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Deutschlands Mietpreise steigen explosionsartig

Die Lage am Wohnungsmarkt in Deutschland spitzt sich zu, denn die Nachfrage nach Mietwohnungen steigt – doch es scheint nicht genug Wohnungen zu geben, um diesen Ansturm zu bewältigen. Die Folge: Steigende Mietpreise und somit wenig erschwingliche Wohnungen.

Kaufpreise sinken, doch Mieten werden teurer

Die neuen Quartalsdaten des Portals ImmoScout24 zeigen die neuen Entwicklungen des deutschen Immobilien- und Wohnungsmarkts. Die Daten basieren auf den Inseraten des Portals, diese werden alle drei Monate ausgewertet. Obwohl die Immobilienpreise stabil zu sein scheinen, verzeichnet das Portal einen deutlichen Anstieg der Mietpreise. Grund hierfür sei laut ImmoScout24 die enorm wachsende Nachfrage. „Die deutsche Wohnkrise spitzt sich zu. Der Run auf Mietwohnungen im Bestand nimmt weiter zu und spiegelt eindrücklich den großen Mangel an erschwinglichen Wohnungen wider – besonders in den Metropolen“, so Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24. Die Daten lassen darauf schließen, dass Mieter von Bestandswohnungen deutschlandweit mit einer Preiserhöhung von 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr rechnen müssen. Bei Neubauten seien es dagegen sogar 6,5 Prozent. Zum Vergleich: Sowohl bestehende als auch neugebaute Häuser haben sich gegenüber 2022 eher verbilligt, und zwar um 2,3 beziehungsweise 0,3 Prozent.

Auch Lukas Siebenkotten, Verbandspräsident des Deutschen Mieterbunds, erwartet künftig steigende Mieten und finanziell überforderte Haushalte, wie er in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe berichtet. „Es werden zu wenige Wohnungen gebaut, und die, die entstehen, richten sich nicht an jene, die sie am dringendsten benötigen“, konstatiert Siebenkotten. Ihm zufolge seien mehr Fördermittel nötig, um Mietwohnungen bezahlbar zu halten. Außerdem sollten private Finanzierer dazu gebracht werden, in den sozialen Wohnungsbau zu investieren. In der Verantwortung sehe er hierfür die Politik, welche laut Siebenkotten noch nicht den „sozialen Sprengstoff“ der Thematik erkannt habe. In einem Interview mit dem ZDF spricht sich Adalbert Pokorski, Geschäftsführer der Greenwater Capital GmbH, ebenfalls für mehr Wohnraum aus: „Jedenfalls wäre es erforderlich, das Angebot an Wohnraum so auszuweiten, dass es dämpfend auf die Preise wirkt.“

Besonders Metropolen sind betroffen

Obwohl diese Problematik bundesweit auftritt, scheinen Großstädte und Metropolregionen einen noch größeren Anstieg der Mietpreise verzeichnen. Laut dem Portal moz.de verschlingt die Kaltmiete in einigen Gebieten der größten Städte Deutschland mehr als ein Drittel des durchschnittlichen Einkommens, weshalb sich immer mehr Familien die Kosten für eine Wohnung in der Stadt nicht mehr leisten können. Ein Beitrag des zdf sieht die Schwierigkeit im Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage – der Bedarf sei in Großstädten groß, doch das Angebot nicht ausreichend. An dem Ziel, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen, sei die Bundesregierung dem Portal zufolge gescheitert.

Auch hierfür scheinen die Daten von ImmoScout24 zu sprechen. Im Vergleich zum zweiten Quartal des laufenden Jahres seien die Mietanfragen für bestehende Wohnungen in Düsseldorf um 12 Prozent gestiegen, in Köln und München seien es sogar 15 Prozent. Die höchste Zahl an Anfragen pro Anzeige lassen sich den Daten zufolge jedoch nach wie vor in Berlin finden. Während die Mietpreise im Vergleich zum Vorjahr bundesweit um nicht mehr als sieben Prozent angestiegen sind, sind Bestandswohnungen in Berlin dem Portal zufolge 12,6 Prozent teurer als noch 2022, Neubauten dagegen sogar 19,1 Prozent. Außerdem weisen die Daten von ImmoScout24 daraufhin, dass die Nachfrage nach Eigentumswohnungen in Berlin, Hamburg, München und Frankfurt bereits wieder über das Niveau von 2019 – also über das Niveau von vor der Corona-Pandemie – gestiegen ist.

Vorerst keine Besserung in Sicht

Auch für die kommenden Monate gibt der Deutsche Mieterbund zunächst keine Entwarnung. Im Gegenteil: Der Anteil des Einkommens, welcher für die Miete draufgeht, könnte künftig auf mehr als 40 Prozent ansteigen. Siebenkotten ist sich sicher, „alles, was legal ist, wird an Mietsteigerungen in den nächsten Jahren ausgenutzt werden“. Ihm zufolge ist zu erwarten, dass die Mieten stärker steigen werden als die Löhne.

Zu den ohnehin steigenden Preisen sei laut der Bauindustrie davon auszugehen, dass die Bundesregierung das Ziel der 400.000 Wohnungen weiterhin verfehlen wird. „Für das laufende Jahr rechnen wir bestenfalls mit 250.000 fertiggestellten Wohnungen“, so der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes, Tim-Oliver Müller, in einem Interview mit der tagesschau. „Gerade in den Ballungsgebieten und ihrem Umland wird damit die Wohnungsnot zementiert“, führt er weiter aus. Eine Besserung sehe er für 2024 nicht.

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