,

EZB: In Europa droht eine Immobilienblase

Der Immobilienmarkt in Europa droht zu überhitzen. Davor hat ein Expertengremium unter der Leitung des scheidenden EZB-Chef Mario Draghi gewarnt.

In zahlreichen EU-Mitgliedsländern geht der Anstieg der Wohnimmobilienpreise mit Anzeichen einer Überbewertung einher, ist im Jahresbericht des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB) zu lesen. Sorge bereitet den Risikowächtern darüber hinaus, dass sich die Privathaushalte in manchen Ländern beim Immobilienkauf zunehmend verschulden. Hierdurch werde der Wohnungsmarkt anfällig, denn sollte es zu einem deutlichen Abschwung kommen, so drohen den Kreditgebern herbe Verluste.

Überbewertung auch bei Gewerbeimmobilien

Etwas weniger besorgniserregend sei das Bild hingegen bei gewerblich genutzten Immobilien. Zwar sehen die EZB-Experten auch hier in den meisten Ländern Anzeichen für eine Überbewertung – ausgelöst unter anderem durch die Renditejagd der Anleger. Jedoch seien die Banken bei der Kreditvergabe zurückhaltender. In einigen der größten Mitgliedstaaten – wie etwa Deutschland, Italien oder Spanien – sei die Kreditaufnahme für Gewerbeimmobilien sogar rückläufig.

Zahlreiche Risiken

Laut dem ESRB ist die Stabilität des europäischen Finanzsystems derzeit an vielen Fronten bedroht. Gefahren drohen etwa durch einen breiten Kurseinbruch an den Finanzmärkten, durch die Bilanzschwäche der Banken, durch die drohende Überschuldung von Mitgliedsstaaten, Unternehmen und Haushalten sowie durch die Aktivitäten von Schattenbanken.

Auch Commerzbank warnt vor Immobilienblase

Etwas früher in diesem Jahr hatte auch schon die Commerzbank vor der wachsenden Gefahr einer Immobilienblase gewarnt.

„Die extrem expansive Geldpolitik der EZB macht den Erwerb eines Eigenheims für viele erschwinglich und schiebt die Nachfrage an. Gleichzeitig drückt sie die Renditen anderer Geldanlagen und macht damit Immobilien für Investoren attraktiver“, hatte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer erklärt. Dies habe zur Folge, dass die Häuserpreise nun schon seit einigen Jahren nicht nur in Deutschland, sondern in den meisten anderen Euro-Ländern deutlich zulegen.

„Von einer ausgeprägten Blase kann […] sicherlich noch nicht die Rede sein“, heißt es in einem von Krämers Research-Berichten. „Allerdings deutet derzeit alles darauf hin, dass die EZB ihren Kurs noch für eine beträchtliche Zeit beibehalten wird. Wir gehen davon aus, dass sie ihren Einlagesatz bis Ende 2020 nicht verändern wird und auch danach den Expansionsgrad ihrer Geldpolitik allenfalls sehr langsam zurückdrehen wird.“ Dies werde die Bewertung von Wohnimmobilien weiter klettern lassen. Voraussichtlich Ende 2020 dürfte sie im Durchschnitt der Eurozone das kurz vor der Finanzkrise erreichte Niveau übertreffen. Und mit jedem weiteren Anstieg werde die Gefahr einer Blase weiter wachsen.

Bildquellen: Andrey_Popov/Shutterstock.com