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Konsequenz des Mietendeckels: Mietwohnungs-Angebot ist in Berlin um 25 Prozent gesunken

In Berlin sind die Inserate für Mietwohnungen innerhalb des vergangenen Jahres von Juli 2019 bis Juli 2020 um 25 Prozent zurückgegangen, wie eine Studie nun herausstellte. Als möglichen Grund nennen Experten den lokalen Mietendeckel.

Mietendeckel könnte Zweck verfehlt haben

Die Wohnungssuche in Großstädten gestaltet sich für die meisten Menschen als große Herausforderung, zum einen steigen die Mietkosten, zum anderen herrscht chronische Wohnungsknappheit.

Um dem entgegenzuwirken war in der Politik immer wieder die Rede von einem möglichen Mietendeckel, mit dem Ziel den besonders kritischen Märkten langfristig die Überspannung zu nehmen und Mieter zu entlasten.

Wie eine Studie von ImmoScout24, welche im Auftrag von der WirtschaftsWoche (WiWo) durchgeführt wurde, nun herausstellte, könnte der Mietendeckel jedoch einen gegenläufigen Effekt provoziert haben.

Weniger Miet-Objekte in Berlin

Das Immobilienportal analysierte die Inserate von Juli 2019 bis Juli 2020 in der Bundeshauptstadt Berlin. Das Besondere am Berliner Immobilienmarkt ist, dass hier die rot-rot-grüne Landesregierung als einzige den Mietendeckel gesetzlich verankerte.

Die Studie stellt heraus, dass innerhalb der zugrundeliegenden Periode von einem Jahr, das Angebot für Mietwohnungen um ganze 25 Prozent zurückgegangen sei. Die Analyse zeigt außerdem einen deutlichen Rückgang der Inserate mit Baujahren vor 2014, also den Immobilien, die vom Mietendeckel betroffen sind.

Hier ist ein Angebotsschwund um 47,4 Prozent zu erkennen, welcher einem Zuwachs von 24,4 Prozent der Neubau-Inserate gegenübersteht. Der Rückgang konnte durch neue Projekte also nicht aufgefangen werden. Gleichzeitig setzten immer mehr Eigentümer auf den Verkauf ihrer Immobilie, so wurden 38,8 Prozent mehr Wohnungen zum Kauf angeboten als noch vergangenes Jahr.

Dies ist die logische Konsequenz auf die fallenden Mieteinnahmen dieser Immobilien, hier sind die Quadratmeterpreise um über einen Euro von 12,91 auf 11,90 Euro pro Quadratmeter im Durchschnitt gefallen. Also ein Betrag, der nicht zu vernachlässigen ist, wie ein einfaches Rechenbeispiel zeigt. Bei einer 100 Quadratmeter-Wohnung währen das 110 Euro pro Monat beziehungsweise 1.320 Euro pro Jahr, die der Eigentümer weniger einnimmt.

„Ideologische Scheuklappen“

In Deutschlands Metropolen Frankfurt am Main, Hamburg, München, Stuttgart, Düsseldorf und Köln sind entgegengesetzte Trends zu erkennen. Hier stiegen die Miet-Inserate der betreffenden Immobilien von Juli 2019 bis Juli 2020 um 33,4 Prozent, wohingegen die Kaufangebote um 5,9 Prozent sanken.

„Der Mietendeckel richtet einen immensen Schaden an – bei Mietern und Vermietern“, kommentiert Kai Warnecke, Präsident des Verbandes Haus & Grund im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. Er führt aus, „für jeden, der nicht mit ideologischen Scheuklappen durch das Leben geht, [war dies] vorherzusehen.“

Laut ImmoScout24-Geschäftsführer Thomas Schroter sei es nun so schwer wie noch nie, eine Mietwohnung in der Bundeshauptstadt zu finden, wie er gegenüber der WirtschaftsWoche die Ergebnisse kommentierte.

Während die Studie also suggeriert, das Experiment des Mietendeckels möglicherweise umzustrukturieren beziehungsweise zu überdenken, vertritt Bernd Riexinger, Chef der Linken, einen konträren Standpunkt, wie er gegenüber der WiWo preisgab, „Die harten Fakten sprechen nicht für einen Kurswechsel, sondern für eine Intensivierung der Maßnahmen.“ Die Corona-Krise habe zudem etwas mit dem Inserats-Rückgang der Mietwohnungen zu tun, da weniger Menschen aufgrund von finanzieller Unsicherheit aus den Wohnungen ausgezogen seien, so Riexinger. Dagegen spricht allerdings, dass dies in allen anderen Großstädten nicht der Fall gewesen ist.

Bildquellen: anyaivanova/Shutterstock.com