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Der türkische Immobilienmarkt boomt – trotz oder dank Corona?

Der türkische Immobilienmarkt boomt trotz der Corona-Krise. Viele inländische, aber auch ausländische Investoren zieht es an die Küstenregionen des Landes. Mit der Nachfrage steigen auch die Preise.

Türkische Küstenregionen gewinnen an Beliebtheit

Immobilien konnten sich im Verlauf der Corona-Krise erneut als sichere Kapitalanlage etablieren und den Spitznamen Betongold abermals manifestieren. Doch nicht nur in Deutschland scheint der Boom des Immobilienmarktes anzuhalten beziehungsweise stetig zu wachsen, sondern auch in der Türkei steigt die Nachfrage nach Immobilien während der Krise.

Dabei erfreut sich der türkische Immobilienmarkt nicht nur an einheimischen Investoren, denn Käufer aus aller Welt begehren aktuell die türkischen Grundstücke am Mittelmeer. Wie Yusuf Yüregil, Bürgermeister der Gemeinde Ge, im Gespräch mit dem Handelsblatt berichtet, wechselt dort aktuell fast täglich ein Grundstück den Besitzer. Neben regulär bebaubaren Grundstücken seien vor allem die Ackerfelder sehr beliebt. „Fast die Hälfte aller Felder rings um den Ort sind verkauft und das zu Preisen wie in den größeren Touristenorten“, berichtet der Bürgermeister.

Aber auch in anderen Küstenregionen tummeln sich förmlich die ausländischen Investoren, wie Ömer Günel, Bürgermeister von Kusadasi, gegenüber hurriyet.de erläutert. So sei allein im Sommer 2020 die Bevölkerung massiv angewachsen, während die Region im Frühjahr noch 117.000 Bewohner zählte, sind es nun 424.000. Dieser Hype spiegelt sich auch im Preis der Immobilien wider. Hier hat sich die Spanne von 28.000 bis 99.000 Euro auf 55.000 bis 220.000 Euro verschoben, ein Zuwachs von 100 Prozent.

Die Corona-Pandemie lässt die Menschen aus den Städten fliehen

Die Corona-Pandemie trieb die Menschen weltweit aus den Städten und erweckte die Sehnsucht in manchem auf einen Wohnsitz am Meer und mit viel Freiraum.

Den Boom um türkische Immobilien erklärt die Immobilienmaklerin Penelope Sieper gegenüber dem Handelsblatt wie folgt: „Viele Objekte sind günstiger im Vergleich zu Frankreich oder Spanien.“ Außerdem sei die Türkei in den Sommermonaten weniger stark von der Pandemie betroffen gewesen, als die anderen europäischen Mittelmeerländer.

Aber auch der starke Euro im Vergleich zu der türkischen Lira erleichtert europäischen Investoren den Erwerb von türkischen Immobilien. Entsprechend wird der Immobilienboom von mehreren Faktoren getrieben, „Es wird nach beidem gesucht: einem guten Investment und nach mehr Raum für sich“, ergänzt Sieper. Allerdings habe die Agentur der Maklerin herausstellen können, dass die Käufer eher aufgrund des vielversprechenden Investments die Objekte kauften.

Baugenehmigung schränkt Bauherren stark ein

Wer in der Türkei ein Grundstück erwirbt, muss sich allerdings eine entsprechende Genehmigung besorgen, bevor er dieses bebauen darf. In der Gestaltungsfreiheit werden die Bauherren stark eingeschränkt: So darf die Grundfläche nur in Ausnahmefällen mehr als 20 Prozent der Gesamtfläche ausmachen. Der Abstand zum Nachbargrundstück, die Deckenhöhe sowie die maximale Anzahl der Stockwerke wird ebenso vorgeschrieben.

Aus diesem Grund bauen viele Grundstücksbesitzer in den besagten Regionen vorerst ohne Erlaubnis und das obwohl empfindliche Strafen drohen. So kann es vorkommen, dass die Stadtverwaltung die illegalen Objekte auf Kosten des Bauherren dem Erdboden gleichmacht.

Nichtsdestotrotz gehen einige Eigentümer das Risiko ein, „Wir bauen erst einmal illegal“, berichtet ein Bauherr aus Ge dem Handelsblatt. Die Eigentümer solch illegaler Bauten hoffen auf eine Bauamnestie, wie es sie bereits 2018 gegeben hat, sodass die Immobilien im Nachhinein gegen eine Strafzahlung genehmigt werden. Entsprechend scheint diese Hürde dem Immobilienboom in der Türkei vorerst kein Abbruch zu tun.

Bildquellen: Nejdet Duzen / Shutterstock.com