Kanada verbietet Immobilienkauf für Ausländer – und sagt dem verknappten Wohnungsangebot den Kampf an
Auch in Kanada ist mangelnder Wohnraum ein Problem. Um diese Herausforderung in den Griff zu bekommen, gilt dort nun ein Gesetz, das ausländischen Investoren den Kauf von Immobilien untersagt.
Wohnraum in Kanada knapp
Nicht nur Deutschland leidet unter knappem Wohnraum: In Kanada stehen ebenfalls zu wenige freie Wohnungen bereit. Dies liege auch an ausländischen Investoren, die in den kanadischen Immobilienmarkt einsteigen und damit die Preise für Gebäude in die Höhe treiben, wie Premierminister Justin Trudeau in der Vergangenheit laut der „Süddeutschen Zeitung“ immer wieder kritisierte. Durch die Investitionen ausländischer Akteure werde Kanadiern der Zugang zu Eigentumswohnungen und Häusern erschwert, so der Regierungschef.
Marktvorteil für Kanadier
Bereits 2021 versprach Trudeau, Ausländern für zwei Jahre den Kauf von Häuser und Wohnungen in Kanada zu verbieten, sollte seine liberale Partei die Unterhauswahl im selben Jahr gewinnen. Mit dem Wahlsieg wurde dann im Frühjahr 2022 ein entsprechendes Gesetz verabschiedet. „Wir werden den Markt für Kanadierinnen und Kanadier fairer machen“, erklärte Finanzministerin und Vize- Premierministerin Chrystia Freeland laut der „Frankfurter Rundschau“. „Wir werden verhindern, dass ausländische Investoren ihr Geld in Kanada parken, indem sie Häuser kaufen. Wir werden sicherstellen, dass Häuser von kanadischen Familien genutzt werden, nicht als spekulative Kapitalanlage.“
Zahlreiche Ausnahmen
Seit Jahresbeginn werden Ausländer und ausländische Unternehmen, die in Kanada Immobilen erstehen wollen, nun vor Herausforderungen gestellt. Die Regelung soll jedoch nicht vorrangig Privatpersonen treffen, die nach Kanada auswandern wollen, sondern vor allem Großinvestoren. Daher hielt die kanadische Regierung im Gesetzestext auch einige Ausnahmen fest, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. So sollen die Einschränkungen nicht für Geflüchtete und Personen mit dauerhaftem Aufenthaltsrecht gelten, außerdem sind Immobilien, die zu touristischen Zwecken verwendet werden, wie etwa Ferienhäuser, von der Regelung ausgeschlossen. Kanada-Korrespondent Gerd Braune zufolge gelte das Gesetz außerdem nur für Gebäude mit drei oder weniger Wohneinheiten, wie er in einem Beitrag für die Frankfurter Rundschau erklärte. Auch in nur spärlich besiedelte Regionen greife der Erlass nicht.
Zinserhöhungen erschweren Zugang zu Eigentum
Kritiker des neuen Gesetzes berufen sich auf Daten der nationalen Statistikbehörde und argumentieren, dass Ausländer unter Immobilienbesitzern derzeit einen Anteil von weniger als fünf Prozent haben, so AFP. Stattdessen sollte der Bau neuer Wohnungen schneller umgesetzt werden.
Auch Benjamin Reitzes, Analyst bei BMO Capital Market, rechnet nicht mit starken Auswirkungen auf den kanadischen Immobilienmarkt. „Das ist eher eine Reaktion der Politik auf Berichte über einen Wohnungsmangel in Kanada“, zitierte Braune den Experten. So rücke der Kauf von Immobilien für viele Kanadier aufgrund des gestiegenen Leitzinses und den damit einhergehenden höheren Hypotheken weiter in die Ferne.
Bildquellen: Vasin Lee/Shutterstock.com