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Fast jede zweite Berliner Wohnimmobilie ist im Besitz von Großvermietern

Der Berliner Wohnungsmarkt wird von einer relativ geringen Anzahl von wohlhabenden Privatpersonen sowie Immobilienunternehmen bestimmt. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung gekommen, demnach befinde sich rund jede zweite Wohnimmobilie im Besitz eines Großvermieters.

Großvermieter bestimmen Berliner Immobilienmarkt

Eine Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung konnte bezüglich des Berliner Immobilienmarkts eine interessante Dynamik herausstellen. So gehören die Immobilien in der Bundeshauptstadt zu großen Teilen privaten sowie öffentlichen Großvermietern. Circa 50 Prozent aller Wohnimmobilien seien demnach im Besitz von wenigen vermögenden Eigentümern. „Fast die Hälfte der Stadt gehört wenigen Tausend (Immobilien-)Multimillionär*innen“, heißt es in der Studie.

Im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten ist dies ein außergewöhnliches Phänomen. Grund für dieses Kräfteverhältnis seien die fortlaufend sinkenden Zinsen, diese haben laut den Autoren eine „[massive] Umverteilung von Wohlstand von unten nach oben […]“ zur Folge gehabt.

Die Kosten dieser Bewegung tragen wortwörtlich die Mieter, wie die Studie ergründet. Es heißt weiter, man müsse mehr Regelungen finden, um dem entgegenzuwirken.

Mehr als 800.000 Objekte im Besitz der Großvermieter

Nichtsdestotrotz ist Berlin selbst, mit insgesamt 323.000 Wohnimmobilien, weiterhin der mächtigste Vermieter, gefolgt von Deutsche Wohnen und Vonovia, welche 115.740 beziehungsweise 42.241 Objekte zu ihrem Portfolio zählen.

Insgesamt befinden sich über 800.000 oder 45,7 Prozent der 1,75 Millionen Wohnungen in Berlin im Besitz der großen Firmen und wohlhabenden Privatpersonen.

Die privaten Vermieter sind der Öffentlichkeit weniger bekannt, sie verstecken sich laut der Studie meist hinter Firmen und eigens zur Vermietung gegründeten Unternehmen. Als einer der großen Privatvermieter konnte allerdings die Familienstiftung Becker & Kries identifiziert werden. Dieser gehören circa 3.600 Wohnungen in der Hauptstadt und näheren Umgebung, zudem einige zusätzliche Gewerbeimmobilien.

Studienautoren plädieren für strengere Erbschaftssteuern

1.000 Wohnungen, welche durch bunte Farben aus der Masse herausstechen, sind im Besitz des Unternehmers Harry Gerlach, welcher Anfang des Jahres seine Töchter als neue Chefs der Verwaltungsfirma berufen hat.

Die Studienautoren kommentieren diese Übernahme folgendermaßen: „Wegen einer fragwürdigen Ausnahme im Erbschafts- und Schenkungssteuergesetz und dessen Auslegung durch die Finanzverwaltung“, seien die Immobilien vermutlich ohne Zahlung von Steuern an die Kinder des Unternehmers übergegangen.

Entsprechend plädiert Christoph Trautvetter, Co-Autor der Studie, gegenüber der der Zeitung Neues Deutschland für politische Reformen: „Das Beispiel zeigt, dass wir vor allem eine Erbschaftsbesteuerung ohne Schlupflöcher benötigen, um die Anhäufung riesigen Eigentums über Generationen auszuschließen“, so Trautvetter.

Bildquellen: Lanski / Shutterstock.com