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Die Immobilienbranche im Wandel: Wachsende Investitionen in Digitalisierung erwartet

Die Digitalisierung ist ein Megatrend, der auf technischer, marktwirtschaftlicher und sozialer Ebene große Veränderungen hervorgerufen hat. Dieses Veränderungspotenzial schlägt sich auch auf die Immobilienbranche nieder und wurde von entscheidenden Akteuren der Branche erkannt.

Branchenexperten stehen Digitalisierung positiv gegenüber

Das hat eine Befragung des Planungs- und Beratungsunternehmens Arcadis ergeben. Demnach hätten Branchenkenner die Dringlichkeit der Digitalisierung erkannt und wollten innerhalb der nächsten drei Jahre vermehrt in entsprechende Maßnahmen investieren. „Digitale Plattformen, Analyseinstrumente für Datenauswertung, Dealsourcing-Tools und Asset-Management-Software“ sind laut einem Bericht der „wallstreet-online.de“ einige der Bereiche, die besonders als bevorzugte Investitionsziele der Akteure genannt werden.

Die Digitalisierung in der Immobilienbranche sei den Umfrageergebnissen von Arcadis zufolge dringend nötig, denn so entstünden nur zusätzliche Probleme: Beispielsweise komme es im Alltag häufig zur falschen Planung von Projekten, es fehle Material oder an Mitarbeitern oder aber es werden wichtige Termine nicht immer eingehalten. Dies führen die befragten Teilnehmer darauf zurück, dass viele Schnittstellen noch immer auf Papier bestünden und nicht digital seien, wodurch es häufig zu kostspieligen Reibungsverlusten kommt.

Der „iPhone-Moment“ der Immobilienbranche

Dies solle sich nun bald ändern. Durch den verstärkten Fokus auf die Digitalisierung von Prozessen würde die Immobilienbranche „vor einer Art ‚iPhone-Moment‘“ stehen, so Markus Hermann, CEO von Arcadis. Denn ebenso wie beim iPhone erstmals mehrere Elemente wie Telefon, Kamera oder Internet vereint wurden, so würden relevante Technologien im gesamten Immobilienbereich zusammenkommen.

Ausgelöst zum einen durch die Kunden, deren Ansprüche immer höher würden. Ihre Anfragen und Anforderungen über eine Plattform zu bedienen, sei laut Arcadis-Studienautor Frank Walter eine zentrale Herausforderung für Immobilienunternehmen. Und benötigt würden hierfür standardisierte Open-Source-Daten, die als Grundlage „für zuverlässige Marktinformationen und optimierte Prozesse“ fungieren. Vollständig erreicht werden könne die erhoffte Digitalisierung nur dann, wenn die Entwicklungsprozesse ebenso smart wie das gewünschte Endprodukt seien.

Erwartungen hoch, Investitionsbereitschaft gering

Eine Erkenntnis, zu der man nicht nur durch die Arcadis-Befragung gekommen ist. Auch eine Umfrage des BFW (Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen) aus 2018 hat gezeigt, dass mittelständische Unternehmen große Erwartungen im Hinblick auf die Digitalisierung hegen. Allerdings seien die 1.600 befragten Akteure der Immobilienbranche nur mäßig bereit, entsprechende Investitionen zu tätigen. Die Umsetzung von digitalen Grundlagen stellt viele deutsche Firmen vor eine besondere Herausforderung, denn es fehle an Zeit und qualifiziertem Personal. Zudem beklagten die Umfrageteilnehmer die hohen Kosten, die damit verbunden sind.

Mehr als die Hälfte hätte keinen Umsetzungsplan für die Digitalisierung. Auch würde die Mehrheit der Befragten nicht daran glauben, dass sich durch die Digitalisierung neue Geschäftsfelder erschließen lassen. Laut BFW-Präsident Andreas Ibel drohen die Unternehmen sich dadurch selbst auszubremsen. Auf diese Weise würde „das große Potenzial, das die Digitalisierung für das Entwickeln neuer Geschäftsmodelle bietet“ verkannt, so Ibel gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Deutschland im internationalen Vergleich „noch in den Kinderschuhen“

Tatsächlich hinkt Deutschland im internationalen Vergleich noch etwas hinterher. Dies äußerte Geschäftsführer Thomas Kirmayr des Fraunhofer-Alianz Baus gegenüber dem Handelsblatt. Im Hinblick auf die Digitalisierung sieht er in der deutschen Bau- und Immobilienbranche großen Nachholbedarf. Grund hierfür sei die große Wohnungsnot in Deutschland. Bauunternehmen sähen sich einem hohen Umsetzungsdruck ausgesetzt, wodurch Projekte schnell fertiggestellt werden müssten. Da bleibt wenig Freiraum, neue Prozesse und Lösungen zu erproben – und „ohne diese Lernprozesse wird dieser […] Wandel“ nur schwer zu bewerkstelligen sein, so Kirmayr.

Digitalisierung mit großen Vorteilen verbunden

Dabei sei die Digitalisierung in der Immobilienbranche mit großen Vorteilen verbunden. Beispielsweise könnten Wartungsarbeiten laut Kirmayr durch bestimmte Sensoren deutlich effizienter und kostengünstiger ausgeführt werden, wenn Bauteile ihren Zustand selbst melden oder Handwerkerleistungen über 3D-Modelle vergeben werden. Auch Frank Walter von Arcadis sieht große Vorzüge in der intelligenten Datenverarbeitung für Eigentümer und Nutzer von Gebäuden. Sich verändernde Nutzungsbedingungen könnten in etwa erfasst und die Immobilie entsprechend angepasst werden. Betrieb und Wartung könnten auf diese Weise maximal optimiert und Immobilien nutzerzentrierter designet werden.

 

Bildquellen: metamorworks/Shutterstock.com