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Mini-Wohnung in London: Sieben Quadratmeter für 90.000 britische Pfund verkauft

Die Hauspreise in London sind bereits seit einigen Jahren enorm hoch – der Preiswahnsinn wurde im Februar erneut deutlich, als eine Wohnung mit sieben Quadratmetern Grundfläche für ganze 90.000 britische Pfund verkauft wurde. Zuvor hatten Experten geschätzt, dass die Wohnung den Besitzer für noch mehr Geld wechseln würde.

Am 23. Februar 2022 wurde beim Online-Auktionshaus My Auction die – so der Guardian – kleinste je in London verkaufte Wohnung versteigert. Die Immobilie im Stadtteil Lower Clapton im Osten Londons hat nach Angaben von My Auction eine Grundfläche von sieben Quadratmetern. Darauf befinde sich ein Hochbett, etwas Stauraum, eine Mikrowelle, ein Klapptisch, eine Ablagefläche und eine Nasszelle mit Dusche und Toilette.

Der Startpreis von 50.000 britischen Pfund wurde um 80 Prozent übertroffen

Der Startpreis für die Auktion betrug 50.000 britische Pfund, wurde jedoch am Tag der Auktion mit einem Verkaufspreis von 90.000 britischen Pfund (rund 103.000 Euro) um 80 Prozent übertroffen. Wie der Guardian berichtet, habe „My Auction“-Geschäftsführer Stuart Collar-Brown eigentlich mit einem noch höheren Verkaufspreis – 130.000 britische Pfund – gerechnet: 2017 hatte die Immobilie nach Angaben des Spiegels bereits für 103.500 britische Pfund den Besitzer gewechselt. Auf der Website von My Auction ist vermerkt, dass aufgrund der geringen Grundfläche der Wohnung nicht damit zu rechnen sei, dafür eine Hypothekenbelastung oder ähnliche Finanzleistungen erhalten zu können.

Bereits im Vorfeld der Auktion erweckte dieses Immobilienangebot große Aufmerksamkeit: Ein Twitter-User betitelte das Apartment etwa als “vornehme Zelle”.

Immobilienexpertin: “Diese Unterkunft […] stellt keinen nachhaltigen Lebensraum dar.”

Julia Rugg, Wissenschaftlerin am Centre for Housing Policy der York University, beschreibt den Preis der Mini-Wohnung gegenüber dem Guardian als Spiegelbild des “sowieso übertriebenen Marktes für Wohnimmobilien in London,” dessen Entwicklung beunruhigend sei:

“Diese Unterkunft ist die kaum als Hotelzimmer geeignet und stellt keinen nachhaltigen Lebensraum dar. Es fehlt an Komfort und zwingt dazu, auf Wegwerfprodukte zurückzugreifen. Im Umfeld gibt es zwar viele Bars und Cafés, aber wenn man sich auf diese als Wohnraum verlassen muss, wird das Leben sehr teuer.”

Die monatlichen Mieteinnahmen belaufen sich auf 800 britische Pfund

Gegenüber dem Guardian erklärt Collar-Brown passend zu dem von Rugg beschriebenen Wohnsituation, das typische Profil eines Bewohners dieser Immobilie sei eine Person, die wenig zuhause ist und nicht in einer Wohngemeinschaft leben möchte, aber nicht die finanziellen Mittel für ein größeres Eigenheim habe. Die aktuelle Mieterin ist laut Guardian nur ein- bis zwei Mal zuhause und nutzt die Wohnung, um an bestimmten Tagen der Woche einen kürzeren Arbeitsweg zu haben.

Die Mieteinnahmen betragen, so My Auction, 800 britische Pfund im Monat, womit der Kaufpreis in wenigen Jahren abgedeckt werden kann.

Im Schnitt kostet eine Wohnimmobilie in London 520.000 britische Pfund

In Großbritannien lag der durchschnittliche Preis für Wohnimmobilien im November 2021 bei 271.000 britischen Pfund, was einen Anstieg von 10,0 Prozent im Vorjahresvergleich darstellt. In England war der Durchschnittspreis mit 288.130 britischen Pfund am höchsten, wobei London national an der Spitze steht: Dort kostet eine Wohnimmobilie im Schnitt 520.000 britische Pfund. Diese Daten hat das britische Office for National Statistics erhoben.

Bildquellen: Bucchi Francesco / Shutterstock.com