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Die Zinswende könnte Immobilienpreise hart treffen

Noch sieht es gut aus für Anleger, die in Immobilien investieren. Das Wachstum auf dem Wohnungsmarkt ist hoch, die Zinsen sind niedrig, viele Gewinnmöglichkeiten also für Grundbesitzer. Doch die guten Aussichten könnten sich schon bald ändern. Denn unter einer Zinswende könnten die Immobilienpreise stark leiden.

Amortisieren, um sich auf neue Situation einzustellen?

Hinzukommende steigende Leerstände, weniger Zuwanderung und eine weiterhin ungebremste Bautätigkeit könnten für den Immobilienmarkt ein Risiko bedeuten. Gerade in der Schweiz ist die Gefährdung laut IAZI, einem Dienstleistungsunternehmen für die Immobilienwirtschaft, relativ groß. So äußerte Unternehmenschef Donato Scognamiglio, dass IAZI davon ausgehe, dass die Korrektur bei Mehrfamilienhäusern 2021 eintreten könnte und dabei „durchaus“ zehn Prozent „drinliegen“ könnten.

Unterschätzt werde vor allem die Zinssensibilität am Immobilienmarkt. Da Scognamiglio davon ausgeht, dass die Zinswende kommt, rät er denjenigen, die sich für die veränderte Situation am Immobilienmarkt rüsten wollen, ihre Hypotheken zu amortisieren. Denn gerade aufgrund des hohen Finanzierungsgrades von Immobilien würde ein Wertrückgang Anleger stark treffen.

Überbewertung von 15 bis 30 Prozent

Auch die Deutsche Bundesbank warnt in ihrem Finanzstabilitätsbericht vor steigenden Zinsen und den Auswirkungen auf den Immobilienmarkt. In vielen Städten seien die Preise bereits heute 15 bis 30 Prozent überbewertet. „Bei hohem Wachstum und niedrigen Zinsen haben sich Verwundbarkeiten aufgebaut“, zeigte Claudia Buch, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, auf.

Steigende Zinsen alleine hält die Bundesbank zwar noch nicht für kritisch, im Zusammenspiel mit einem Konjunktureinbruch könnten die Folgen für Immobilienbesitzer und für Banken aber verheerend sein. In einem für einen Wohnimmobilienstresstest ermittelten Szenario könnten die Preise für Immobilien bis zum Jahre 2020 um 30 Prozent zurückgehen. Die Hypothekenzinsen könnten gleichzeitig auf das Niveau von 2009, demnach auf 4,7 Prozent, steigen.

Gutes konjunkturelles Umfeld federt Zinserhöhungen ab

Entwarnung beim Thema steigende Zinsen könnten Immobilienpreise belasten, gibt aber unter anderem der Immobiliendienstleister Wüest Partner, der in einer Studie die Auswirkungen steigender Zinsen in den USA untersucht hat, zu Bedenken. Trotzdessen, dass die US-Zentralbank Fed den Leitzins in der vergangenen Zeit stark erhöht hat – mittlerweile steht er bei 2,5 Prozent –, sei kein immenser Einbruch im Immobiliensektor zu verzeichnen gewesen. Seit 2011 stieg gar die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser jährlich um zehn Prozent.

Immobilien sind dort also trotz höherer Zinsen immer noch nachgefragt. Robert Weinert, Analyst von Wüest Partner, ist sich sicher, dass ein gutes konjunkturelles Umfeld mit sinkender Arbeitslosigkeit und steigenden Konsumausgaben die negativen Auswirkungen von höheren Zinsen abfedern könne. Bisher seien die Zinsen immer nur bei guter Konjunktur erhöht worden. Wenn die restlichen Umstände gut sind, müssten sich steigende Zinsen nicht um jeden Preis auf die Immobilienkosten auswirken.

Bildquellen: voyata/Shuttertsock.com