Immobilienpreise: Welche Rolle spielt der Staat?
Wohnen wird immer mehr zum Luxusgut, bezahlbaren Wohnraum zur Miete oder zum Kauf zu finden ist derzeit eher Glücksfall als Normalzustand.
Auch in diesem Jahr werden die Preise am Immobilienmarkt weiter klettern, wie das Frühjahrsgutachten 2019 des Rats der Immobilienweisen, das vom Zentralen Immobilien Ausschuss Deutschland in Auftrag gegeben wurde, feststellt. Neben den günstigen Finanzierungsbedingungen, der guten Wirtschaftslage und der hohen Nachfrage von Wohnraum gerade in Ballungsgebieten, spielt laut Gutachten auch der Staat bei den steigenden Preisen eine nicht ganz unbedeutende Rolle.
Gut gemeint ist nicht immer gut gelaufen
Grund für die steigenden Immobilienpreise sind nämlich unter anderem auch staatliche Maßnahmen, die eigentlich für Entspannung auf dem Wohnimmobilienmarkt sorgen sollten. Doch gut gemeint ist nicht immer gut gelaufen, denn die Förderungen sorgen im Gegenteil dafür, dass die Preise ansteigen. „Förderprogramme, wie etwa das Baukindergeld, dürften kaum zu mehr Wohnraum führen, sondern vielmehr den Druck auf die Preise weiter verstärken“, heißt es hierzu im Frühjahrsgutachten.
Denn gerade das neu eingeführte Baukindergeld, das Familien beim Erwerb von Eigentum unterstützen soll, oder auch die „weiter verfolgte Mitpreisbremse“ würden lediglich an den Symptomen ansetzen, nicht aber zu einer nachhaltigen „Entspannung der Lage auf dem Wohnungsmarkt führen“. Das Baukindergeld gibt es rückwirkend ab dem 1. Januar 2018 bis Ende 2020 für Familien mit Kindern unter 18 Jahren und ist als Zuschuss für ein Eigenheim gedacht. Pro Kind und Jahr gibt es hier eine staatliche Finanzspritze in Höhe von 1.200 Euro. Was eigentlich dafür sorgen sollte, dass mehr gebaut wird und die Wohnlage entspannter wird, sorgt allerdings eher für das Gegenteil.
Denn die meisten Familien, die vom Baukindergeld profitieren, stecken es nicht in den Neubau, sondern in Bestandsimmobilien. Da mit der Prämie der Kauf von Bestandsimmobilien angeregt wird, „wird sie vom Verkäufer in vielen Fällen auf den Verkaufspreis umgelegt“. Die Folge: „Höhere Immobilien-, Bau- und Grundstückspreise“. Hinzukommt laut Gutachten, dass „viele Familien Baukindergeld erhalten, die darauf nicht angewiesen wären, während die eigentlichen Probleme, geringes Eigenkapital gepaart mit hohen Erwerbsnebenkosten, für Haushalte mit geringeren Einkommen fortbestehen“.
Förderung des Mietwohnungsneubaus treibt Baupreise in die Höhe
Auch die sogenannte Sonder-Afa, die Sonderabschreibungen für den Mietwohnungsneubau regelt, sorgt für höhere Preise auf dem Immobilienmarkt. Der Förderzeitraum während dem in den ersten vier Jahren eine Abschreibung von 5 Prozent pro Jahr zusätzlich zur linearen Abschreibung von 2 Prozent jährlich hinzukommt, ist beschränkt: Nur Projekte, die noch bis Ende 2021 beantragt werden, profitieren von den Sonderabschreibungen.
Im Frühjahrsgutachten wird nahegelegt, dass bei diesem Thema mit starken Mitnahmeeffekten zu rechnen sei. Hinzukomme, dass viele Projekte in den befristeten Förderungszeitraum vorgezogen werden könnten, um von der Sonder-Afa zu profitieren, was zu weiteren Preissteigerungen führen könnte.
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