Die Baubranche floriert auch während der Corona-Krise – Doch zu welchem Preis?
Der Corona-Krise zuwider boomt die Baubranche weiterhin, lediglich rund 20 Prozent der Bauunternehmen verbuchen erhebliche Umsatzeinbrüche. Dementsprechend läuft der Betrieb auf vielen Baustellen unbeirrt weiter und das auf Kosten von Hygienevorschriften und staatlichen Verordnungen.
Die Bauindustrie gibt sich unbeirrt
Die Corona-Krise trifft die Weltwirtschaft hart, die meisten Branchen verbuchen herbe Einbußen und Unternehmen kämpfen um die Existenz. Doch die Bauindustrie scheint sich der Wirtschaftskrise zu widersetzen, jedenfalls geben sich die Verbände zuversichtlich.
Der Präsident der Bundesvereinbarung mittelständiger Bauunternehmen, Martin Steinbacher, kommentiert im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, man verfüge über „die notwendigen Kapazitäten.“ Steinbacher ergänzt, „[wir können] trotz der momentanen Herausforderung die Bauvorhaben weiter vorantreiben.“
So läuft auf vielen Baustellen in Deutschland der Betrieb weiter und von der Corona-Krise ist hier, bis auf einige präventive Maßnahmen, nicht viel zu spüren. Die Bauarbeiter werden lediglich angehalten, verschärfte Hygienevorschriften zu beachten und möglichst großen Abstand zu halten.
„Das ist alles gut gemeint, aber in der Praxis unrealistisch und damit Blödsinn“, lässt ein anonymer Maurermeister im Interview mit der Süddeutschen Zeitung wissen. Da diese Unternehmen jedoch keinen Auftragsverlust erfahren möchten, ignorieren sie die Schutzmaßnahmen teilweise.
Weiterhin werden 80 Prozent der Aufträge bearbeitet
Auch deswegen müssen bislang nur circa 20 Prozent der deutschen Baufirmen signifikante Umsatzeinbrüche verkraften. Betroffen sind vor allem Unternehmen, die mit den Ämtern zusammenarbeiten.
„Es läuft nicht reibungslos, aber zu 70 bis 80 Prozent dürfte die Bauwirtschaft noch arbeiten“, kommentiert Ilona Klein, Sprecherin beim Zentralverband Deutsches Baugewerbe, im Gespräch mit n-tv. Doch die Sorge steigt, dass die osteuropäischen Arbeitskräfte demnächst vollkommen fehlen werden. „Nach Ostern könnte sich die Situation deutlich verschlechtern“, so Klein.
Zudem ist die Branche zum jetzigen Zeitpunkt verstärkt abhängig vom Bund, denn Aufträge durch private Konzerne und Verbraucher werden zunehmend storniert. „Wer Angst vor der Arbeitslosigkeit hat, wird kein Bad sanieren lassen und kein Haus bauen“, erklärt Klein.
Man sei dennoch relativ zuversichtlich, dass die Baubranche nicht wie andere Branchen zum 100-prozentigen Erliegen kommen wird, brachte Klein abschließend zum Ausdruck.
Verstoß gegen Hygienevorschriften
Betrachtet man die Corona-Krise im Ganzen, dann kann die relative Immunität der Bauindustrie durchaus kritisch und mit bitterem Beigeschmack betrachtet werden. Denn nicht jede Baustelle kann von den Behörden überwacht werden, dementsprechend bleiben einige Verstöße gegen die aktuellen Hygienevorschriften unentdeckt.
„Die Arbeiter kommen wie eh und je in Kleinbussen mit bis zu sieben oder neun Insassen gemeinsam auf die Baustelle“, erzählt ein anonymer Fachplaner der Süddeutschen Zeitung. Auch leben viele der Bauarbeiter weiterhin auf engstem Raum in Wohncontainern, die Ansteckungsgefahr bleibt so weiterhin besonders hoch.
Mit diesen Vorwürfen konfrontiert, habe die Baugewerkschaft gelassen reagiert und versichert, dass die Schutzmaßnahmen zu großen Teilen eingehalten werden, berichtet die Süddeutsche.
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Dementsprechend floriert die Bauindustrie bisher größtenteils und das trotz der Corona-Krise. Für die Branche speziell ist das gut, doch welche Folgen das für die Dauer und das Ausmaß der Krise haben könnte, sollte dabei nicht unbeachtet bleiben.
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