Hongkong: Zwei Quadratmeter zum Leben

Hongkong ist ein Stadt der Kontraste. Hier leben die meisten Millionäre Asiens – und tausende Menschen, die sich teils nur einen Käfig zum Schlafen leisten können.

Shoppingmalls neben Sozialwohnungen

Eine Matratze passt gerade so hinein, vielleicht auch noch ein Fernseher und ein Ventilator. Mehrere Jahre warten viele in Hongkong auf eine vom Staat zugeteilte Sozialwohnung. Für sie ist eine sogenannte „Sargbox“ die einzige bezahlbare Lösung. Denn in Hongkong leben mehr als 1,3 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze – und das in einer Stadt, die zu den reichsten der Welt zählt.

Das Stadtbild ist gezeichnet von Shoppingmalls, opulenten Bankgebäuden und jeder Menge Prunk. Hongkong ist ein wirtschaftliches Zentrum der Region, hat aber seit Jahren mit einer wachsenden Kluft zwischen Reichen und Armen zu kämpfen. Dabei veranschaulicht nichts die Missstände der Stadt mehr, als die Käfige, in denen Tausende schlafen und wohnen müssen, wenn sie nicht auf der Straße leben möchten – ein Schicksal, dass ihnen droht, wenn ihr Einkommen nicht einmal mehr für die Miete der Box reicht. Denn die Wartezeit für eine Sozialwohnung beträgt mehrere Jahre und die Unterkünfte für Obdachlose und Hilfsbedürftige sind mehr als überlastet.

Die Wohnungsnot in Hongkong

Seit den 1950er Jahren und dem Flüchtlingsstrom aus China hat Hongkongs Kolonialverwaltung dem Stadtbild immer mehr Hochhäuser hinzugefügt. Diese Maßnahme war als Mittel angedacht, die akute Wohnungsnot der Stadt einzudämmen. Doch viele der entstandenen Wohnungen sind mittlerweile renovierungsbedürftig oder wurden von ihren Besitzern zweckentfremdet. Mit der Unterteilung in kleinere Wohnparteien wurde neuer Wohnraum geschaffen – und heute zieht es vor allem die Armen in diese Quartiere. Schätzungen von „National Geographic“ zufolge leben rund 200.000 Menschen in sogenannten „unterteilten Wohnungen“. Die soziale Ungerechtigkeit und die Wohnungsprobleme gehören zu dem sozialen Zündstoff, der auch die Demokratiebewegung antreibt, die die Stadt seit Wochen mit Straßenblockaden in Atem hält und mehr Mitsprache und Demokratie fordert, was Peking den Hongkongern aber verweigert.

Die Sargboxen als Wohnfläche

Wohnungen, die eigentlich für einen einzigen Haushalt gedacht sind, aber aus mehreren Verschlägen bestehen, sind für viele Menschen aus westlichen Nationen unvorstellbar, gehören in Hongkong aber seit Jahren zum Stadtbild. Selbst die Regierung toleriert es seit 40 Jahren und sucht bisher erfolglos nach einer Lösung. Den Hausbesitzern kommt das zugute, denn sie kassieren durch die Unterteilung mehr Miete. Für die Mieter ist die Wohnsituation eher eine Zumutung. Küche, Toilette und Bad teilt sich die unfreiwillige Wohngemeinschaft und schläft oft auf weniger als zwei Quadratmetern. Oft lassen sich die Beine in den Sargboxen nicht ausstrecken und man teilt sich sein Nachtlager mit all seinen Habseligkeiten. Ein Ende der akuten Wohnungsnot in Hongkong ist bislang nicht in Sicht – und die Zahl der Sargboxen steigt weiterhin jährlich.

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