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Deutschland attraktivstes Land für Investitionen in Healthcare-Immobilien: (K)eine gute Nachricht

Wenn ein Land als beliebter Investitionsstandort bezeichnet wird, ist das in der Regel eine gute Sache. Es bedeutet schließlich, dass dem Wirtschaftsraum frisches Kapital zufließt. Doch ist das auch der Fall, wenn es um Pflegeeinrichtungen geht?

Eine französische Partnergesellschaft des Unternehmens AviaRent Invest AG hat eine Studie über die Zukunftsaussichten von Healthcare-Immobilien veröffentlicht. Hierbei handelt es sich um Gesundheits- und Pflegeimmobilien, die in der kommenden Zeit für die Betreuung und Versorgung von Senioren gebaut werden müssen. Im Rahmen der Untersuchung wurden 4.000 “Über-Sechzigjährige” aus den vier Ländern Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien über ihre persönliche Altersvorsorge befragt. Unter der Berücksichtigung von weiteren wirtschaftlichen Faktoren ergibt die Auswertung der Studie, dass Deutschland und Frankreich die attraktivsten Märkte für Investitionen in Healthcare-Immobilien sind, berichtet die „immobilien-redaktion.at“. Was bedeutet dieses Ergebnis nun für unsere Gesellschaft?

Die Arten der Altersvorsorge

Bei der Frage, auf wen sich denn die Befragten beim Thema “Hilfe im Alter” am meisten verlassen würden, kam es über die Nationen hinweg zu leicht unterschiedlichen Antworten. In Frankreich sorgen über die Hälfte für sich selbst vor. Sie möchten offenbar von niemandem abhängig sein und setzen weniger auf die Unterstützung anderer. Nahezu die Hälfte der Spanier gab an, dass ihre Ehepartner ihnen im Alter helfen werden. Das ist auch die vorrangige Planung, wie Deutsche und Italiener ihr späteres Leben bestreiten möchten. Daneben wird noch auf die Hilfe der Kinder und die eigene Vorsorge gezählt. Nahezu niemand der Befragten verlässt sich allerdings auf den Beistand des Staates.

In der Gesamtbetrachtung lässt sich beobachten, dass alle Befragten, bis auf die Franzosen, davon ausgehen, ihr Leben im Alter hauptsächlich mit dem Zutun des Lebensgefährten meistern zu können. Diesen Personen könnte man nun unterstellen, zu wenig für die persönliche Altersabsicherung vorzusorgen.

Wie die Studienbetreiber nun von dieser Befragung auf das Ergebnis kamen, dass Deutschland eines der attraktivsten Länder für Investitionen in Healthcare-Immobilien ist, ist noch nicht ganz schlüssig. Es lässt sich jedoch einfach herleiten.

Die deutsche Bevölkerung wird immer älter

Laut Statista lag der Altersmedian der deutschen Bevölkerung im Jahr 2018 bei 46 Jahren. Mit Italien ist das der höchste Wert innerhalb der EU. Das bedeutet, 50 Prozent der Bürger sind jünger als dieser Wert und 50 Prozent sind älter. Zum einen kann das auf eine gute gesundheitliche Versorgung und eine steigende Lebenserwartung zurückgeführt werden – bei der Betrachtung des Durchschnittsalters in Afghanistan, welches bei 19 Jahren liegt, macht das Argument der späteren Sterblichkeit durchaus Sinn. Zum anderen deutet das Ergebnis allerdings auch auf eine Überalterung der Bevölkerung hin. Eine Untersuchung der Internetseite „Demografie-Portal“ ergibt, dass der Anteil der Senioren in der deutschen Gesellschaft immer weiter zunimmt. Die Geburtenraten sind seit Jahren auf einem niedrigen Stand. Zudem kommt die Generation der Babyboomer in das Rentenalter. Beide Schlussfolgerungen in Bezug auf den Altersmedian in Deutschland sind somit wahrscheinlich richtig.

Deutschlands Pflegeproblem

Das endgültige Resultat der Healthcare-Immobilien-Studie lässt sich als zutreffend bewerten. Bereits heute liegen Engpässe bei der Belegung von Pflegeheimen vor. Infolge des zunehmenden Anteils der älteren Bevölkerung wird sich diese Situation in der Zukunft zuspitzen. Für Investoren lohnt es sich also, in den Bau von Pflegeeinrichtungen zu investieren. Besonders, da Deutschland als wirtschaftsstärkste Nation der EU gilt und sich hier am sichersten Einnahmen generieren lassen.

Die Rechnung könnte allerdings nicht ganz so reibungslos aufgehen wie erwartet. Wie die initiale Befragung der Studie ergibt, sorgen weniger als ein Drittel der Deutschen für die eigene Pflege im Alter vor. Zudem ist der Schrecken der Altersarmut in der Bevölkerung allgegenwärtig. Eine Analyse der Bertelsmann Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass in knapp der Hälfte der Kreise und kreisfreien Städte das durchschnittliche Einkommen der Senioren nicht für die professionelle stationäre Pflege ausreicht. Der sichere Zahlungsfluss ist in Deutschland damit nicht unbedingt gewährleistet.

Hinzu kommt ein beträchtlicher Mangel an Fachkräften. Oft liegt die Ursache für Engpässe nicht bei der tatsächlichen Kapazität der Einrichtungen, sondern bei deren Ausstattung mit Pflegepersonal. Von diesen wird bei der Arbeit sehr viel abverlangt. Dabei sind Bezahlung, Arbeitsbedingungen und Karriereaussichten eher dürftig. Schätzungen der Zeit ergeben, dass deutschlandweit rund 38.000 Stellen in der Alten- und Krankenpflege unbesetzt sind. In der Zukunft dürfte sich das Finden von Fachkräften noch schwieriger gestalten.

In vielen Fällen ist die professionelle stationäre Pflege alternativlos. Es werden somit unausweichlich mehr Healthcare-Einrichtungen benötigt. Diese müssen jedoch auch für die Bedürftigen bezahlbar sein. Hiermit ist die Politik gefragt, das beiderseitige Pflegeproblem in Deutschland zu lösen. Angesichts des Ergebnisses, dass sich offenbar so gut wie niemand auf den Staat in diesem Bereich verlässt, ist die Zuversicht der Bürger gering.

Bildquellen: PopTika/Shutterstock.com