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Immo-Investments: Auch an das E-Auto denken!

Die Nachfrage nach Stadtimmobilien ist weiterhin groß. Doch wer langfristig investiert, will wissen, ob das Objekt auch Entwicklungen im Stadtverkehr antizipiert.

Von Alexander Harnisch, Gastautor von Euro am Sonntag

Deutsche Großstädte sind für den Bau von hochwertigem Wohnraum mit technischen Extras prädestiniert. Gerade in Metropolen wie Berlin haben sich Trends einen Namen gemacht. Die Bundeshauptstadt beherbergt die meisten Start-ups, kaum eine andere Stadt ist bei technologischen Neuentwicklungen so kreativ.

Das ist wichtig, besonders im Hinblick auf die Mobilität und mögliche Einschränkungen bei der Nutzung von Autos mit Verbrennungsmotoren. Schließlich stehen Fahrverbote für konventionell betriebene Autos gerade in den Städten auf der politischen Agenda. Nahezu jeder zweite Kunde, der einen Stellplatz in einer Immobilie erwerben will, fragt explizit nach einer Ladestation für Hybrid- oder Elektrofahrzeuge.

Für E-Auto-Parkplätze sind kostspielige Investitionen nötig

Hinter dieser Frage steckt derzeit selten eine wirklich aktive Nutzung eines E-Autos, sondern vielmehr ein zukunfts­orientierter Gedanke des Wohnungskäufers. Ladestationen lassen sich von Stadt­entwicklern gut bei Neubauten ­realisieren, im Fall eines Kaufs einer ­Bestandsimmobilie lassen sie sich auch nachrüsten. Voraussetzung dafür ist eine funktionierende technische Infrastruktur in der Stadt.

Technisch gesehen kann beim Bau eines Wohnhauses eine beliebige Anzahl von Steckdosen verbaut werden. Vom Betreiber wird aber nur eine bestimmte Stromkapazität für einen definierten Standort gewährleistet. Aus diesem Grund wird es häufig nicht möglich sein, dass in einer Tiefgarage mehr als zehn Autos gleichzeitig ans Schnell­ladestromnetz angeschlossen werden können.

Andernfalls sind kostspielige Netz­verstärkungen nötig. Herkömmliche Verbrauchsgeräte im Haushalt wie der Elektroherd nutzen zu Stoßzeiten die Stromquelle parallel zur Ladestation, außerdem Waschmaschinen, Geschirrspülmaschinen oder Wäschetrockner. Sie belasten ebenfalls das Netz.

Eine zusätzliche Installation und Nutzung mehrerer Ladestationen für Elektroautos stellt sehr wahrscheinlich eine Herausforderung für den Netzbetreiber dar. Noch existiert dieser mögliche Engpass nicht. Denn von einem E-Auto-Boom in Deutschland ist nicht viel zu spüren. Im realen Verkehrsleben waren 2016 von rund 3,4 Mil­lionen neu zugelassener Pkw gerade ­einmal 11.400 Elektroautos unterwegs. Trotz 4.000 Euro Kaufprämie, die der Staat dazugibt, sind das nur 0,7 Prozent. Im deutschen Fördertopf befinden sich 1,2 Milliarden Euro. Gestartet wurde im Juli 2016. Bis Ende Februar dieses Jahres wurden davon gerade einmal 45 Millionen Euro ­abgerufen.

Der Trend zu sauberer und nachhaltiger Mobilität ist richtig. Grundsätzlich müsste aber einmal überdacht werden, wie nachhaltig die aktuell angebotenen Elektroautos tatsächlich sind. Grundsätzlich müsste auch einmal überdacht werden, wie nachhaltig Elektroautos an sich sind.

Wird ein E-Auto mit Ökostrom geladen, hat es einen höheren Nachhaltigkeitswert als ein Benziner. Eine Studie aus Schweden rechnete vor: Ein Fahrzeug mit einem herkömmlichen Verbrennungsmotor belastet die Umwelt in acht Jahren genauso stark wie die Herstellung einer Batterie für ein Tesla Model S – dabei ist der Stromverbrauch beim Fahren noch gar nicht berücksichtigt. Zudem sollten Autokäufer erfahren, was etwa mit den Batterien und den weiteren Verschleißteilen eines E-Autos geschieht. Denn ein vollständiges Re­cycling der Komponenten ist aktuell nicht möglich.

E-Mobilität bei der Wahl der Immobilie berücksichtigen

Nichtsdestoweniger wird das E-Auto ein wichtiger Bestandteil unserer Städte werden. Das hat auch Auswirkungen auf die Wahl einer geeigneten Immobilie. Nicht nur die klassischen Kriterien wie Lage und Preis spielen eine wichtige Rolle, sondern auch eine Anbindung an die Konzepte der Zukunft wie eben die E-Mobilität. Immobilienkäufer sollten darauf achten, dass das gewünschte Objekt solchen infrastrukturellen Voraussetzungen entspricht. Ob das E-Auto letztlich der ökologische Stein der Weisen ist, sei weiterhin dahingestellt.

 

Der Autor:

Alexander Harnisch
Geschäftsführer bei Diamona & Harnisch

Der Diplom-Wirtschaftsingenieur hat über 25 Jahre Erfahrung in der Projektentwicklung. ­Diamona & Harnisch ist ein Berliner Projektentwickler, der seit 2008 hochwertige Eigentumswohnungen in außer­gewöhnlichen Lagen der Hauptstadt realisiert. Derzeitige Bauvorhaben in Berlin sind „Genthiner 40“ in Tiergarten, das „Carré Voltaire“ in Schöneberg sowie das „Oskar & Helene“in Dahlem.

Bildquellen: Chesky / Shutterstock.com