,

New York, L.A. oder Phoenix? In welche Städte zieht es die Amerikaner – und von wo flüchten sie?

Wenn es darum geht, sich an einem neuen Standort niederzulassen, spielt eine Reihe von Faktoren wie gut bezahlte Jobs, erschwinglicher Wohnraum, Lebenshaltungskosen oder Klima eine bedeutende Rolle.

Diese haben in den letzten Jahren US-amerikanische Bürger nicht selten dazu veranlasst, ihren aktuellen Wohnort zu verlassen. In Zeiten der Rezession zog es beispielsweise viele US-amerikanische Bürger in große Städte, wo sich die besseren Berufschancen ergaben. In den Aufschwungsjahren hingegen flohen die Menschen aus großen Metropolen, weil das Leben aufgrund der zu hohen Wohn- und Lebenshaltungskosten immer schwerer wurde. „Städte, in denen die Steuern niedrig und die Wohnkosten angemessen sind, werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren einen großen Zustrom von Menschen erleben“, so Demograf Ken Gronbach von KGC Direct gegenüber The Realtor.

Die Datenexperten von The Realtor.com wollten wissen, in welche US-Städte es die Amerikaner besonders zieht – und vor welchen sie am meisten fliehen. Anhand der Bevölkerungsdaten der US-amerikanischen Statistikbehörde (U.S. Census Bureau) zwischen 2012 und 2016 haben die Studienautoren die Differenz von ausgewählten Metropolen ermittelt, die sich aus der Anzahl der ein- und ausziehenden Bürger ergibt.

Wo man für den gleichen Preis besseren Wohnraum bekommt …

Aus der Datenerhebung ging hervor, dass die Stadt, die von den meisten Amerikanern als neuer Wohnort in Betracht gezogen wird, Phoenix im US-Bundesstaates Arizona ist. Die Netto-Zuwanderung beträgt hier 37.188 Menschen. Die Region ist ein Zufluchtsort für viele Bürger geworden, die aus den teuren Städten der Westküste fliehen. Vor allem die riesigen Seniorenwohnheime wie Sun City und die einstöckigen Häuser mit umzäunten Gärten sind ein Markenzeichen der Stadt. Die stabile Wirtschaft sorgt dafür, dass viele junge Arbeitskräfte in die Region ziehen, lautet das Studienergebnis.

Ebenso beliebt ist die kalifornische Stadt Riverside, die besonders aus New York viele neue Anwohner anzieht. Rund 390.000 US-Dollar kostet hier im Durchschnitt ein Eigenheim. Verglichen mit anderen Regionen wie Los Angeles oder San Diego, wo sich die Kosten zwischen 660.000 und 730.000 US-Dollar bewegen, befindet sich das noch im erschwinglichen Bereich. An dritter Stelle kommt die Hauptstadt des US-Bundesstaates Texas, Austin, wo die Wohnkosten trotz wirtschaftlichen Aufschwungs nicht in astronomische Höhen geklettert sind. Vor allem aus San Francisco, Los Angeles oder Houston zieht es viele neue Anwohner hier hin.

Eine weitere Stadt aus Texas, in der es sich gut leben lässt, ist der Studie zufolge Houston. Die Netto-Zuwanderung beläuft sich hier auf 29.098 Menschen, die vor allem aufgrund der vielen gut bezahlten Jobs der Öl- und Gasindustrie in die texanische Stadt ziehen. Für rund 310.000 US-Dollar im Durchschnitt können neue Zuwanderer ein Eigenheim erwerben. Nicht zuletzt ist auch Orlando, Florida, eine beliebte Stadt für Wohnungssuchende. Auch hier wurde eine Netto-Zuwanderung von 26.635 Menschen erfasst. Gut bezahlte Jobs im medizinischen und technischen Bereich, angenehmes Wetter und erschwingliche Wohnungen sind einige der Faktoren, die für die Gegend sprechen. Rund 300.000 US-Dollar kostet hier ein Eigenheim.

… und vor welchen Städten die Menschen fliehen

Man mag es nicht glauben, aber New York ist jene Stadt, vor der die meisten Amerikaner fliehen. Der Durchschnittspreis von 530.000 US-Dollar für ein Eigenheim ist für viele so hoch, dass sich für New York eine Netto-Abwanderung von 222.959 Menschen ergibt. Sie ziehen in erschwinglichere Regionen wie Miami, Philadelphia oder Atlanta. „Niemand möchte für immer in der Stadt leben“, so Gary Malin, Präsident des New Yorker Immobilienbrokerage Citi Habitats, die große Aufregung um die Stadt sei irgendwann vorbei. Eine weitere weltberühmte Metropole, vor der rund 108.421 Menschen im Durchschnitt fliehen, ist Los Angeles. Ebenso wie die Stadt aufgrund ihres Rufes viele Menschen anzieht, schreckt sie auch viele ab. Hohe Wohnkosten und starker Verkehr machen das Leben in L.A. immer schwerer.

Ähnlich verhält es sich mit Chicago, Illinois. Neben der äußerst kalten Winterjahreszeit fliehen viele Bewohner vor allem vor der hohen Vermögenssteuer. Diese ist derart hoch, dass Chicago landesweit an zweiter Stelle landet. „Hier gibt es tolle Jobs“, so Scott Curcio, Broker bei Coldwell-Banker gegenüber The Realtor, „aber Chicago wird immer teurer“. Aufgrund dessen fliehen viele nach Houston, wo sowohl die Wohnkosten als auch das Klima angenehmer sind. Viele Menschen entscheiden sich dazu, auch Detroit, eine Stadt im US-Bundesstaat Michigan, zu verlassen. Seit den 50er Jahren ist die Bevölkerung hier von 1,8 Millionen Bürgern auf 700.000 geschrumpft, obwohl die Region derzeit einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt und neue Jobs entstanden sind.

Nicht zuletzt ist auch die US-amerikanische Hauptstadt Washington D.C. Teil jener Gegenden, der viele Menschen den Rücken zukehren. In der Metropole leben viele Angestellte zwischen 20 und 40 Jahren, die vorübergehend für Nonprofit-Organisationen, Nachrichtenagenturen oder politische Kampagnen arbeiten und dann irgendwann wieder wegziehen. Der Rückgang an Einwohnern sei laut Angaben der Studie allerdings nicht in der gesamten Region zu beobachten – im Gegenteil. In der Stadt selbst nimmt die Anwohnerzahl zu. Der Rückgang sei lediglich in den umliegenden Vororten zu verzeichnen. Rund 430.000 US-Dollar im Durchschnitt kostet hier ein Eigenheim.

 

 

Bildquellen: blvdone/Shutterstock.com