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Immobilien verteuern sich in den Speckgürteln schneller als in den Großstädten

Höhere Jobchancen und bessere Infrastruktur locken die Menschen von den ländlichen Regionen in die Metropolen. Doch auch das Umland von Städten wird immer beliebter bei den deutschen Wohnungssuchenden.

So sind die Preise für Immobilien im Umland seit dem Jahr 2017 stärker gestiegen als in den Metropolen selbst. Das hat die kürzlich veröffentlichte Studie „Wohnen in Deutschland 2020 – Unterschiede zwischen Stadt und Land“ ergeben, die von der Gruppe der Sparda-Banken in Kooperation mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erstellt wurde.

Preise im Umland steigen stärker als in der Stadt

In der Peripherie der deutschen Hauptstadt etwa stiegen die Preise mit fast 22 Prozent deutlich stärker als in Berlin selbst. Auch im Münchner Umland verteuerten sich die Immobilien um rund 10 Prozent und damit wesentlich stärker als in der Stadt (6 Prozent). In Hamburg, Stuttgart und Köln war ebenfalls ein größerer Preisanstieg in der ländlichen Peripherie, als in den Metropolen selbst zu erkennen. Trotzdem sind die Preise von Wohnimmobilien in den Speckgürteln durchschnittlich immer noch um 55 Prozent niedriger als in den zugehörigen Städten. Frankfurt, Düsseldorf, Augsburg und Mainz waren dabei die einzigen der zwölf untersuchten Städte, in denen die Preise in der Stadt stärker stiegen als in ihrem Umland.

Familien ziehen ins Umland für mehr Wohnraum

Während die meisten bei der Auswahl des Wohnortes auf den Preis und die Infrastruktur achten, legen vor allem Familien viel Wert auf ausreichend Platz in der Wohnung. Diese ziehen daher laut IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer tendenziell eher in die peripheren ländlichen Räume: „Wer auf der Suche nach mehr Wohnraum für die Familie ist, geht raus aus den Großstädten ins Umland”, erklärt der Experte im Rahmen eines virtuellen Pressegesprächs zum Thema. Denn den Nachforschungen der Studienautoren zufolge beträgt die mittlere Wohnfläche in den Städten nur um die 86 Quadratmeter, während der Wohnraum im städtischen Umland im Durchschnitt 120 Quadratmeter misst.

Pendlersaldo nimmt zu

Dies hat zur Folge, dass das städtische Umland auch bei Pendlern zunehmend beliebter wird. Denn neben dem niedrigere Preisniveau, werden diese nun auch von mehr Wohnraum in die ländliche Peripherie gelockt. Die Studie „Wohnen in Deutschland 2019“ hat ergeben, dass rund 78 Prozent der befragten Arbeitnehmer bereit wären, bis zu 30 km zwischen Wohnort und Arbeitsplatz zu pendeln. Florian Rentsch, Vorsitzender der Sparda-Banken-Gruppe, sieht in dem steigenden Pendlersaldo eine dringende Notwendigkeit für politisches Handeln: “Hieraus erwächst der klare Auftrag an die Politik, auch die Infrastruktur ins Umland auszubauen und die Peripherie von Großstädten auf diese Veränderungen anzupassen“, betont der Experte im virtuellen Pressegespräch.

Immobiliennachfrage zeigt sich unbeeindruckt von Corona-Krise

Auch in Zeiten der Corona-Krise erweisen sich Immobilien als sichere Geldanlage, wie ein Gutachten des IW feststellt: „Die Preise sind ebenso ungebrochen auf hohem Niveau wie die Nachfrage nach Wohneigentum selbst“, heißt es in einem IW-Bericht zur Studie. Mehr noch: Seit Beginn der Krise im März 2020 ist die Nachfrage zum Kauf von Einfamilienhäusern sogar stark angestiegen und auch das Interesse an Mietwohnungen ist dem Niveau vor der Krise gleichzusetzen. Während Mieter und Käufer sich also weitgehend unbeeindruckt zeigen, sind Verkäufer den Berichten zur Folge eher diejenigen, die Zurückhaltung zeigen. So lägen die Immobilieninserate bis jetzt noch unter dem Niveau von 2019.

Wunsch nach Eigentumswohnungen steigt

Auch die Entwicklung der Wohnimmobilienpreise ist den Studienergebnissen zufolge von der Corona-Krise kaum beeinflusst. So sind die Mieten bei Betrachtung der letzten anderthalb Jahre um rund vier Prozent gestiegen, die Kaufpreise sogar um fast 15 Prozent. Dies weist laut Florian Rentsch darauf hin, dass die Verkäufer der wirtschaftlichen Entwicklung mit einem positiven Gefühl entgegenblicken. Gleichzeitig betone die steigende Nachfrage nach Eigentumswohnungen den “Wunsch nach mehr Sicherheit, Lebensqualität und Eigentum”, den die Menschen im Zuge der Krise entwickelt haben. Und auch die langfristig niedrigen Zinsen tragen laut Rentsch zum Anstieg der Nachfrage nach Wohneigentum bei.

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