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ImmoScout24-Analyse: Berliner Mietendeckel verfehlt sein Ziel

Der Berliner Mietendeckel verfehlt seine Intention und verschärft die Lage am Wohnungsmarkt in der Hauptstadt. Seitdem der Mietendeckel in Berlin in Kraft getreten ist, sind die Wohnungsinserate erheblich zurückgegangen.

137 Anfragen pro Wohnungsinserat

Der Immobilienmarkt für Wohnimmobilien in Deutschland entspannte sich auch trotz der Corona-Krise nicht. Unbeirrt stiegen die Preise der Krise zum Trotz weiter in die Höhe, da das Wohnangebot – vor allem in den Großstädten – die Nachfrage weiterhin nicht decken kann.

Besonders extrem hat sich diese Situation in der Bundeshautstadt Berlin zugespitzt. In keiner anderen Stadt ist der Andrang auf Wohnraum so stark wie in Berlin. Einer Analyse der Immobilienplattform ImmoScout24 zufolge, erhalten Wohninserate von Bestandsimmobilien durchschnittlich 137 Anfragen von Interessierten.

Mit rund 54 Prozent weniger Anfragen pro Inserat liegt Köln mit durchschnittlich 63 Kontaktanfragen auf einem abgeschlagenen zweiten Platz, gefolgt von Leverkusen mit durchschnittlich 57 Anfragen pro Inserat. Die hinsichtlich der Wohnungssuche ebenfalls umkämpften Städte Hamburg und München zählen durchschnittlich 53 beziehungsweise 40 Anfragen pro Inserat.

Mietendeckel verschärft den Kampf um Wohnungen in Berlin

Als signifikanten Faktor, weshalb der Wohnungsmarkt in Berlin im Vergleich zu den restlichen deutschen Metropolen so außergewöhnlich hart umkämpft ist, nennen die Autoren der Studie den seit Anfang 2020 geltende Mietendeckel in Berlin. Zwar seien die Durchschnittsmieten pro Quadratmeter im September 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat von 12,91 Euro auf 12,26 Euro pro Quadratmeter um 5 Prozent gesunken, aber auch das Angebot sei zurückgegangen.

„Das Gesamtangebot an Mietwohnungen in Berlin hat sich innerhalb eines Jahres allerdings um 41,5 Prozent verringert (Sept. 19 bis Sept. 20). Dieser Effekt wird fast vollständig durch Bestandsmietwohnungen, die vor 2014 fertiggestellt wurden, hervorgerufen“, heißt es in der Analyse.

Aber auch bei Neubauten steht Berlin hinsichtlich der Nachfrage auf dem ersten Rang. Hier kommen pro Inserat durchschnittlich 29 Anfragen, auf den Plätzen zwei und drei liegen in dieser Kategorie Karlsruhe (26 Anfragen) und Köln (25 Anfragen). Ein anderes Bild zeichnet sich in Ostdeutschland ab: So kommt in Städten wie Gera und Zwickau im Schnitt jeweils nur eine Interessenanfrage je Inserat.

In den anderen Metropolen nehmen die Wohnungsangebote zu

Das wachsende Ungleichverhältnis von Angebot und Nachfrage am Berliner Wohnungsmarkt lässt sich auch nicht mit der Corona-Pandemie erklären. Der Angebotsschwund beschränkt sich nämlich auf die Bundeshauptstadt. Im selben Zeitraum ist das Wohnungsangebot in den anderen Top-7-Metropolen der Bundesrepublik – Frankfurt am Main, Hamburg, Düsseldorf, München, Stuttgart und Köln – deutlich gestiegen, wie die Analyse ermitteln konnte.

So konnte in diesen sechs Städten ein Angebotszuwachs im Zeitraum von September 2019 bis September 2020 von 35,3 Prozent festgestellt werden. Das Angebot von Bestandsimmobilien, welche 2014 oder früher fertiggestellt wurden, ist ebenfalls um 38,5 Prozent gewachsen.

Dr. Thomas Schroeter, Geschäftsführer von ImmoScout24 kommentiert die Situation in Berlin wie folgt: „Vor allem für Bestandswohnungen ist der Nachfragedruck enorm hoch und eine Mietwohnung zu finden, ist schwerer denn je.“ So habe der Mietendeckel sein Ziel verfehlt und das Gegenteil bewirkt. „Das Gesamtangebot an preiswertem Wohnraum hat sich durch den Mietendeckel verringert. Damit verschärft die gesetzliche Regelung die Wohnungssuche in Berlin“, urteilt Schroeter.

Bildquellen: MichaelJayBerlin / Shutterstock.com