Immobilienexperten sind sich sicher: Trend zum Homeoffice kann Wohnungsknappheit entgegenwirken
Die Mieten in den Großstädten Deutschlands steigen kontinuierlich weiter. In München haben sich die Mieten allein in den vergangenen fünf Jahren um 20 Prozent verteuert.
Die steigenden Mieten in Verbindung mit dem begrenzten Wohnraum führt zu einer angespannten Situation auf den Wohnungsmärkten. Laut Immobilienexperten könnte der Trend zum Homeoffice den angespannten Wohnungsmärkten Entlastung bringen.
„Mit dem Arbeiten von Zuhause könnte ein größerer Umkreis um die Metropolen attraktiv werden“, sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschat (IW). Das birgt vor allem für ländliche Regionen Chancen. Denn wer lediglich zweimal die Woche ins Büro kommen müsste, könnte auch einen weiteren Weg zum Pendeln auf sich nehmen. Allerdings unter einer Bedingung.
Infrastruktur muss gegeben sein
Damit Menschen die ländliche Region der Großstadt vorziehen, bedarf es dort einer guten Infrastruktur. Die Menschen sollten ihre Kinder in möglichst unmittelbarer Nähe zur Schule schicken oder in die Kita bringen können. Ebenso sollten gewisse Gegebenheiten wie schnelles Internet, Kulturangebote und eine ärztliche Versorgung vorzufinden sein. Einen Ansturm auf das Land erwartet Voigtländer aber nicht, denn Dienstleistungsjobs, die hochqualifiziertes Personal anziehen, entstehen in den Städten. Daher bleiben nach seiner Ansicht eher die Ballungsräume attraktiv, „das Einzugsgebiet der Metropolen könnte sich aber erweitern“, wodurch vor allem das weitere Umland an Attraktivität gewinnen würde. Dadurch könnten sich die Preisanstiege bei Immobilien in Großstädten verlangsamen.
Homeoffice Trend setzt sich wohl auch nach der Pandemie fort
Im Zuge der COVID-19-Pandemie und des damit verbundenen Lockdowns führten viele Unternehmen das Homeoffice für ihre Mitarbeiter ein, wenn auch oftmals gezwungenermaßen. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft errechnete, leisteten im Jahr 2018 sozialversicherungspflichtige Bürobeschäftigte im Durchschnitt rund 11 Prozent ihrer Arbeitszeit im Homeoffice. Nun hat eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter 800 Personalleitern ergeben, dass rund 47 Prozent der Firmen, die während der Pandemie auf Homeoffice setzen, dies in Zukunft ausweiten möchten. 64 Prozent der Firmen möchten auch in Zukunft mehr virtuelle Konferenzen einbauen.
Verschiebung der Wohnungsnachfrage von der Branche abhängig
Auch der Immobilienspezialist JLL sieht bei einer dauerhaften Zunahme des Homeoffice die Möglichkeit, dass sich die Wohnungsnachfrage verändert. Durch die große Wohnkostenbelastung in den Städten lässt das hohe Preisgefälle die im Umland angrenzenden Regionen attraktiver werden. Damit ließen sich unter Umständen die Kosten einer höheren Pendelzeit aufwiegen, so Helge Scheunemann, Fachmann bei JLL.
Neben dem Preisgefälle spielt laut JLL die Verkehrsanbindung sowie die Branchenstruktur eine wichtige Rolle, von denen die Ausdehnung der nachgefragten Wohnungen abhängt. Durch den hohen Anteil an Büro- und Dienstleistungsjobs gebe es viel Potenzial für eine Verschiebung der Wohnungsnachfrage in München, Köln, Düsseldorf, Frankfurt und Darmstadt. In Regionen, wo viele Jobs in der Produktion gegeben sind und sich Homeoffice nicht umsetzen lässt, ist eine derartige Verschiebung eher unwahrscheinlich.
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