,

Investieren in nachhaltige Immobilien: Pandemie beeinflusst institutionelle Investoren

Der Investitionsklima-Index aus Halbjahr eins 2020 zeigt: Nicht nur private Investoren haben mit der COVID-19 Pandemie zu kämpfen. Stattdessen beeinflusst das Virus auch die Anlagestrategie institutioneller Investoren immens.

Für Union Investment erhebt das Marktforschungsinstitut Ipsos halbjährlich den Investitionsklima-Index. Dazu wurden auch in diesem Jahr von Mai bis Juli 150 institutionelle Investoren in Deutschland, Frankreich und Großbritannien befragt – die Mitte August veröffentlichten Ergebnisse zeigen, wie ausschlaggebend der Einfluss von COVID-19 auf das Investitionsverhalten institutioneller Investoren ist.

“Weniger Risiko, geringere Rendite”

“Weniger Risiko, geringere Rendite” – das ist wohl das neue Motto der Experten aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien: 58 Prozent der Befragten halten der Studie zum Investitionsklima-Index zufolge diesen Ansatz aktuell für richtig, in Großbritannien sind es sogar 79 Prozent. Zum Vergleich: Vor der Pandemie waren es nur insgesamt 53 Prozent der Befragten.

Nur etwa fünf Prozent der befragten Experten halten es laut Union Investment jedoch für eine Option, vorübergehend überhaupt nicht in Immobilien zu investieren und damit die aktuelle Lage auszusitzen.

Sichere Anlagen: Diese Assetklassen werden profitieren

Um Risiken zu vermeiden, werden institutionelle Investoren zumindest kurzfristig ihre Interessensgebiete verschieben – dies kann den Studienergebnissen entnommen werden. So erwarten 55 Prozent der befragten Experten steigende Zuflüsse in der Assetklasse Wohnen und ganze 65 Prozent rechnen des Weiteren mit einem verstärkten Investitionsinteresse in den Bereichen Health Care und Logistik.

Olaf Janßen, Leiter der Abteilung Immobilienresearch bei Union Investment, wird dazu in einer Union Investment Presseinformation zitiert: “Beide Nutzungsarten [Health Care und Logistik] sind wenig krisenanfällig und tragen dazu bei, den Cashflow in einem Portfolio zu stabilisieren.”
Außerdem gaben ganze 49 Prozent der Befragten an, zunehmend in Core-Immobilien investieren zu wollen und etwa 42 Prozent planen, aus Sicherheitsgründen vermehrt im eigenen Land zu investieren.

Nachhaltige Immobilien im Kommen – Hotels verlieren institutionelle Investoren

Ein weiterer Profiteur der Interessensverschiebung der institutionellen Investoren ist die Assetklasse Nachhaltige Immobilien. Es scheint sich mit der Pandemie ein Schalter in der Branche umgelegt zu haben, denn in der diesjährigen Befragung gaben 31 Prozent der Investoren aus Großbritannien, 56 Prozent der deutschen Investoren und ganze 71 Prozent der französischen Investoren an, mehr in nachhaltige Immobilien investieren zu wollen – im Median sind das 54 Prozent.

Es gibt jedoch auch Verlierer-Assetklassen: Nur wenige Experten rechnen mit einem verstärkten Kapitalzufluss nach der Pandemie im Einzelhandel (13 Prozent) und der Hotellerie (15 Prozent). Im zweiten Halbjahr (H2) 2019 sah das noch ganz anders aus – damals rechneten knappe 40 Prozent der Befragten mit einem steigendem Transaktionsvolumen in der Assetklasse Hotel.

Deutschland als „Stabilitätsanker“ im Investitionsklima-Index

Übrigens: Deutschland wird von Union Investment in der Presseinformation zum Investitionsklima-Index als „Stabilitätsanker“ bezeichnet. Im Vergleich zum vorigen Halbjahr H2 2019 verlor Deutschland lediglich 0,6 Prozentpunkte, während Frankreich und Großbritannien, die zuvor deutlich höher im Index lagen aktuell bei weniger als 60 Punkten liegen.

“Deutschland profitiert von seiner wirtschaftlichen Stärke und dem bislang guten Krisenmanagement der Regierung. Berlin und Frankfurt haben, wie auch die anderen deutschen Standorte, eine überschaubare Büroflächen-Pipeline und damit gute Chancen, die Krise schnell hinter sich zu lassen”, so Janßen in der Union Investment Presseinformation.

Ob die Interessensverschiebung und damit Veränderung der Anlagestrategie institutioneller Investoren in Deutschland lang- oder kurzfristiger Natur ist, muss daher wohl noch abgewartet werden.

Bildquellen: Ozgur Guvenc / Shutterstock.com