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Immobilienzinsen fast wieder auf Allzeittief

Aktuell beschäftigt vor allem ein Thema die Menschen weltweit: Die Corona-Krise und ihre Auswirkung auf alle möglichen Lebensbereiche. Auch die Immobilienbranche wird stark von der Pandemie beeinflusst; Anleger stellen sich vermehrt die Frage, ob es aktuell überhaupt sinnvoll ist, in Immobilien zu investieren. Die zur Zeit herrschenden, rekordverdächtig niedrigen Bauzinsen könnten ein Argument dafür sein.

Wichtige Fragen bei der Anlageentscheidung

Wer in der aktuellen Zeit Immobilien erwerben möchte, sollte sich zunächst ein paar wichtige Fragen stellen. Denn vor allem in Zeiten der Corona-Krise ist es wichtig, eventuelle Unsicherheiten mit einer wohlüberlegten Finanzierung abfangen zu können. Wie wahrscheinlich ist es, dass ich in Zukunft meinen Job verliere? Welche Finanzierungs-Form ist geeignet? Sind die stetig steigenden Immobilienpreise in den Städten überhaupt gerechtfertigt? Erst wenn all diese Fragen ausreichend geklärt sind, sollte man sich für den Kauf einer Immobilie und eine Finanzierungsalternative entscheiden.

Bauzinsen nahe Allzeittief

Auch wenn die Corona-Krise größtenteils negative Auswirkungen für den Immobilienmarkt mit sich bringt, hat sie aktuell zumindest einen positiven Nebenaspekt für Anleger: Wie die Interhyp, der größte Vermittler von privaten Baufinanzierungen in Deutschland, berichtet, befanden sich die Bauzinsen Anfang Oktober nur leicht über dem Allzeittief vom März 2020. Mirjam Mohr, Vorständin des Privatkundenbereichs der Interhyp, erklärt die Gründe für diesen Tiefstand: „Über den Sommer sind die Zinsen infolge der wirtschaftlichen Unsicherheiten der Corona-Krise und der Niedrigzinspolitik der Notenbanken leicht gesunken“, berichtet die Expertin. Bei guter Bonität des Anlegers und ansprechenden Finanzierungsbedingungen sind laut Interhyp aktuell im besten Fall Bauzinsen von unter 0,5 Prozent zu erreichen. Im Durchschnitt liegen die Bauzinsen für zehnjährige Hypothekendarlehen Anfang Oktober bei deutlich unter einem Prozentpunkt.

Aktuelle Marktumstände

Die aktuelle Entwicklung der Wirtschaft kam für einige Finanzexperten sehr überraschend. So hatten viele Ökonomen in Deutschland aufgrund von Unsicherheiten in der Bevölkerung mit einer sinkenden gesamtwirtschaftlichen Nachfrage auf dem Markt gerechnet. Der Rückgang im zweiten Quartal und die Erholung derzeit verlaufen günstiger als wir erwartet hatten“, sagt Timo Wollmershäuser, Konjunkturchef beim Institut für Wirtschaftsforschung (ifo). Daher hat das ifo-Institut seine Prognosen deutlich nach oben korrigiert. So wird die Wirtschaft – anders als noch im Sommer 2020 prognostiziert – in diesem Jahr nicht um 6,7 Prozent, sondern nur um circa 5,2 Prozent schrumpfen. Auch der US-amerikanische Arbeitsmarkt und die Industrieproduktion in China erholen sich laut Angaben der Interhyp im September deutlich.

“Es scheint, als ob die milliardenschweren Hilfsprogramme der Regierungen eine noch schlimmere Rezession verhindern konnten”, vermutet Mirjam Mohr angesichts der aktuellen Situation. Die Auswirkungen der Pandemie sind unberechenbar; trotzdem hält die EZB noch an ihrer expansiven Geldpolitik fest. Sogar über eine Aufstockung des Anleiheankauf-Programms zum Ende des Jahres wird der Interhyp zufolge aktuell spekuliert. Auch die hohe Nachfrage nach zehnjährigen Staatsanleihen mit aktuellen Renditen von minus 0,5 Prozent hat laut Angaben des ifo großen Einfluss auf die Zinsen für Immobilienkredite.

Wie werden sich die Immobilienzinsen entwickeln?

Viele Marktforscher zeigen sich beeindruckt von der relativ stabilen Entwicklung der Wirtschaft trotz der aktuellen Lage und passen ihre Erwartungen über die Zinsänderungen dementsprechend an. Um die Entwicklung der Hypothekenzinsen in Zukunft besser einschätzen zu können, gibt die Interhyp in ihrem monatlich veröffentlichten Interhyp-Zinsbericht eine Prognose zur kommenden Bauzinsentwicklung ab. Dafür befragt der Vermittler für private Finanzierungen Experten von zehn namhaften Kreditinstituten in Deutschland zu ihrer Einschätzung. Im Vordergrund steht dabei vor allem eine Frage: “Wie werden sich die zehnjährigen Baugeldzinsen kurz- sowie mittel- und langfristig entwickeln?”

Im Bericht vom Oktober zeigen sich die meisten Kreditinstitute recht zuversichtlich. Auf kurzfristige Sicht prognostizieren neun von zehn Kreditinstituten aufgrund von herrschenden Unsicherheiten und dem ungewissen Ausgang der US-Präsidentschaftswahl ein gleichbleibendes Zinsniveau und damit relativ günstige Möglichkeiten zur Immobilienfinanzierung. Eins der Institute rechnet sogar mit einem Sinken des Zinsniveaus. Betrachtet man jedoch einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten gehen nur noch 70 Prozent der Experten von einem gleichbleibenden Zinsniveau aus, 30 Prozent dagegen prognostizieren einen Anstieg der Hypothekenzinsen bei einer einsetzenden Erholung der Wirtschaft durch die Einführung eines Impfstoffs beispielsweise.

Verlängerung des Baukindergeldes begünstigt Immobilienkäufe

Eine weitere Maßnahme, die aktuell für eine Investition in Immobilien spräche, ist die kürzlich von der Bundesregierung beschlossene Verlängerung des Baukindergeldes bis März 2021. Dabei handelt es sich um staatliche Zuschüsse, die Familien mit Kindern beim Bau oder Kauf eines Eigenheims unterstützen sollen. Bezugsberechtigt sind Alleinerziehende oder Familien, die mindestens ein Kind unter 18 Jahren haben und ein jährliches Bruttohaushaltseinkommen von 75.000 Euro (pro Kind nochmal +15.000 Euro) nicht übersteigen. Laut Mohr findet diese Maßnahme bereits bei vielen Familien Anklang: “Insbesondere bei Familien mit mehreren Kindern kann das Baukindergeld den Kauf oder Bau des eigenen Zuhauses spürbar erleichtern. Wir merken in der Beratung, dass viele Familien gezielt nach Fördermitteln wie dem Baukindergeld fragen.“

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