dennoch von dem in Bayern eingeführten Baukindergeld Plus (bis zu insgesamt 25.000 Euro) profitiert. So deckt das Baukindergeld im Landkreis Wunsiedel, wo die durchschnittliche Familienimmobilie 172.630 Euro kostet, 14,5 Prozent des Kaufpreises inklusive Nebenkosten ab, im Landkreis Kronach (Durchschnittspreis für familientaugliche Immobilien inklusive Nebenkosten: 150.910 Euro) sind es 16,6 Prozent und im Landkreis Hof bei einem Durchschnittspreis von 130.280 Euro ganze 19,2 Prozent.

Auf der anderen Seite gibt es in Bayern auch außerordentlich teure Städte wie München, wo eine entsprechende Immobilie im Median 928.270 Euro kostet und das Baukindergeld Plus gerade einmal 2,7 Prozent des Kaufpreises inklusive Nebenkosten abdeckt.

Außerhalb Bayerns deckt das Baukindergeld im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt 14,5 Prozent der durchschnittlichen 82.550 Euro für eine familientaugliche Immobilie ab. Angesichts dieser teilweise sehr hohen Werte und der Tatsache, dass der Staat größtenteils Familien mit einem mittleren Einkommen von 20.000 bis 60.000 Euro gefördert hat, erklärte LBS-Leiter Axel Guthmann im Interview mit der Sparkasse Mitte 2019: “Die Zahlen der KfW nach rund 16 Monaten seit der Einführung belegen, dass das Baukindergeld entgegen aller Kritik ein Erfolgsmodell ist.”

Immowelt findet, das Baukindergeld ist zu niedrig – oder vielmehr das falsche Konzept

Die Immowelt-Experten sehen dies gegen Ende der staatlichen Förderung im März 2021 anders und zeigen auf, dass in 368 der 397 untersuchten Landkreise keine zehn Prozent der beim Kauf oder Bau anfallenden Kosten vom Baukindergeld abgedeckt werden und in über der Hälfte der Fälle sogar nur weniger als fünf Prozent. Eine dreiköpfige Familie, die mithilfe einer 100-Prozent-Finanzierung der Bank eine Immobilie kauft oder baut, könne von dem Baukindergeld in der Regel nicht einmal die Kaufnebenkosten bezahlen – insbesondere, da diese direkt bei Kauf anfallen, der staatliche Zuschuss jedoch über einen Zeitraum von zehn Jahren ausgezahlt wird. Insbesondere in den Großstädten ist die Lage der Immowelt-Analyse zufolge extrem: In Frankfurt am Main deckt das Baukindergeld nur 1,8 Prozent der anfallenden Kosten ab, in Hamburg und Potsdam sind es 1,9 Prozent und auch in Stuttgart gerade einmal 2,1 Prozent. In Berlin deckt das Baukindergeld den Immowelt-Daten zufolge immerhin 2,2 Prozent der durchschnittlich anfallenden Kosten im Wert von 554.240 Euro ab.

Deswegen erklärt Immowelt: “Den meisten Familien in [den Ballungsräumen] wäre also beispielsweise durch einen Erlass der Grunderwerbsteuer für den 1. Kauf einer selbst genutzten Immobilie deutlich mehr geholfen.”

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