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Holzhäuser: Deutschland baut auf (und mit) Holz

In den letzten Jahren wurden in Deutschland erstmals mehrere große Holzbau-Projekte gestartet und die ersten Schritte in Richtung klimaneutrales oder zumindest nachhaltiges Bauen gemacht. Das sind die sechs größten Holzbau-Projekte Deutschlands.

Holzbau ist noch lange nicht so weit verbreitet wie der klassische Bau mit Stahl und Beton – aber er kommt langsam in Mode. Die moderne Holzbauweise hat einige große Vorteile: So ist sie klimaneutral, ressourcenschonend und bei Verwendung der richtigen Schrauben und Dämmmaterialien können Holzhäuser auch komplett recyclebar sein. Zudem gilt der Baustoff Holz als „wohngesund” und lässt Immobilien allgemein wärmer und freundlicher wirken.

Fertigstellung 2017: Das „Woodie“ in Hamburg

Das erste große Holzhausprojekt der vergangenen Jahre war nach einer Planungs- und Bauzeit von drei Jahren im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg bezugsfertig: Das Studierendenwohnheim „Woodie“ mit insgesamt 371 voll eingerichteten und möblierten Wohneinheiten gewann im Jahr 2019 den deutschen Holzbaupreis der Kategorie „Neubau“.

Geplant wurde das Gebäude vom Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton. Die Besonderheit: Es handelt sich nicht nur um ein Gebäude aus Holz, sondern wurde zudem aus fertigen Wohnmodulen errichtet – deswegen dauerte die tatsächliche Bauzeit auch deutlich kürzer als die Planungszeit. „Woodie” steht auf einem Grundstück von insgesamt rund 4.000 Quadratmetern.

Fertigstellung 2019: Das „Skaio”-Hybridgebäude in Heilbronn

Zwei Jahre nach dem „Woodie” in Hamburg wurde in Heilbronn das „Skaio” fertiggestellt. Es handelt sich um ein Hybridgebäude aus Holz und Stahlbeton – letzterer findet sich vorwiegend in Treppenhaus und Sockelgeschoss. Insgesamt gibt es 60 Wohneinheiten, sowie im Erdgeschoss einige wenige Gewerbeeinheiten, außerdem eine gemeinschaftliche Dachterrasse für alle Bewohner.

Entworfen wurde das „Skaio” vom Architekturbüro Kaden + Lager, dessen Architekten auch an anderen Großprojekten beteiligt sind – so unter anderem am Hotel-Holzbau „The Woods” in einem Schweizer Skigebiet. „Skaio” ist mit seinen 34 Metern Höhe aktuell (noch) der größte Holzbau in Deutschland und Preisträger des deutschen Nachhaltigkeitspreises für Architektur.

Fertigstellung im zweiten Halbjahr 2022: „The Cradle” in Düsseldorf im Bau

„The Cradle” in Düsseldorf soll im zweiten Halbjahr 2022 fertiggestellt und ebenfalls ein Holzhybrid werden. Bauherr ist das Unternehmen INTERBODEN und mit der Planung beauftragt wurde das Architekturbüro HPP Architekten, die bei diesem Projekt besonders großen Wert auf ressourcenschonendes Bauen legen: „The Cradle” besteht größtenteils aus rückbaubaren Modulen und ist damit in hohem Maße recyclebar.

Im Bau werden nach Angaben des zuständigen Architekturbüros Innovation, natürliche Ressourcen und Profitorientierung miteinander verbunden und so darauf geachtet, dass sich die umweltfreundliche Bauweise auch rentiert. Das Gebäude birgt etwa 7.200 Quadratmeter Fläche für Büro und Gastronomie.

Bezugsfertig 2023: „Roots” in der Hamburger HafenCity

Ebenfalls in der Zukunft liegt das Datum der Fertigstellung des 65 Meter hohen Hamburger Holzhochhauses „Roots”. Das Gebäude wird mit seinen 181 Wohneinheiten in 19 Stockwerken sogar das „Skaio” überragen und die Bewohner des Hauses in der HafenCity werden einen Conciergeservice, eine Lobby, Sporträumlichkeiten, einen Innenhof und einen eigenen Carsharing-Parkplatz in der Tiefgarage zur Verfügung haben.

Bauherr ist die Garbe Immobilien-Projekte GmbH, das zuständige Architekturbüro ist Störmer Murphy and Partners.

Fertigstellung 2023: Großprojekt „Carl” in Pforzheim

In Pforzheim im Schwarzwald soll bis 2023 das Großprojekt „Carl” errichtet werden: Zu dem Projekt gehören mehrere Hybridgebäude, die Platz für insgesamt 73 Wohneinheiten und einen Kindergarten mit Kapazitäten für rund 100 Kinder schaffen. Auf der Grundstücksgröße von gut 5.000 Quadratmetern soll es zudem einen Gemeinschaftsgarten für alle Bewohner geben.

Architekt ist Peter W. Schmidt, Bauherr die Baugenossenschaft Arlinger. Das Besondere an den Gebäuden ist, dass die Holzelemente größtenteils aus heimischem Schwarzwald-Holz bestehen – also nicht nur auf nachhaltiges Material, sondern auch regionalen Anbau geachtet wird. Der Architekt rechnet die Nachhaltigkeit auf seiner Website vor: Die gesamte benötigte Holzmenge wächst innerhalb Deutschlands in nur rund fünf Minuten nach. Wo es aus Brandschutzgründen nötig ist, werde aber herkömmlicher Stahlbeton verwendet, so Schmidt auf seiner Website.

Bezugsfertig ab 2027: Das „Schumacher-Quartier” auf dem alten Flughafen Tegel in Berlin

Auf dem Gelände des seit Ende 2020 geschlossenen Flughafen Tegel in Berlin soll im Jahr 2022 mit den Tiefbauarbeiten für ein ganzes Viertel aus Holz begonnen werden. Hier sollen mehr als 5.000 klimaneutrale Wohnungen entstehen – die sich nicht nur Mitglieder der reichen Oberschicht leisten können: Ziel ist es, mit der modernen Holzbautechnik bis zu 25 Prozent der Baukosten eines Massivbaus aus Stahlbeton zu vermeiden.

Die Pläne für dieses utopische, aber dennoch greifbare Viertel kommen von der Tegel Projekt GmbH, die ersten Wohnungen sollen ab 2027 bezogen werden können. Gänzlich abgeschlossen wird der Bau dann aber wohl erst im Jahr 2030.

Natürlich gibt es derartige Projekte nicht nur in Deutschland, sondern auch überall sonst auf der Welt. So gehören zu den beeindruckendsten Holzbau-Projekten das „HoHo“ in Wien, der „Canada Earth Tower“ in Vancouver und der „Plyscraper W350“ in Tokio.

Bildquellen: Christian Delbert / Shutterstock.com