Immobilienmarkt: Hohe Zinsen sorgen für Investitionsmangel
Bereits seit dem vergangenen Jahr befindet sich der Immobilienmarkt in einer kritischen Lage. Hohe Bau- und Grundstückskosten, steigende Zinsen und unzureichende Förderungen verunsichern viele Investoren. Auch die Finanzmetropole Frankfurt am Main erlebt den Rückzug einiger Anleger.
Die goldene Zeit der Immobilienbranche nahm im Vorjahr ein jähes Ende. Aufgrund der massiven Inflation in Folge der Pandemie brachen Investitionen weltweit ein. Seither ist keine Besserung in Sicht, denn die Probleme der Branche haben sich nicht reduziert und das Thema Investment scheint nach wie vor schwierig. Dirk Labusch, Host des Immobilien-Podcasts „L’Immo“ des Portals Haufe, nannte in einer Folge vor allem hohe Grundstückskosten, das Wegfallen der Kfw-Förderung und die hohen Baukosten als Ursachen. Auch andere Experten sehen diese Probleme im Bereich der Immobilien. Klaus Wohlrabe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des ifo Zentrum für Makroökonomik und Befragungen. Er sieht neben den stark gestiegenen Baukosten und Zinsen ebenfalls ein Problem in der fehlenden Förderung: „Auch das Zurückfahren der Förderung wegen der verschärften Energiesparvoraussetzungen belastet die Kalkulation der Bauherren“, so Wohlrabe in einem Interview mit dem Spiegel. Erschwerend kommt laut dem Magazin Immobilien Aktuell noch der Fachkräftemangel hinzu. Ansgar Roese, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Frankfurt berichtet im Podcast mit Dirk Labusch über eine starke Zurückhaltung am Immobilienmarkt, „insbesondere im Bereich des Wohnen“. Eine Beobachtung Labuschs: „Investoren investieren nicht mehr“. Selbst aus der Metropolstadt Frankfurt am Main ziehen sich Investoren laut Labusch zurück, da Immobilien dort kaum noch rentabel seien. Die Konsequenzen dieser angespannten Lage sind vielseitig und betreffen Unternehmen wie Privatpersonen gleichermaßen.
Schwacher Wohnungsmarkt
Obwohl die Kaufpreise eher rückläufig sind, können sie den massiven Anstieg der Finanzierungskosten nicht einmal annähernd ausgleichen, so ein Beitrag des Online-Portals der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für Privatpersonen wird ein Immobilienkauf aufgrund einer geminderten Kaufkraft zunehmend unzumutbar, heißt es weiter. Gewos-Experte Sebastian Wunsch äußert sich im Interview mit der FAZ wie folgt: „Die aktuelle Marktsituation ist weiterhin von einer ausgeprägten Kaufzurückhaltung gekennzeichnet. Gegenwärtig sehen wir für den weiteren Jahresverlauf keine wesentlichen Änderungen der marktbestimmenden Faktoren.“ Eine Besserung ist derzeit also nicht in Sicht. Eine Studie des Gewos-Instituts rechnet für das Jahr 2023 zudem nur noch mit rund 591.800 Kauffällen. So niedrige Kaufabschlüsse gab es seit Beginn der gesamtdeutschen Zeitreihe 1995 nicht mehr, wie die Tagesschau berichtet. Damit nicht genug, spitzt sich die Wohnungssituation weiter zu und Verbände warnen vor einem massiven Wohnungsnotstand. Axel Gedaschko ist Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft (GdW), in einem Interview mit der Bild-Zeitung gab er eine Einschätzung zum Wohnungsmarkt. Ihm zufolge sei bis 2025 im Worst Case ein Wohnungsdefizit von 900.000 oder gar einer Million zu erwarten. Ursächlich hierfür sieht der CDU-Politiker den „Abschwung der Wohnungswirtschaft“. Auch Damian Speidel – Leiter Vertrieb & Projektsteuerung von Profi Select – sieht als größte Herausforderung für den Endkunden die Finanzierbarkeit der Wohnungen, wie er in einem Interview mit dem Magazin Immobilien Aktuell berichtete.
Unternehmen stehen vor Herausforderung
Doch auch für Unternehmen bedeutet die aktuelle Situation eine große Herausforderung. Eine Unternehmensumfrage des ifo-Instituts zeigte, dass im August jede fünfte Firma Projekte absagen musste. Zeigten sich Anfang 2022 viele dieser Projekte noch als rentabel, sind sie heutzutage nicht mehr umzusetzen. In einem Interview mit dem Handelsblatt erklärte das Unternehmen Development Partner, welches im August 2023 ebenfalls Insolvenz anmelden musste, dass „aufgrund der langen wie auch andauernden kritischen Marktentwicklung … die Liquiditätsreserven aufgebraucht“ sind. Dieses Schicksal ereilte noch andere Unternehmen, wieder andere sind sich der gegenwärtigen Gefahr bewusst. Der FAZ zufolge warteten Investoren aufgrund der starken Unsicherheit des Marktes nach wie vor ab.
Als Lösung fordert Gedaschko von der Bundesregierung einen ersten Schritt: Die Mehrwertsteuer für Baustoffe und Dienstleistungen soll von 19 auf sieben Prozent herabgesenkt werden. Das Bundesbauministerium wiederum erklärte bereits „intensiv an einem Maßnahmenpaket zur Belebung der Bau- und Immobilienbranche“ zu arbeiten, so der Spiegel. Trotz alldem gehen Experten der FAZ zufolge davon aus, dass das Zinsniveau im kommenden Jahr sinken würde, vorausgesetzt die Inflationsraten bleiben rückläufig. Dadurch sollen Transaktionen und Marktwerte wieder zurückkommen. Die zukünftige Entwicklung bleibt jedoch abzuwarten.
Redaktion Anlegen in Immobilien
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