,

Immobilienkredite: Der Trend geht in Richtung höherer Zinsen

Die Zinssätze für Immobilienkredite steigen wieder an. Dies liegt vor allem an dem Preisauftrieb in den USA und in Europa. „Forward“-Darlehen und hohe Tilgungsraten können hier Abhilfe schaffen.

Das Ende der Niedrigzinsphase?

Der Trend bei Immobilienkrediten verändert sich. Waren die Bauzinsen bis vor kurzem noch sehr niedrig, steigen sie jetzt wieder spürbar an. Zu diesem Ergebnis kommt auch das Bauzins-Trendbarometer des Baufinanzierungsvermittlers Interhyp, für den verschiedene Experten aus der Versicherungs- und Finanzbranche befragt wurden. 70 Prozent der befragten Experten sind der Meinung, dass die Zinsentwicklung mittel- bis langfristig leicht steigen wird.

“Die Zinsen für Immobiliendarlehen haben nach einer Zinsdelle im August und September Anfang Oktober leicht zugelegt. Im Durchschnitt sind Kredite dennoch weiterhin für unter 1 Prozent erhältlich”, so Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft der Interhyp AG. Dies deckt sich auch mit den Aussagen der Experten des Finanzportals Dr. Klein. “Aktuell wird davon ausgegangen, dass uns die hohen Inflationsraten weiterhin begleiten werden. Daher sind die Anleiherenditen in den letzten Wochen wieder leicht gestiegen und als Konsequenz sind auch die Baufinanzierungszinsen nach oben gegangen”, so Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein in einem Blogbeitrag. Aktuell liegt der durchschnittliche effektive Jahreszins für ein 10-jähriges Hypothekendarlehen bei 0,82 Prozent. Bei 20 Jahren steigt dieser auf 1,13 Prozent. “Ich rechne damit, dass immer wieder aufflammende Inflationssorgen weiterhin zu kurzfristigen Zinsanstiegen führen können. Diese Anstiege werden sich aber in engen Grenzen halten. Es gibt keine Anzeichen, dass die EZB im Kampf gegen einen Zinsanstieg ihre Waffen streckt. Daher werden sich die Anstiege immer wieder mit Phasen fallender Zinsen abwechseln, sodass ein signifikant höheres Zinsniveau in den nächsten Wochen und Monaten eher unwahrscheinlich ist”, so Michael Neumann weiter.

Der Grund für die Trendwende

Der Grund für den Anstieg der Bauzinsen liegt nach Angaben der Tagesschau an dem langsamen Ende der Niedrigzinsphase. Besonders der Preisauftrieb in den USA und in Europa lässt das Zinsniveau ansteigen. So hat die US-Notenbank Fed bereits einen sehr vorsichtigen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik angekündigt. Laut Dr. Klein hält die EZB allerdings weiterhin an ihrer aktuellen Geldpolitik fest. So soll trotz der weiter steigenden Inflation im Euro-Raum der Leitzins weiterhin bei null Prozent bleiben. Auch der Einlagenzins für Banken bleibt bei – 0,5 Prozent.

Laut Interhyp wirkt sich neben der Zinspolitik auch die Entwicklung der Staatsanleihen auf das Baugeld aus. Im Sommer lagen die Renditen für zehnjährige deutsche Staatsanleihen noch bei rund minus 0,4 Prozent. Anfang Oktober hingegen bewegten sich diese unter Schwankungen von rund minus 0,2 Prozent auf rund minus 0,1 Prozent nach oben. Diese Entwicklung hat die Zinsen für Immobilienkredite leicht erhöht. Zusätzlich haben auch die Corona-Pandemie und unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungen, wie zum Beispiel Lieferengpässe und die Brexit-Ergebnisse in England, einen Einfluss auf Zinsen und die Zinspolitik.

Immobilien werden teurer

Immobilienkäufer werden allerdings auch noch auf eine andere Weise stark belastet. Laut dem durch das Statistische Bundesamt veröffentlichten Hauspreisindex sind die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland im zweiten Quartal 2021 um durchschnittlich 10,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000 ist dies der größte Preisanstieg bei Wohnimmobilientransaktionen. Zudem sind die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland im August 2021 um 12,6 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Was tun gegen steigende Kreditzinsen?

Bei anhaltendem Zinstrend sollten Immobilienkäufer demnach einige Dinge beachten. So kann man sich laut Tagesschau die derzeit immer noch sehr günstigen Zinsen durch ein sogenanntes „Forward“-Darlehen sichern. Hierbei wird gegen einen Aufschlag der momentane Zins in der Regel für vier Jahre gesichert. Je länger dieser Zeitraum, desto höher allerdings der Zinsaufschlag. Das derzeitige Zinsniveau kann man sich allerdings auch durch eine längere Zinsbindungsdauer sichern. Die Höhe des Zinses wird hier allerdings von der Zinsbindungsdauer beeinflusst.

Zudem kann es sich lohnen, Immobilienkredite mit den aktuell niedrigen Zinssätzen schneller abzubezahlen. So müssen am Ende einer Zinsbindungsdauer weniger Restkredit mit einem neuen und schlechteren Zinssatz abbezahlt werden. Viele Banken erlauben eine Erhöhung der Tilgungsrate während der Vertragslaufzeit von jährlich zwei auf bis zu fünf Prozent der ursprünglichen Finanzierungsumme. Auch mit Sondertilgungen können Kreditnehmer schneller schuldenfrei werden. Ein Vergleich der Angebote von Kreditvermittlern, Banken und Sparkassen kann sich somit lohnen.

Bildquellen: HQuality / Shutterstock.com