KfW: Die Immobilienblase ist ungefährlich

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat in der am 15. Oktober erschienenen Studie “Immobilienboom in Deutschland: This time is different?” den Bauboom in der Bundesrepublik durchleuchtet. Eine mögliche Immobilienblase würde die Wirtschaft demnach vor keine schwerwiegenden makroökonomischen Probleme stellen.

Lehren gezogen

Die KfW hält eine mögliche Immobilienblase für ungefährlich. Gründe dafür liefert die Förderbank in ihrer neuesten Studie über den anhaltenden Bauboom in Deutschland. Nach Angaben der Bank gebe es keine bundesweite Preisblase, auch wenn einige deutsche Städte ein Rückschlagpotenzial von 22 bis 40 Prozent aufweisen. Zwischen 2010 und Ende 2017 seien die durchschnittlichen Immobilienpreise etwa zwischen 30 bis 45 Prozent angestiegen – im Vergleich zur Krise in Spanien oder Irland, würde sich der Preisauftrieb in Deutschland relativieren. Zudem sei die Verschuldung der deutschen Haushalte, trotz Preissteigerungen und niedriger Zinsen, kaum gestiegen und lege derzeit im Vergleich zum BIP sogar einen Abwärtstrend hin. Die Vereinigten Staaten, Irland und Spanien wiesen im Vergleich dazu eine doppelt so hohe Verschuldung und ein viel größeres Kreditwachstum auf. Die KfW sieht keine bedrohlichen Entwicklungen in Bezug auf die Verschuldungen von Bauträgern. Die richtigen Lehren seien aus der Weltwirtschaftskrise gezogen worden. Die Bereitstellung von makroprudenziellen Instrumenten, welche auf die Steigerung der Widerstandsfähigkeit des Marktes abzielen, einer durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht festgesetzten Grenze und Stärkung der Risikotragfähigkeit der Banken durch höhere Kapitalanforderungen sind dabei einige der Maßnahmen.

Demografische Entwicklung

In Bezug auf die demografische Entwicklung der Bundesrepublik sieht die Förderbank Probleme beim derzeitigen Umfang der Bauinvestitionen. Die Altersgruppe der 20- bis 49-Jährigen, welche für den Großteil der Gründungen von Haushalten verantwortlich ist, schrumpfe laut der UN-Bevölkerungsschätzung jährlich um 1 Prozent – trotz einer Nettozuwanderung von 3,6 Millionen Menschen. Die Bevölkerungsverlagerung vom Land in die Städte erhöhe zudem den Platzbedarf pro Kopf. Nach Schätzungen bestehen aktuell Rückstände beim mittelfristigen Neubaubedarf von 350.000 bis 400.000 Wohnungen pro Jahr. Die Baulandknappheit und der Fachkräftemangel würden die Bedarfsdeckung erschweren. Auch ist es noch unklar, ob neue Technologien wie das Autonome Fahren, die Landflucht eindämmen können. Hinzu komme die schwer einzuschätzende Migrationsentwicklung, da volatile Migrationsströme wie im Falle von Spanien den Bauboom verstärken können und im Falle einer Krise diese Menschen sehr stark von der Arbeitslosigkeit betroffen seien. In den ländlichen Regionen solle man laut der KfW auf Renovierungen von bestehenden Immobilien setzen, um leerstehende Häuser zu vermeiden.

Bauboom in Deutschland

Die Förderbank sieht nach internationalen Standards kein überproportionales Gewicht des Bausektors für die gesamte Wirtschaft. Trotzdem weise die Baubranche einen Rekordwert im Juli 2018 auf. Die Risiken für die gesamte Wirtschaft seien zudem kaum vorhanden, da die Beschäftigung im Bau seit Mitte des letzten Jahrzehnts im gleichen Ausmaß wie die Erwerbsbevölkerung gestiegen sei und der Anteil sich bei 5,5 Prozent einpendeln würde und liegt damit unter dem OECD-Durchschnitt. Im Vergleich dazu machten in Irland und Spanien nach dem Platzen der Blase die im Bausektor verlorenen Stellen direkt 70 bis 80 Prozent der Beschäftigungsverluste aus. In Deutschland sei zudem kein übermäßiger Andrang junger Leute in das Baugewerbe festzustellen. Die Bauinvestitionen würden aktuell rund zehn Prozent des BIP ausmachen – in Spanien und Irland waren es vor der Krise knapp 20 Prozent. Der Anteil der Wohnungsbauinvestitionen am BIP liege mit voraussichtlichen sechs Prozent in 2018 zwar etwas über dem langfristigen Durchschnitt von 23 vergleichbaren OECD-Ländern, jedoch hätten die USA, Spanien und Irland im Höhepunkt der Immobilienblase mindestens doppelt so hohe Werte aufgewiesen.

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