Deutschland nicht mehr Nummer eins: Immobilien-Anleger finden deutsche Städte zu teuer
Wenn es um Investitionen geht, fungiert Deutschland mit seiner starken Wirtschaft und politischen Stabilität als sicherer Hafen.
Doch die zu hohen Preise können dem Land der Dichter und Denker zum Verhängnis werden. Denn viele Großanleger finden Immobilien in Deutschland überteuert.
„Deutschland hat ein Problem“
Im Rahmen einer Studie, die von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC in Kooperation mit dem Urban Land Institute durchgeführt wurde, stellte sich heraus, dass Deutschland für große Immobilieninvestoren aus den USA, Großbritannien und China nicht mehr die Nummer Eins in Europa ist. Während im Vorjahr 68 Milliarden Euro in den hiesigen Immobilienmarkt investiert wurden, waren es in 2018 nur 65 Milliarden Euro. Den Spitzenplatz erlangte hingegen Großbritannien mit einem Investitionsvolumen von 68 Milliarden Euro – und das trotz Brexit.
„Deutschland hat ein Problem“, erläutert Susanne Eickermann-Riepe, Real Estate Leader PwC Deutschland, die Studienergebnisse in einer offiziellen Mitteilung, „es gibt zu wenige Assets und die sind zu teuer“. Deutschland gilt unter Großanlegern aufgrund der „wirtschaftlichen und politischen Stabilität“ als sicherer Hafen. Dies belegt die Studie, in der gleich vier deutsche Städte, darunter Berlin, Frankfurt, Hamburg und München, unter den Top-Ten der zukunftsträchtigsten Standorte sind. Besonders lobenswert seien dabei die „gute Infrastruktur, die Verfügbarkeit von Assets und die Renditeaussichten“, so Eickermann-Riepe.
Doch: „Die Gelegenheiten für wirklich attraktive Investitionen werden immer rarer“, aufgrund der steigenden Kosten. Die befragten Immobilienprofis halten die deutschen Immobilienpreise für „weit fortgeschritten“, „überteuert“ oder „nahe am Gipfel“. Und das sei der Grund, weshalb Großbritannien trotz der politischen Turbulenzen insgesamt besser abschnitt als Deutschland, erklärt Eickermann-Riepe weiter.
London verliert, Frankfurt gewinnt
Doch ganz unbemerkbar für den britischen Immobilienmarkt macht sich der 2019 geplante EU-Austritt der Briten dann doch nicht. Obwohl London mit 20 Milliarden Euro nach wie vor die meisten Investitionen verbuchte, so verzeichneten die Studienautoren dennoch einen Rückgang von mehr als einem Drittel des Investitionsvolumens. Und auch in naher Zukunft dürfte das Investitionsvolumen in den britischen Immobilienmarkt weiter zurückgehen, „das bestätigen die über 800 Immobilienexperten, die wir befragt haben“, so Studienleiterin Eickermann-Riepe, „Großbritannien dürfte durch den Brexit einen wichtigen Wettbewerbsvorteil verlieren“.
Stattdessen zieht es viele Immobilienprofis in eine andere Finanzstadt: Frankfurt. Hier wurde ein Investitionsvolumen von 8 Milliarden Euro verzeichnet, was der deutsche Bankenstadt im europaweiten Vergleich gemeinsam mit Berlin und hinter Paris den dritten Platz verleiht, was unter dem Strich einem Anstieg von 14 Prozent gleichkommt.
Erwartete Mietsteigerungen
Aufgrund des erwarteten Andrangs auf Frankfurter Immobilien wird geschätzt, dass der „Brexit-Effekt“ sich besonders auf die Mietpreise der Stadt auswirken wird. Die Landesbank Helaba schätzt laut „Tagesspiegel“, dass die Zahl der Bankbeschäftigten in Frankfurt um 8.000 Menschen steigen wird. Dies würde dafür sorgen, „dass sich der Anstieg der Wohnimmobilienpreise und Mieten mindestens in ähnlichem Tempo fortsetzt“. Auch in Hamburg und Berlin werden höhere Mietpreise erwartet. Vor allem Berlin zählt unter Investoren als besonders lukrativ. „Jeder will dort sein, und die Mieten gehen durch die Decke“ – und das dürfte in 2019 laut PwC weitergehen.
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