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Nach Corona-Krise in China: Immobilienmarkt vor dem Absturz?

Laut offiziellen Angaben der chinesischen Regierung gibt es innerhalb der Volksrepublik kaum noch Neuinfektionen mit dem neuartigen Corona-Virus. Die schlimmste Phase der Corona-Epidemie scheint vorerst überstanden zu sein. Doch China sieht bereits neue Probleme auf sich zu kommen.

Die Seismologie lehrt uns, dass auf ein starkes Hauptbeben ein ebenfalls verheerendes Nachbeben folgen kann. Demnach wird die Corona-Krise nicht einfach ohne gravierende Folgen zu überstehen sein. Mittlerweile meldet die Volksrepublik China, die Ausbreitung des Virus im Griff zu haben. An eine Rückkehr zum normalen Alltag ist zwar für die Bürger noch nicht zu denken, jedoch können die strengen Ausgangs- und Kontaktsperren etwas gelockert werden. Trotz dieser guten Nachricht ist der Kampf zur Wiederherstellung der gewohnten Ordnung noch lange nicht gewonnen. Die notwendige Quarantäne hat nicht nur das gesellschaftliche Leben lahmgelegt, sondern auch die Wirtschaft nahezu zum Erliegen gebracht.

Gesundheitlicher Notstand überträgt sich auf die Wirtschaft

Der britische Wirtschaftsjournalist und Chef-Kommentator der Financial Times, Martin Wolf, bezeichnet das Coronavirus nicht nur als gesundheitlichen Notfall, sondern auch als wirtschaftliche Krise. Der Schaden könnte seiner Meinung nach sogar noch größer sein als in den Jahren 2008 und 2009.

China ist das erste Land, welches diese Entwicklung durchlebt. Die ökonomischen Folgen der Schutzmaßnahmen werden jetzt, nach dem deutlichen Rückgang der Infektionsrate, zunehmend spürbar. Die Aktivitäten der Verbraucher und Unternehmen wurden in den letzten Wochen nahezu vollständig auf Eis gelegt. Sowohl das Angebot als auch die Nachfrage ging bei vielen Produkten rapide zurück oder verschwand komplett. Nach der Eindämmung des gesundheitlichen Notstands, ist es nun an der Zeit, die Wirtschaft aus dem Krisenmodus herauszuführen. Dabei dürften Kunden und Produzenten nach der Abschottung knapp bei Kasse sein. Mit einem ansteigenden Konsum ist auf die Schnelle daher wohl nicht zu rechnen. Vielmehr ist ein zögerliches Sparverhalten wahrscheinlich, wobei sich die Bürger weiterhin auf den Kauf von essenziellen Waren konzentrieren werden.

Das Szenario birgt das Risiko eines Teufelskreises, indem durch eine anhaltende, niedrige Nachfrage überall das Geld fehlt. Die knappe Liquidität könnte anschließend zu einem Dominoeffekt führen. Der chinesische Immobilienmarkt ist hierbei besonders gefährdet.

Chinas Immobiliensektor gerät unter Druck

Nach Angaben der Website “S&P Global”, gingen die Neubauten in China über die Monate Januar und Februar aufgrund der Quarantäne um 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Die Hausverkäufe brachen ebenfalls um etwa 40 Prozent ein. Dadurch gehen laut dem Nachrichtenportal Bloomberg kleinen und mittelgroßen Immobilienunternehmen wichtige Einnahmen verloren. Sie können ihre laufende Bautätigkeit nicht mehr mit den Erlösen aus bereits abgeschlossenen Projekten finanzieren und geraten in wirtschaftliche Schieflage. Infolgedessen mussten über 105 Unternehmen der Branche in den ersten beiden Monaten des Jahres 2020 Insolvenzanträge stellen.

Die bevorstehenden Firmenpleiten werden allerdings nicht nur Auswirkungen auf China haben. Nach Informationen der Financial Times seien die Immobilienentwickler wichtige Kreditnehmer auf dem Offshore-Dollar-Markt. Die Nullzinspolitiken der westlichen Zentralbanken machen die Kredite für Investoren besonders attraktiv. Zahlungsausfälle würden deshalb weit über die asiatischen Grenzen hinweg spürbar werden.

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Der weltweite Immobilienmarkt bleibt weiterhin attraktiv. grundbesitz global investiert weltweit in Gewerbeimmobilien aus den Bereichen Büro, Logistik und Einzelhandel. Warum das für Privatanleger interessant ist.

Wie viel Unterstützung die Akteure von den öffentlichen Behörden erwartet können, ist noch ungewiss. Diese sind selbst stark von den Grundstücks- und Immobilienverkäufen abhängig und durch den wirtschaftlichen Einbruch geschwächt. Insgesamt soll der Immobiliensektor einen Anteil von 25 Prozent am chinesischen Bruttoinlandsprodukt haben. Ein Niedergang der Immobilienwirtschaft würde also nicht nur China in eine finanzielle Krise stürzen, sondern auch internationalen Geldgebern erheblichen Schaden zufügen.

Bildquellen: Sean Pavone / Shutterstock.com