Ende des Immobilienbooms? Ausländische Investoren drehen ab
Auf dem deutschen Immobilienmarkt schien es seit dem Ende der Finanzkrise nur einen Weg zu geben: Nach oben. Die enormen Preissteigerungen verleiteten viele dazu, schon lange von einer Blase auf dem Immobilienmarkt zu sprechen.
Investoren sahen, wie ihre Immobilien immer mehr und mehr an Wert gewannen, Mieter verzweifelten wegen der hohen Mietpreise und zu wenig Wohnraumangeboten. Doch so langsam könnte ein vorläufiges Ende des Immobilienbooms in Sicht sein.
Kein Renditevorsprung mehr gegenüber den USA
Davon geht Günther Vornholz, Professor für Immobilienökonomie in Bochum, aus. Die Investmentaktivitäten könnten sich in Zukunft abschwächen, Deutschland als Investitionsstandort immer unattraktiver werden. Der Grund hierfür liegt in einer simplen Rechnung: Dem Renditevorsprung.
Ausländische Investoren investieren vor allem dann gerne an einem Standort, wenn im Zielland die Renditeerwartungen höher sind als in ihrem eigenen Land. Allerdings sei das Transaktionsvolumen ausländischer Investoren neben der Renditeorientierung relativ volatil. Da, wo es viel zu holen gibt, wird das Geld investiert. Sinken die Renditeerwartungen, werden Investments wieder abgestoßen.
2010 bis 2016 lag europäische Rendite vor USA – das lockte ausländische Investoren
Auch die EZB wies bereits auf eine enge Beziehung zwischen der Renditeentwicklung in den USA und in Europa hin sowie der Investmenttätigkeit ausländischer Investoren in Europa, erläutert Vornholz. Gerade amerikanische Investoren „investieren dann in einem Land, wenn dort die Renditen höher sind“, schreibt der Immobilien-Experte bei „Konii“, einem Portal für Immobilienwirtschaft.
Zwischen 2010 und 2016 habe Europa gegenüber den USA einen deutlichen Renditevorsprung aufgewiesen. Die Renditen hierzulande lagen über den zu erwartenden Renditen in den USA. Aus diesem Grund hätten viele ausländische – vor allem amerikanische – Investoren vermehrt in Europa investiert. In Deutschland stammte 2017 fast jeder zweite Euro im Immobiliengeschäft aus ausländischer Hand.
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Verstärktes inländisches Engagement federt Rückgang ausländischer Investitionen ab
Doch 2016 habe sich der Wind gedreht: Die Renditen in Europa sanken, die Renditen in den USA stiegen, bis sie jene in Europa überholt hatten. Die Konsequenz: Europa wird für amerikanische Investoren unattraktiver. Der Anteil ausländischer Investoren in Deutschland gehe zurück, sagte auch Vornholz. Wenn weniger ausländisches Kapitel in deutschen Immobilieninvestments liegt, könnte der Markt, der viel von ausländischem Geld zehrt, darunter leiden. So sieht es auch Vornholz.
Dass der Abschwung am Markt noch nicht eingetreten ist, erklärt Vornholz mit einem verstärkten Engagement inländischer Investoren, durch das „der Rückgang des Auslands kompensiert“ worden sei. Die finanzwirtschaftlichen Bedingungen sind auch für deutsche Investoren gut: Niedrige Zinsen, „Immobilien als renditestarkes Investment“ und die Möglichkeit der schnellen Liquidität sind Gründe, warum auch inländisch noch stark investiert wird. Doch wenn auch die inländischen Investitionen zurückgehen und die fehlenden ausländischen Investitionen nicht mehr kompensiert werden können, könnte es zu einem Abschwung kommen – das Fehlen der ausländischen Investoren wäre damit mit ein Grund für das Ende des Immobilien-Booms in Deutschland.
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