Diese Herausforderungen bringt der Zinsanstieg für Immobilienkäufer
Die Zinsen auf Immobiliendarlehen steigen parallel zur derzeitigen Inflation immer weiter an.
Der Zinssatz für eine Immobilienfinanzierung mit zehnjähriger Zinsbindung liegt laut dem Finanzierungsanbieter Interhyp im Dezember 2021 bei einem Prozent im Durchschnitt. Im Vergleich dazu lag der Zinssatz bei gleicher Zinsbindung am Anfang dieses Jahres bei 0,75 Prozent. Somit ist ein Immobiliendarlehen zwar immer noch günstiger als vor zehn Jahren, als die Zinsen bei einer zehnjährigen Zinsbindung bei durchschnittlich 3,31 Prozent lagen, allerdings ist der starke Anstieg in diesem Jahr für Immobilienkäufer durchaus mit hohen Mehrkosten verbunden.
Inflationsängste treiben Zinssatz
In einem Bericht von WELT werden aktuelle Auswertungen des Immobilienfinanzierers Dr. Klein analysiert. So soll es letztmalig vor anderthalb Jahren einen höheren Wert gegeben haben. Ein Faktor für den aktuellen Zinssatz sollen die aufkeimenden Inflationsängste sein.
„Die kräftig gestiegenen Gas- und Ölpreise haben nicht nur Benzin, Diesel und Heizöl teurer gemacht, sondern auch die Frachtkosten auf den Land-, See- und Luftwegen in die Höhe getrieben. Hinzu kommen Lieferengpässe, weil in China wegen neuer Corona-Ausbrüche immer wieder Fabriken und Häfen geschlossen werden. All dies verteuert immer mehr Waren. Im September stieg die Inflationsrate in Deutschland deshalb auf 4,1 Prozent – ein zuletzt 1993 gesehenes Niveau.“, so WELT.
Forward-Darlehen als Möglichkeiten für Immobilienkäufer
Laut Interhyp ist es in Anbetracht der derzeitigen Entwicklung „der Inzidenzwerte und Lieferschwierigkeiten, trotz Konjunkturbelebung und steigender Renditen“ noch zu früh, um von einer generellen Trendwende zu sprechen. Trotzdem sollten Immobilienkäufer oder Interessierte nicht auf bessere Zinssätze in der Zukunft spekulieren.
Weiterhin rät Interhyp Eigentümern von Immobilien mit einem laufenden Darlehen, welche zwischen 2011 und 2013 finanziert haben, ein Forward-Darlehen in Betracht zu ziehen, sofern ihre zehnjährige Zinsbindung bald ausläuft. Bei einem Forward-Darlehen wird der neue Zins bereits vereinbart, bevor die laufende Zinsbindung ausläuft. Dabei verlangt die Bank einen Aufschlag auf den aktuellen Zinssatz. Spekuliert man also darauf, dass die Zinsen für Immobilienfinanzierungen in Zukunft noch weiter ansteigen, hat man ein gutes Geschäft gemacht.
Wie könnten sich die Zinsen künftig entwickeln?
Es gibt durchaus einige Faktoren, die dafür sprechen, dass die Zinsen in Zukunft noch weiter steigen werden. So orientiert sich der Zins für Baugelder laut WELT indirekt auch an der Rendite von Staatsanleihen. Um Immobilienkredite zu refinanzieren, handeln Banken mit sogenannten Pfandbriefen. Pfandbriefe sind Anleihen, die von einer Pfandbriefbank oder Hypothekenbank mit einer Besicherung emittiert werden und an Anleger mit einem festen Zinssatz verkauft werden. „Dieser Zins der Pfandbriefe folgt im Trend meist der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen. Aktuell nähert sich die Rendite der Null-Prozent-Marke und notiert damit auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren.“, so WELT.
„Da es noch keine Anzeichen für ein Ende der expansiven Geldpolitik der EZB gibt, gehen wir kurz- bis mittelfristig von einer Seitwärtsbewegung der Zinsen und Pfandbriefrenditen aus“, sagt auch VDP-Chef Tolckmitt. „Deutliche Sprünge sind nicht absehbar – weder nach unten noch nach oben.“
Doch es gibt auch Prognosen für einen weiteren Anstieg der Zinsen. Laut WELT hat die EZB angekündigt, die Anleihekäufe demnächst reduzieren zu wollen, da sich die Wirtschaft erhole. Um trotzdem weiterhin Abnehmer für Anleihen zu finden, könnten Staaten und Konzerne dann gezwungen sein, höhere Renditen bei ihren Anleihen zu bieten. Das würde die Banken wiederum zwingen, auch die Zinsen bei ihren Pfandbriefen anzuheben. Im Gegenzug müssten die Kreditinstitute die Baugeldzinsen erhöhen. „Wir erwarten einen weiteren Anstieg auf 1,45 Prozent zum Jahresende 2022“, sagt Möbert.
Bildquellen: KT Stock photos / Shutterstock.com