Immobilienboom führt zu ungleicher Vermögensverteilung
Die reichsten zehn Prozent der deutschen Bevölkerung besitzen über die Hälfte des gesamten Vermögens. Damit konzentriert sich der Großteil des Hab und Guts auf eine relativ kleine Gruppe. Laut einer Studie der Universität Bonn besteht hierbei ein Zusammenhang mit der Verteilung des Wohneigentums.
Gemäß des Handelsblatts wurden im Jahr 2018 über 269 Milliarden Euro mit Immobilien in Deutschland umgesetzt. Das ist bereits der dritte Jahresrekord in Folge. Seit 2011 führte der Immobilienboom zu Vermögenszuwächsen von etwa drei Billionen Euro. Hiervon haben allerdings nur die Immobilienbesitzer profitiert. Auf die restliche Bevölkerung hat die Preissteigerung gänzlich andere Auswirkungen.
Die zwei Seiten des Immobilienbooms
Die Studie “Die neue Wohnungsfrage” von Forschern der Universität Bonn sieht die Wohnungseigentümer als Gewinner der Preisentwicklung am Immobilienmarkt an. Zu dieser Gruppe zählen vor allem die anfangs erwähnten reichsten zehn Prozent der Bevölkerung. Ihnen gehören etwa 60 Prozent des Hausbesitzes. Des Weiteren konnten die Haushalte der oberen Mittelschicht ihre Vermögen ausbauen. Die Mitglieder dieses Personenkreises besaßen vor dem Boom genügend finanzielle Mittel, um in Immobilien zu investieren und an dem Aufwärtstrend zu partizipieren. Den Bevölkerungsschichten, die nicht über die entsprechende Kapitalausstattung verfügten, blieb eine Teilhabe an den Gewinnen verwehrt. Darüber hinaus zählen Haushalte mit mittlerem oder niedrigem Einkommen sogar zu den Verlierern der Preisentwicklung. Die Mieten stiegen in den Städten merklich an, sodass mehr Geld für das Wohnen aufgewendet werden muss. Zudem wurde der Ersterwerb von Grundstücken und Häusern ungemein schwieriger. Die niedrigen Bauzinsen verhelfen zwar zu günstigen Krediten, jedoch erfordern die stark angestiegenen Preise ein hohes Maß an Eigenkapital, welches von den Privathaushalten oft nicht ausreichend angespart werden kann. Dieser Umstand birgt ein gewisses Konfliktpotenzial, welches sich in Zukunft noch verschärfen könnte. Sollte der Wohnungsbau nicht gesteigert werden, fehlen im Jahr 2030 rund eine Million Wohnungen, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Die voraussichtliche Verknappung könnte zu einem weiteren Anstieg der Immobilien- und Mietpreise führen. Es resultiert ein noch stärkeres Vermögensgefälle in der Gesellschaft.
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