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Haus aus dem Drucker: Können 3D-Drucker den Immobilienbau preislich revolutionieren?

Die ersten Häuser aus dem 3D-Drucker stehen bereits. Nun ist die Hoffnung groß, dass die neue Art, Häuser hochzuziehen, den weit verbreiteten Wohnungsmangel beantwortet und gleichzeitig das Bauen günstiger macht.


Mitte 2018 zog eine Familie in einen Bungalow in Nantes, West-Frankreich ein. Das Besondere: Dieses einstöckige Haus wurde mit einem 3D-Drucker gedruckt – innerhalb von 54 Stunden stand das Objekt mit vier Schlafzimmern. Die Kosten beliefen sich dabei auf rund 196.000 Euro und liegen damit etwa 20 Prozent unter dem Preis, der für ein vergleichbares, traditionell gebautes Haus fällig gewesen wäre, berichtet „BBC“.

So wird ein Haus gedruckt

Das Besondere an dem in Nantes gedruckten Haus: Es wurde direkt auf seiner Baustelle erstellt. Dafür mussten die Architekten und Wissenschaftler ein Design erstellen und das Druckgerät entsprechend programmieren, wofür dieser unter anderem mit den Koordinaten gefüttert wurde. Die Wände des Bungalows erstellte der 3D-Drucker dann direkt auf der Baustelle an den vorgesehenen Stellen: Um diese zu erstellen, fährt ein Roboterarm die Koordinaten ab und presst über seine zwei Druckdrüsen Schaumstoff Schicht für Schicht – bis zur vorgesehenen Höhe – übereinander. Auf diese Weise entstehen die Innen- und Außenseiten der Wände, der übrige Hohlraum wird anschließend mit Zement gefüllt, um das Ganze zu stabilisieren und eine feste Mauer zu bilden. Im folgenden YouTube-Video ist zu sehen, wie der Roboterarm des 3D-Druckers arbeitet und Wände mit dem flüssigen Baustoff geschichtet werden.

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Einige Vorteile, die für die moderne Technologie sprechen

Vorteilhaft an dieser Stelle ist, dass der Schaumstoff dämmend wirkt und auf lange Sicht in der Lage sei, die Heizkosten zu senken. Außerdem kann bei dieser Fertigungsweise Material eingespart werden: „Da die Schalen, in die der Beton normalerweise hineingegossen wird, bei der additiven Fertigung wegfallen, sparen wir nicht nur viel Material, sondern haben auch ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten“, erklärt der Professor vom Institut für Baustoffe an der TU Dresden, Viktor Mechtcherine, im Gespräch mit der „Immobilienzeitung“.

Im Vergleich zum herkömmlichen Hausbau fallen bei dieser Bauweise kaum Abfälle an, was das Unterfangen umweltfreundlicher macht. Auch die Baukosten sind ein Pluspunkt, die für den 3D-Drucker sprechen: Beim Projekt in Nantes war bereits eine nennenswerte Kostensenkung möglich – der dortige Projektleiter Benoit Furet prognostiziert sogar, in etwa 15 Jahren die Baukosten auf diese Weise um 40 Prozent oder mehr reduzieren zu können, verlautet „BBC“.

Baufirmen mit Zurückhaltung – Probleme beim 3D-Druck-Bauen

Doch nach den 54 Stunden Bauzeit war der Bungalow noch lange nicht einzugsbereit: Der Bau musste von Bauarbeiten fortgesetzt und komplettiert werde. So dauerte es noch einige Monate, bis alle Anschlüsse an ihrem Platz waren und Fenster sowie Türen eingesetzt wurden.

Eine Zeitersparnis macht sich zwar letztendlich doch bemerkbar, allerdings bestehen insbesondere in Bezug auf den Baustoff Zweifel seitens der Baufirmen. Das schichtweise Fertigen der Wände bringt mit sich, dass die unterste Schicht immer mehr Druck abfangen muss. Der flüssige Baustoff aus dem 3D-Drucker müsste daher optimalerweise sofort hart werden, um dies bestmöglich zu gewährleisten. Die bisherigen Lösungsansätze bieten bislang aber keine langfristigen Erkenntnisse, weshalb viele Baufirmen dieser Technologie noch skeptisch gegenüberstehen.

Hinzu kommt, dass der Hausbau via 3D-Drucker aktuell noch auf eine Ebene – wie bei dem Bungalow in Nantes – beschränkt ist. Grund dafür ist das europäische Baurecht: Dieses schreibt vor, dass Stahlbewehrungen im Beton vorhanden sein müssen. Außerhalb der EU gibt es aber bereits Projekte, die die innovative Bautechnologie weiter erforschen und testen.

Sozialwohnungen: Zukunft des 3D-Drucker-Hausbaus?

Die fünfköpfige Familie, welche in den 3D-Druck-Bungalow einziehen durfte, konnte dank des Projektes einem Sozialwohnungsblock entfliehen. Und es sollen offenbar noch 18 weitere solcher Objekte im Rahmen eines Forschungsprojekts rund um die 3D-Bungalows entstehen: „Ich wollte ein Haus erschaffen, das zwar ein Sozialbau ist, aber eine moderne Architektur hat“, zitiert „cash-online“ den Projektleiter Furet. Das Forschungsprojekt steht unter der Zusammenarbeit des Gemeinderates der Stadt, einem Wohnungsverband und der Universität von Nantes.

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Im Allgemeinen sehen Bauexperten aber vorerst in naher Zukunft keine reinen 3D-Druck-Bauten: Vielmehr wird davon ausgegangen, dass sich eine Art Mischform aus traditioneller und innovativer Bauweise etablieren wird. Dr. Ing. Klaudius Henke, der an der TU München angestellt ist, vermutet dabei einen allmählichen Übergangsprozess. Doch bis sich der 3D-Druck-Bau über Bungalows hinausbewegen und mehrere Etagen errichten wird, könnten noch um die zehn Jahre vergehen, veranschlagt laut „cash-online“ der für das Informationszentrum Beton tätige Thomas Richter.

Bildquellen: belekekin/Shutterstock.com