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In diesen EU-Ländern sind Immobilien teurer geworden

In Zeiten der Corona-Krise haben viele Immobilienmakler Sorge, dass die steigende Arbeitslosigkeit in der Bevölkerung zu Nachfragerückgängen und Preissenkungen in der Immobilienbranche führen wird. Auch das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat im Auftrag der Deutschen Reihenhaus AG in einer Studie ähnliche Prognosen aufgestellt: Basierend auf ihren Analysen rechnen die Autoren der Studie aufgrund von möglichen Insolvenzen und steigender Arbeitslosenquote im Rahmen der Corona-Krise mit einem Wohnimmobilienpreisrückgang von null bis zwölf Prozent in Deutschland.

Auch wenn viele Experten diese Meinung zu Beginn der Pandemie teilten, sind aktuell genau entgegengesetzte Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt in ganz Europa erkennbar. So verzeichnet das Statistische Amt der Europäischen Union “Eurostat” in der EU im ersten Quartal 2020 einen Anstieg der Hauspreise um 5,5 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal. Im Euroraum stiegen die Preise insgesamt um fünf Prozent. Dies sei laut den Angaben von Eurostat der höchste jährliche Anstieg seit dem zweiten Quartal im Jahr 2007.

Ermittelt wurden diese Daten durch Berechnung des sogenannten Hauspreisindex (HPI). Dieser beachtet Preisveränderungen aller Wohnimmobilien, beispielsweise Wohnungen und Einfamilienhäuser, die von den Haushalten im Euroraum und in der EU erworben oder verkauft werden. Dabei ist egal, ob die vorliegenden Immobilien neu gekauft oder nur nach einigen Jahren weiterverkauft werden. Die von den Mitgliedstaaten erstellten nationalen HPIs werden dann unter Verwendung des BIPs der jeweiligen Länder gewichtet und zu einem gemeinsamen HPI für die EU und den Euroraum zusammengefasst.

Bei der differenzierten Betrachtung der einzelnen Mitgliedsstaaten lassen sich daher einige Unterschiede in der Preisentwicklung der Immobilien feststellen. Unter den EU-Mitgliedstaaten wurden den Statistiken von Eurostat zufolge die höchsten Anstiege der Hauspreise im ersten Quartal in Luxemburg mit einer Preissteigerung von 14 Prozent und in der Slowakei mit einem Wachstum von 13,1 Prozent verzeichnet. Dicht dahinter folgten Estland (+11,5%), Polen (+11,3%) und Portugal (+10,3%). Ungarn war das einzige Land der EU, das einen Rückgang der Wohnimmobilienpreise im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal verbuchen musste. Betrachtet man jedoch die Änderung in Bezug auf das Vorquartal waren der Studie nach auch bei anderen Ländern Preissenkungen beobachtbar. Dazu gehören Malta (-4,3%), Ungarn (-1,1%), Irland (-0,8%) und Belgien (-0,1%).

Trotzdem ist die Gesamtpreisentwicklung im Euroraum und in der EU laut Eurostat mit einer Steigerung von 5 bzw. 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stark positiv. Und auch im zweiten Quartal ist laut Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp), aktuell keine negative Entwicklung der Immobilienpreise in Deutschland zu erwarten: “Ein massiver Preisrückgang, wie er bisweilen prognostiziert wurde, ist derzeit trotz des pandemiebedingten, dramatischen Einbruchs der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal 2020 um -10,1% noch nicht zu erkennen”, erklärt der Experte in einer Pressemitteilung vom August. So stiegen die Preise von Wohnimmobilien in Deutschland den Analysen der vdp zufolge auch im zweiten Quartal um circa sechs Prozent.

DIW-Immobilienexperte Michael Voigtländer ist sich – so wie viele andere – sicher, dass sich die Immobilienbranche gut von der Krise erholen wird: „Der Wohnimmobilienmarkt wird relativ gut durch die aktuelle Krise kommen”, prognostiziert Voigtländer in einer Pressemitteilung und glaubt trotz der künftig drohenden, kleineren Preiseinbrüche aufgrund der Pandemie auf langfristige Sicht weiterhin an die Stabilität des Immobilienmarktes.

Bildquellen: hywards/Shutterstock.com