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Inflation im Blick: Deutsche-Bank-Chef rechnet mit schweren Zeiten für Gewerbeimmobilien

Mitte 2022 beendeten kräftig steigende Zinsen den Preisauftrieb am deutschen Immobilienmarkt und beschleunigten den schon zuvor eingesetzten Preisrückgang. Da der rapide Anstieg der Kreditkosten zunehmend auch Bauträger in die Zahlungsunfähigkeit zu treiben droht, sind gewerbliche Immobilien zu einem Hauptthema für den Bankensektor und für ihre Aufsichtsbehörden geworden. Denn viele Kreditinstitute hatten in den letzten zehn Jahren in diese Anlageklasse investiert, um ihre Erträge angesichts negativer Zinsen zu steigern.

Das Engagement der Banken bei Gewerbeimmobilien ist inzwischen auch in den Fokus der Bankenaufsicht gerückt, da diese anscheinend befürchtet, die Geldhäuser könnten zu wenig Mittel für mögliche Kreditausfälle zurückgestellt haben. Mithin habe sich die Europäische Zentralbank an Immobiliengutachter gewandt, um zu prüfen, ob deren Schätzungen zu optimistisch sind, berichtete Bloomberg.

Deutsche Bank-Chef Sewing sieht harte Ära für Gewerbeimmobilien

Auch der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, sieht schwere Zeiten für Gewerbeimmobilien anbrechen, die nach seiner Aussage “in den nächsten Jahren tatsächlich ein schwierigeres Zeitfenster durchlaufen” würden. Die zur Inflationsbekämpfung wohl für längere Zeit höheren Zinsen hätten das Potential, den Markt durcheinanderzuwirbeln, erläuterte der Vorstandschef der Deutschen Bank im TV-Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Während sich das Engagement der Deutschen Bank bei der Gewerbeimmobilien-Finanzierungen „sehr in Grenzen hält“, würden die höheren Zinsen und der Trend zu mehr Heimarbeit auch im Nachgang der COVID-Pandemie die Anlageklasse belasten, ergänzte Sewing und betonte: „Es ist eine Anlageklasse, die man im Auge behalten sollte“.

Sewing erwartet, dass die Währungshüter die Zinssätze angesichts der „hartnäckig hohen“ Inflation wahrscheinlich für längere Zeit hoch halten werden. Auch ein weiterer Zinsanstieg sei nicht auszuschließen. „Die Zinssätze, die wir jetzt sehen, werden noch länger Bestand haben“, so Sewing. Ihm zufolge werde die Zinspolitik auch Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung im nächsten Jahr und im Jahr 2025 haben.

Gewerbeimmobilien-Kredite von rund 19 Milliarden Euro bei der Deutschen Bank

Laut dem Chef der Deutschen Bank hängen die Risiken, denen Banken bei gewerblichen Immobilien ausgesetzt sind, von ihren Kreditvergaberichtlinien ab. Zum Ende des zweiten Quartals hatte die Investmentbank der Deutschen Bank ausstehende Gewerbeimmobilien-Kredite in Höhe von rund 19 Milliarden Euro. Sewing sagte im Bloomberg-Interview, dass er sich mit den getroffenen Kreditentscheidungen sehr wohl fühle. Die Sparte sei ihm zufolge gut aufgestellt, um Abwärtsrisiken zu widerstehen, da sie konservative Zeichnungsstandards und einen Rahmen für die Risikobereitschaft besitze, der das Konzentrationsrisiko begrenzt.

Indessen hält Sewing Strukturreformen in Deutschland zur Unterstützung der Wirtschaft für notwendig, wenngleich er die Charakterisierung des Landes als „kranker Mann Europas“ zurückwies. Das Kreditbuch der Deutschen Bank meistere jedenfalls die Herausforderungen, erläuterte er gegenüber Bloomberg. Auch im Hinblick auf die Wirtschaft selbst und die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen sei er optimistisch, da das Portfolio ist sehr widerstandsfähig sei, fügte er hinzu.

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